PoV: Meddi
Ich war mehr als nervös. Ich lief in meinem Zimmer auf und ab, setzte mich hin, stand wieder aus, räumte mal wieder Sachen von einer Ecke in die nächste und war einfach überfordert. Zum Einen war Ardy weg. Ich hatte ihn gestern Abend fragen wollen, ob man vielleicht die Sache mit DragonBall nachholen könnte, aber er ist nicht da gewesen. Und das, laut Taddls Aussage, schon den zweiten Tag. Und ihr müsst mir gar nichts erzählen, denn ich wusste ganz genau, dass man die Schuld dafür bei mir suchen durfte und auch finden würde. Ja geil.
Ich schob eine leere Pizzapackung mit dem Fuß unter mein Bett. Sie würde jetzt dem Rest meines Mülls, der es noch nicht bis in meinen Mülleimer geschafft hatte, Gesellschaft leisten. Dann schaute ich auf meine Uhr, vergrub meinen Kopf in den Händen und wünschte mir, dass es nicht schon um sieben wäre. Denn eigentlich hatte ich früh ins Bett gehen wollen, damit ich eine sinnvolle Entscheidung treffen konnte. Jetzt kann man sagen, gut. Um sieben. Ist doch früh. Aber es war nun mal nicht um sieben abends. Sondern eher um sieben am Morgen und damit nur wenige Stunden, bevor ich bei Felix vor der Tür stehen sollte. Und aufgrund des fehlenden Schlafs sah mein Zimmer zwar viel besser aus, als vorher, aber ich war mir durchaus darüber im Klaren, dass die, nennen wir es ruhig „fast-Ordnung“, die aufgrund meiner schlaflosen Nacht mein Zimmer überfallen hatte, kein Spiegel meiner Seele war. Weil meine Seele bloß noch aus hunderten kleinen Gedanken und Gefühlen und Wünschen bestand, die sich definitiv nicht miteinander vereinbaren oder ordnen lassen würden.
Und einer dieser Gedanken gewann gerade irgendwie die Oberhand. Nachdem ich gestern Paula per Skype alles erzählt hatte und meinem süßen Marty erklärt hatte, dass es ganz natürlich war, wenn Kenny die Sommerferien nutzte um komplett auszurasten, hatte ich mir eine Pizza bestellt und mir EnergyDrinks in meinen nagelneuen, zimmereigenen Kühlschrank gelegt. Und danach? Was hatte ich dann bitte die zehn oder elf Stunden danach gemacht? Wisst ihr, es war die eine Sache, zehn Stunden lang über sinnlose Sachen nachzudenken. Aber wenn man danach nichts, und zwar wirklich gar nichts, erreicht hatte und jetzt schon fast zu müde warum vernünftig zu denken, dann war das traurig. Und jetzt machte ich einfach weiter damit, über alles und nichts nachzudenken.
Okay. Ich würde mir jetzt ins Gedächtnis rufen, was ich gestern gemacht hatte und das dann einfach meiden. Denn wenn ich nichts unproduktives machte, dann musste ich ja etwas produktives oder wenigstens kontraproduktives machen, das mich aus dieser erbärmlichen „Nichts tu“ - Phase befreien würde. Also. Wenn ich nicht gerade ziellos durch mein Zimmer gewandert bin, hatte ich mein Handy geöffnet, in der Hoffnung, dass es mir irgendeinen Grund lieferte, um mein „Date“ ins Wasser fallen zu lassen. Weil ich eigentlich erwartete, dass das Date eine Qual sondergleichen werden würde. Wie alles, das in irgendeiner Weise mit Felix zu tun hatte. Das begann schon bei den schadenfrohen Kommentaren unter jedem meiner Videos, die sich voll geheuchelter Fröhlichkeit munter über die Beziehung zwischen mir und Felix austauschten. Und das unter jedem Video. Wie ich diese Menschen hasste.
Aber trotz der zahlreichen Möglichkeiten hatte niemand geschrieben. Gott, es hätte mir ja schon gereicht, wenn Taddl mich unterschwellig gebeten hätte, die Sache abzublasen. Auch wenn ich nicht wusste, warum er das hätte tun sollen. Oder Ardy. Ardy hätte mir doch schreiben können. Aber auch er hatte mich in Ruhe gelassen. Wisst ihr was? Ich glaube, ich hatte in meinem Leben bisher einfach zu viel Glück. Warum sonst, sollte das Schicksal mir einen Typen schicken, der mich pausenlos zum Sabbern brachte, mit dem ich Spaß hatte und bei dem ich mir immer besonders vorkam und mir immer wieder Hoffnung machte, nur damit er oder ich das alles wieder kaputt machten. Ja. Daran musste es liegen. Das Schicksal wollte mir einfach eins reinwürgen. Jetzt musste ich nur noch entscheiden, ob ich mich dem Willen des Schicksals beugen oder rebellieren sollte.
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Ja, Nein, Vielleicht | Dner
FanfictionMeddi ist YouTuberin. Und eine relativ bekannte, wie sie gerne Mal erzählt. Was andere YouTuber machen hat sie bisher noch nie interessiert. Und deswegen hat sie auch keine Ahnung worauf sie sich einlässt, als sie kurzfristig nach Köln zieht. Vor al...