44. Entspannen mit Meddi

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PoV: Paula

Ich lag in einem dünnen Sommerkleid im Garten. Aber anstatt, wie gewöhnlich, auf den Pool und das preisgekrönte Blumenbeet meiner Mutter zu schauen, schaute ich in Richtung Straße und wartete auf Meddi. Ich wäre jetzt gerne schwimmen gegangen, aber es wäre total blöd, wenn ich ausgerechnet dann schwimmen würde, wenn Meddi ankam.

Jap. Ich hasste es Leute vor den Kopf zu stoßen. Gelangweilt schob ich meine Sonnenbrille hoch. Nicht dass ich noch einen fiesen Abdruck bekommen würde. Nichts wäre schlimmer als ein Sonnenbrillenabdruck im Sommer. Abdrücke allgemein waren der Horror. Und am liebsten würde ich jetzt meinen Bikini anziehen. Aber da ich ja in Sichtweite der Straße auf Meddi wartete, könnte da jederzeit jemand Männliches vorbei kommen. Und dann wollte ich auf gar keinen Fall wie so eine Nutte hier im Vorgarten rum liegen. Meine Finger trommelten auf die Lehne des Liegestuhls, von dem meine Mutter normalerweise unsere Nachbarn bespannte.

Und dann hörte ich Meddi. Dazu muss man sagen, dass ich ziemlich weit am Rand von Köln wohnte. An so einem Ort, wo hauptsächlich ältere Menschen lebten. Mit sehr wenigen Ausnahmen. Mich zum Beispiel. Und so ein Lachen, wie das von Meddi, erkannte man dann schon ziemlich schnell. Und was man auch erkannte, war das direkt darauf folgende Lachen. Es war männlich.

Awwwwww. Das war Felix Lachen. Brachte er etwa Meddi her? Ich setzte mich auf. Dass mir dabei die Sonnenbrille wieder auf die Nase rutschte, störte überhaupt nicht. Ganz im Gegenteil. Denn egal was man sehen wollte, die Sonne schien einem Mittags direkt in die Fresse.

Ich hatte meine Mutter noch nie mit Sonnenbrille gesehen. Wie konnte sie dann wissen, dass die Sonnenblumen drüben bei Frau Sormen gut wuchsen? Hatte sie irgendwie Power Augen oder so? Wahrscheinlich hatten sich ihre Augen nach zwanzig Jahren Übung einfach dran gewöhnt.

„Ey, nicht so schnell!“ Und dann kam auch schon Felix in mein Sichtfeld gerast. Dicht gefolgt von Meddi, die beinahe in ihn rein gefahren wäre. Aber Meddi konnte ausweichen. Und nach ihren Erzählungen waren sie ja schon mal in einander rein gefahren.

„Hey Paula“, Felix winkte mir zu. Dann murmelte er an Meddi gewandt, „Ich hab dir doch gesagt, dass ich diesen Ort finde.“ Sie nickte leicht und rempelte ihn an. Oha. Das sah aber ganz stark danach aus, als ob da mehr als Freundschaft wäre. Die beiden klemmten sich die Longboards unter die Arme. Voll süß die Beiden.

„Hallo Felix.“ Ich stand auf und winkte. Dann öffnete ich das Tor, umarmte Felix kurz und drückte Meddi nach einer fetten Umarmung einen Kuss auf die Wange. Dann grinste ich die Beiden viel sagend an, während ich darauf wartete, dass sie mir erzählten, dass sie jetzt glücklich zusammen sind. Denn dass Meddi sich so vollkommen nebenbei an Felix Schulter lehnte, sprach Bände. Mein erwartungsvolles Grinsen wurde noch einen Tick breiter. Aber weder Meddi noch Felix setzten dazu an etwas zu sagen.

„Wollt ihr mir vielleicht etwas sagen?“ Ich spürte wie meine Finger ungeduldig auf meinem Kleid herum trommelten. Verdammt doofe Angewohnheit. Musste ich mir dringend abgewöhnen. Felix musterte mich von oben bis nach unten. Bei meinen nervös trommelnden Fingern bleib sein Blick hängen.

„Ähm... das Kleid steht dir echt gut“, sagte Felix unsicher. Ich schnappte entsetzt nach Luft. Ich wollte, dass sie mir ihre Beziehung (oder Affäre – man konnte ja nie wissen) gestanden und er machte mir Komplimente?!

„Ich meinte eigentlich was anderes. Euch betreffend“, gab ich einen unauffälligen Hinweis.

„Ja“, Meddi verzog das Gesicht, „ich bin sauer auf Felix.“ Hä?

„War Spaß. Ich wollte sagen, dass Felix jetzt wieder los muss. Schlaf aufholen.“ Sie zwinkerte Felix zu. Ach. Schlaf aufholen, ja? Also wohl doch erst mal eine heiße Affäre vor der ersten Beziehung. War bloß die Frage, wie Meddi es schaffte so wach auszusehen. Da hatte sie wohl den passiven Part übernommen. Okay. Ich wollte mir das eigentlich nicht vorstellen. Aber trotzdem würde ich Meddi ja nachher ein bisschen ausquetschen müssen. Ich meine, so ein Aufreißer musste im Bett ja ganz schön was drauf haben. Ich zog die Augenbrauen hoch.

Ja, Nein, Vielleicht | DnerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt