PoV: Felix
Ich war nicht müde. Ich hatte lange geschlafen. Ich hatte mich aufs Ohr gehauen, sobald ich ein Video aufgenommen, geschnitten und hochgeladen hatte und mich auf Twitter für den unangekündigten Ausfall entschuldigt hatte. Begründet hatte ich das mit „private Probleme“. Stimmte doch auch irgendwie. Und trotzdem fühlte ich mich schlecht. Wisst ihr, YouTube war alles was ich hatte. Es war mein Lebensinhalt. Ich hatte keinen anderen Job, ich studierte nicht mal mehr. Und klar, YouTube war Aufwand und alles, aber einfach ohne Vorwarnung für zwei Tage komplett von der Bildfläche zu verschwinden war halt mega asi. Keine Infos auf YouTube, Twitter, Facebook, Instagram und auch keine nachträgliche Erklärungen. „Private Probleme“. Stimmte zwar irgendwie, glich mein schlechtes Gewissen, aber nicht aus. Für das Leben, was mir ermöglicht wurde, mit all den tollen Menschen, Reisen, der ziemlich guten Bezahlung und der Möglichkeit mir meine Zeit selbst einzuteilen, hatte ich nun mal mein Privatleben minimiert. Ich hatte mich darauf eingelassen und dann sollte ich wohl auch entsprechend Videos produzieren.
Heute hatte ich bis drei ausgeschlafen. Dann hatte ich mir doch einen von Meddis EnergyDrinks aus meinem Kühlschrank genommen und zu meiner großen Verwunderung festgestellt, dass ich tatsächlich keine neuen WhatsApp Nachrichten betreffend des TomorrowLands bekommen hatte. Dann dachte ich wieder an Meddi und meine Laune sank schlagartig. So von ganz knapp im Pulsbereich bis ganz weit in den Minusbereich.
Ich verstand es nicht. Ich verstand es einfach nicht. Ich will nicht bezweifeln, dass meine Fragen vorgestern Nacht so ideal gestellt waren, aber wenn man eigentlich davon ausgeht das „Ja, ich würde wieder mit dir schlafen“ kein Synonym für „Ich hasse dich“ ist, dann ergab es absolut kein Sinn sich am nächsten Morgen, ohne auch nur daran zu denken eine Nachricht oder so zu hinterlassen, aus dem Zelt zu schleichen. Und ich hatte Meddi auch seitdem nicht mehr gesehen. Keine Ahnung warum. Vor allem... nein. Es gab einfach keinen plausiblen Grund für Meddi einfach zu gehen. Keinen einzigen. Oder meine Menschenkenntnisse waren jetzt im Minusbereich in etwa da, wo auch meine Stimmung war. Oder Meddi wollte irgendwelche Psychospielchen mit mir spielen, die ich nicht verstand. Who knows... .
Und was machte man, wenn man an Meddi dachte, aber eigentlich nicht an sie denken wollte? Richtig, man spielte eine Runde GTA mit Kev, schnitt voller ungewohnten Elan die Videos, ging dann einkaufen und schnitt dann weiter. Ich wusste, dass die meisten Leute lieber aktuelle Videos mochten, aber ich war nun mal ein Mensch, der sich gerne mal ein paar Tage Off nahm und dann immer ganz gerne schon mal vorproduziert hatte. Vor allem, weil ich ein Mensch war, der nun mal seine paar guten Tage hatte, an denen seine Produktivität komplett ausrastet und ein paar Tage, an denen einfach gar nichts geht. Und heute war nun mal einer dieser produktiven Tage, weil schneiden und dabei Hoodie Allen hören nun mal ziemlich gut ablenkten. Ich hatte lange nicht mehr so viel Arbeit in den Schnitt gesteckt. Und als dann eine WhatsApp von Izzi eintrudelte, der offenbar mitbekommen hatte, dass ich nicht mehr verschollen war, war es schon gegen acht, ich war schon über einen Tag lang raus aus dem TomorrowLand und da sich die Fragen zu diesem Thema bisher in Grenzen gehalten hatten – ich war ehrlich gesagt zumindest überrascht davon, dass Simon noch immer keine genaueren Informationen angefordert hatte – dachte ich gar nicht mehr daran, dass mein so ziemlich bester Freund, der seine Position als mein Wingman zugunsten von Paula schon so gut wie aufgegeben hatte, eventuell ein paar Fragen haben könnte, die in Richtung der letzten Tage gehen könnten.
Und so las ich die WhatsApp Nachricht, in der Izzi auch deutlich machte, dass er schon drei, vier mögliche Thementweets herausgesucht hatte und fand die Idee „Ramble“ zumindest schon mal aufzunehmen eigentlich ziemlich gut. Izzi meinte, wir könnten ja ein bisschen über Freundschaft rambeln und so kam es, dass der erste Treffpunkt unsere Uni war. Weil das tatsächlich der Ort war, der uns zusammengeschweißt hatte. Auch wenn ich jetzt nicht mehr studierte, während Izzi schon beinahe fertig mit seinem Studium war. Ich fragte mich immer noch, wie mein Leben wohl aussehen würde, hätte ich mein Studium nicht hingeschmissen. Würde ich dann genau so viel Geld verdienen? Wohl kaum, aber immerhin wären meine Aussichten auf ein Leben ohne YouTube größer. Ich liebte YouTube und ich liebte meine Abonnenten und alles, aber manchmal wünschte ich mir mein Leben, als stinknormaler Student zurück. Mit einem normalen Leben und Aussichten auf einen normalen Job. Inmeiner derzeitigen Situation hatte ich gar keine Wahl als mit YoubTube weiter zu machen. Klar, Ausbildung, wieder studieren, ich wäre wieder genau da, wo ich nach meinem Schulabschluss war. Abgesehen davon, dass ich noch eine Weile relativ gut weiter verdienen würde und dass ich genug Geld hatte, um mir das Studium relativ problemlos zu finanzieren.
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Ja, Nein, Vielleicht | Dner
FanfictionMeddi ist YouTuberin. Und eine relativ bekannte, wie sie gerne Mal erzählt. Was andere YouTuber machen hat sie bisher noch nie interessiert. Und deswegen hat sie auch keine Ahnung worauf sie sich einlässt, als sie kurzfristig nach Köln zieht. Vor al...