87. Ich bin doch verpeilter als erwartet

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PoV: Meddi

 Es war hell als ich aufwachte. Köln veränderte also nicht nur mein Leben, sondern auch meinen Schlafrhythmus. Toll. Ich bewegte mich ein kleines Stück. Felix war sehr warm. Und kuschelig. Und er roch gut. Und seine Hand lag auf meinem Hintern.

„Nimm deine Hand von meinem Hintern“, murmelte ich. Felix zeigte keine Reaktion. Ach ja. Ich lag übrigens auf Felix' Bauch.

„Okay. Lass liegen. Dieses eine Mal. Aber nur, weil du noch schläfst“, erlaubte ich ihm und hob meinen Kopf ein Stück. Verdammt sah dieser Typ oben ohne gut aus. Und seine ungestylten Haare hingen ihm so süß in die Stirn.

Dann fiel mir ein, was ich gestern gesagt hatte. Ich war schon so dermaßen in meiner Traumwelt gefangen gewesen, dass ich Scheiße gelabert hatte, die eigentlich ausschließlich für meinen Kopf bestimmt gewesen waren.

 Ich wollte meinen Kopf in den Kissen vergraben, aber da ich ja auf Felix lag, landete mein Kopf auf Felix Brust. Er hatte übrigens einen sehr schönen Oberkörper. An den Schultern ein bisschen knochig und über ein, zwei Muskeln mehr würde ich mich auch nicht beschweren, aber seine weiche, warme und verdammt gut riechende Haut, glich das wieder aus. Und egal, wie peinlich die Situation war, das mit der zu kleinen Decke hatten wir ganz gut hinbekommen. Sie reichte definitiv für uns beide. Zugegeben, es war keine besonders kleine Decke und ich und Taddl hatten da am Sonntag auch problemlos drunter gepasst, aber darum ging es jetzt nicht. Taddl brauchte wahrscheinlich einfach nicht so viel Decke. Aber ich brauchte viel Decke. Obwohl ich ab jetzt wahrscheinlich lieber auf die Decke, als auf Felix verzichten würde. Das klang jetzt schon wieder so kitschig. In vielen Situationen würde ich eher auf die Decke, als auf Felix verzichten. Wobei Felix den Vorteil hatte, dass ich ihm sagen konnte, dass er mir eine Decke holen sollte. Wenn ich einer Decke sagen würde, sie solle mir doch bitte Mal Felix holen, würde ich nicht Felix bekommen, sondern einen Therapolten.

Es war zu früh, um über so etwas nachzudenken, oder?

„Felix“, flüsterte ich. Ich wollte aufstehen. Es war zu hell um weiter liegen zu bleiben. Der einzige Nachteil am Sommer. Es war morgens immer hell. Und ich war echt mies darin, im Hellen zu schlafen. Felix... grunzte leise (?) und drehte seinen Kopf zur Seite.

„Ich will jetzt aufstehen“, erklärte ich ihm. Felix Atemmuster veränderte sich nicht, was Anlass genug zu der Vermutung war, dass seine nächste Aktion ohne böse Hintergedanken ausgeführt worden war. Jedenfalls hob er den Arm, der es sich nicht auf meinem Hintern bequem gemacht hatte und schlang ihn um mich herum.

„Es ist wirklich süß, dass du mich hier behalten willst. Und die Runde geht an dich.“ Ich lächelte ihn an, drehte meinen Kopf ein bisschen und versuchte noch einmal einzuschlafen. Es wäre irgendwie süß gewesen, wenn er wach gewesen wäre und mich mit Absicht festgehalten hätte. War aber nicht so. Denn nicht mal drei Minuten (auch wenn es sich angefühlt hatte, wie eine Stunde) rutschte Felix' Hand von meinem Rücken. Ich war mir zu hundert Prozent sicher, dass ich nicht mehr einschlafen würde und entschied deshalb einfach aufzustehen.

 Es war nach zwölf. Leute, in Berlin war ich meistens gegen sechs oder sieben aufgestanden. Aber das war auch vor Erlebnissen mit gewissen Vollzeit YouTubern gewesen. Ich ging ins Bad und versuchte mein Zombie-Aussehen minimal zu verbessern. Am Ende sah ich aus, wie ein Zombie mit Wimperntusche. Respekt an meine Schminkkünste. Ich ging in das Wohnzimmer, wo meine Sachen zusammen geknüllt in einer Ecke lagen und suchte nach einem Oberteil, das nicht vollkommen zerknittert war. Es wurde zu einem gelben „Borusse“-T-Shirt. Tja Freunde, ich war Dortmund Fan. Dann schlüpfte ich in eine kurze Stoffhose (und ja, das war der absolute Gammler-Look, aber es war Freitag und viel bequemer. Und mir wurde immer gesagt, wie cool und individuell mein Stil war) und band mir meine Locken mit einem schwarzen Tuch zurück. Weil ich zu faul war, sie so zu kämmen, dass sie nicht mehr wie ein blonder Afro aussahen.

Ja, Nein, Vielleicht | DnerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt