16. Meddi der Angsthase

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PoV: Felix

„Du musst halt vor allem in den Kurven vorsichtig sein, da fliegt man ziemlich schnell raus und dann noch...“ Ich schaltete ab. Nie wieder würde ich eine Frage von Meddi betreffend der Steuerung eines Karts mit „Simon, erklär du mal“ beantworten. Denn das war wirklich ein großer Fehler. 

Meddi hatte sich vorgebeugt (sie saß auf dem Rücksitz) und schien tatsächlich zu zu hören, was Simon für Hinweise gab. Und dann fuhren wir an einem Schild vorbei.

„Simon! Du hast schon wieder die Ausfahrt verpasst!“ Ja. Schon wieder. Simon hatte gerade tatsächlich zum dritten Mal eine verdammte Ausfahrt verpasst. Und das im Vollspeed.

„Bitte wenden“, leistete das Navi seinen total überflüssigen Beitrag zum Gespräch. Bisschen spät, nicht wahr? Simon kurvte weiter sinnlos durch die Gegend, auf der Suche nach einem geeigneten Platz zum Wenden. Aber trotzdem hörte er nicht auf zu reden.

„Jedenfalls, da aufpassen, dass du nicht übersteuerst. Wenn du ein bisschen Übung hast kannst du in den Kurven auch gegenlenken.. Aber das würde ich erst später machen. Weil es halt schwierig ist. Nach so drei Runden...“ ich schaltete wenig überraschend wieder ab. Wie man Kart fuhr, wusste ich. Da brauchte ich keine Theoriestunden für.

Als das Navi in seiner Nerven strapazierenden Stimme verkündete: „Sie haben ihr Ziel erreicht“, atmete ich erleichtert auf. Und auch wenn Meddi es deutlich besser verbarg als ich, sie wirkte ebenfalls erleichtert.

„Danke fürs Fahren, Simon“, sagte ich, stieg aus dem Wagen und öffnete die Tür für Meddi.

„Bis später.“ Meddi grinste Simon an. 

„Tschau ihr Süßen. Amüsiert euch gut.“ Simon zwinkerte Meddi zu. Aber kein normales Zwinkern. Nein, das wäre ja viel zu gewöhnlich gewesen. Nein, er zwinkerte so richtig schön übertrieben.  Vor genau solchen Aktion hatte ich geredet, als ich Meddi vorhin gewarnt hatte.

Meddi winkte Simon noch mal zu, bevor ich sie in Richtung Kartbahn weg zog.

Und auf einmal hatte sie eine Kamera in der Hand und fummelte daran rum.

„Was ist denn los mit diesem blöden Teil? Ich kriegs einfach nicht an.“

„Gib her.“ Ich versuchte nicht zu grinsen, denn das Problem war offensichtlich. Der Akku war ganz einfach rausgerutscht. Und bis auf Meddi hätte das garantiert auch jeder gemerkt. Jeder. Ich nahm ihr, nachdem ich noch ein paar Sekunden zugeschaut hatte, belustigt die Kamera aus der Hand, schob unauffällig den Akku rein und schaltete die Kamera an.

„Wie hast du das gemacht?“ , fragte Meddi. Sie klang unglaublich neugierig. 

„Tja. Das wüsstest du wohl gerne.“ Ich drückte auf den Aufnahmeknopf und begann zu reden.

„Hallo meine lieben Joonges.“

„Das sind nicht deine Joonges“, protestierte Meddi.

„Was dann?“, fragte ich provozierend.

„Freaks. Alles Freaks." Fraeks. Toller Begriff für Fans. Ich konnte echt nicht anders als einen auf Klugscheißer zu machen.

„Du weißt schon, dass Freak eine bösartige Bezeichnung für körperlich missgebildete Menschen ist.“

„Ja. Sag ich ja. Meine Zuschauer.“

„Achso. Natürlich. Du gehst also einfach eiskalt davon aus, dass alle deine zuschauer Missgeburten sind?“

„Jooooooo, wahrscheinlich!“ Jetzt zitierte sie Nico auch noch. Langsam wurde ich echt eifersüchtig auf diesen Kerl. Mich würde sie nämlich vermutlich nie zitieren. 

„Leute, bitte schreibt mal in die Kommentare ob ihr diesen Typen kennt.“ Sie nahm mir die Kamera aus der Hand und deutete auf mich. 

„Was machen wir heute Dner?“ Es klang verdammt ungewohnt, wenn sie mich Dner nannte. Aber ich wusste es zu schätzen, dass sie sich den Namen gemerkt hatte und ihn auch in den Videos verwendete.  Solange sie mich privat weiter Felix nannte, war ich zufrieden.

„Jetzt hast du verraten wer ich bin. Aber wir spielen Mario Kart in RealLife.“ Ich grinste in Meddis Kamera. 

„Ich werde sterben, Leute  Und jetzt wisst ihr, wem ihr die Schuld dafür in die Schuhe schieben dürft.

„Du hast ja bloß Angst.“

„Ja.“

„Tja.“ Ich schnappte mir Meddi, warf sie mir über die Schulter und trug sie auf den Eingang zu. Ich hörte, wie sie auf meiner Schulter munter weiter in die Kamera plapperte. Jap. Munter. Und fröhlich. Total nett. Kiene Beschwerden, darüber, dass sie auf meiner Schulter hing. Nicht mal bösartige Kommentare.

„Ihr könnt in den Kommentaren ja mal wetten, wie viele Autos ich schrotte.“

„Ich wette sie schrottet alle. Und erst dann werden wir aufhören zu fahren“, spottete ich. 

„Ihr merkt, dass Dner fast genau so viel Vertrauen in mich hat, wie ich.“

„Sieht das in der Kamera cool aus, wenn ich das hier machen?“ Ich begann mich im Kreis zu drehen und konnte mir gut vorstellen, wie süß Meddis Haare jetzt im Kreis flogen. Und sie natürlich auch. 

„Sieht bestimmt megageil aus, wie meine Haare in die Kamera hängen. Also Leute, wir sehen uns dann in den Karts wieder. Und tschödelö, würd ich mal sagen.“ Sie schaltete die Kamera aus.

„Und jetzt lass mich runter du Spast.“

„Du bist voll schizophren“, informierte ich, ließ sie aber runter.

„Oh scheiße.“ Entsetzt starrte Meddi auf die Kartbahn. Keiner der aktuellen Fahrer hatte Speed drauf. Sie krochen quasi über die Bahn. Ich konnte nicht anders als zu lachen. Meddis panisches Gesicht, gepaart mit diesen langsamen, fast kriechenden, Karts, sah einfach zu geil aus.

„Das ist wirklich ganz einfach“, versicherte ich.

„Genauso haben sich Simons Erklärungen auch angehört“, murmelte Meddi wenig überzeugt. Sie schein echt Schiss zu haben. Dabei war Kart fahren nun wirklich das Einfachste auf der Welt.

„Felix?“

„Ja Kleines?“ Ich fand Kleines passt zu ihr. Der Name provozierte Meddi, passte aber zu ihrem Aussehen.

„Ich bin zwei Mal durch die Fahrscheinprüfung gefallen. Und hab dann mit null Fehlern in der Theorie und fünf in der Praxis bestanden.“ Oha. Das war wirklich ziemlich mies.

,,Aber Kartfahren ist viel einfacher. Eher so wie... also … ähm... Rad fahren.“ Das war gelogen. Kart und Rad fahren hatten rein gar nichts gemeinsam. Aber Meddi sah etwad ruhiger aus und die Unterschiede zwischen Kart und Rad fahren würde sie schon irgrndwie mitbekomen. Und volkommen egal wie gering ihr Talent war, was Autos anging, das würde sie hin kriegen. Ich meine hallo? 

Es ging ums Kart fahren. Sie musst bloß ihre Angst überwinden.

Ja, Nein, Vielleicht | DnerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt