31. Vorbereitung

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PoV: Meddi

Oh mein Gott. Diese Augen! Diese Haare! Diese Tattoos! Diese Stimme! Was war der Typ von Beruf? Der Typ war einfach geil. Bestimmt läuft er durch die Straßen und bekommt Geld zugeworfen, weil er so geil ist. Okay. Ich übertreibe. Aber „Taddl“ war schon ziemlich episch. Mein Gott. Was ist los mit dieser Stadt? War das die Stadt der heißen Kerle?

Ganz ehrlich, ich komme an und lerne prompt Felix, Alex und Jim kennen. Alle drei ziemlich heiß. Meine nächste Bekanntschaft ist Simon. Zwar nicht unbedingt heiß, aber er hat ja ohnehin eine Freundin. Dann halt die ganzen Menschen vom Kart fahren, wobei da außer Felix niemand in meinem Alter war und jetzt sowas. Steht da einfach ein blonder und Typ mit einer super Figur und knallblauen Augen. Den linken Arm wunderschön volltätowiert und mit einer unglaublich sexy, tiefen Stimme. Und der steht dann da oben ohne so vor mir, wirkt total abwesend, ist aber trotzdem super nett. Jetzt musste ich nur noch diesen Ardy kennen lernen. Der war bestimmt auch noch mal ne Nummer für sich.

Ich stand vor Felix Wohnungstür und starrte ins Nichts. Mit Köln und dem YouTube Haus hatte ich echt den Jackpot geknackt. Und mit Game of Thrones würde der Abend noch perfekter werden. Mit Game of Thrones und Felix. Ich klingelte. Felix öffnete die Tür. Und einmal mehr, war ich froh über den Longboardunfall, dank dem wir uns wieder getroffen hatten. Ich strahlte ihn an und war mir nicht sicher, ob ich lieber einfach in sein Gesicht schauen oder all seine Bewegungen beobachten wollte. Und dann kapierte ich, dass er redete. Und ich rein gar nichts verstanden hatte.

„Was hast du gesagt.“ Er lächelte. Dabei wanderten seine Lippen ein klitzekleines Bisschen nach oben. Auf der rechten Seite ein bisschen mehr, als links. Aber nicht weit genug, um ein schiefes Lächeln zu werden. Die Nase wurde ein bisschen breiter und unter den Augen bildeten sich die altbekannten Lachfältchen. Um seine Mundwinkel herum bildeten sich Grübchen. Seine Frisur saß wieder. Von meiner Attacke vorhin war (leider) nichts mehr zu sehen. Und das war auch das Einzige, an seinem Kopf, das bei seinem Lächeln komplett unverändert blieb. Die Haare.

„Ich hab dich nur gefragt, was die Beiden gesagt haben.“ Achso. Natürlich. Hätte ich mir auch denken können.

„Taddl meinte er kommt später vielleicht vorbei. Und Ardy war nicht da.“ Felix nickte.

„Schade“, sagte er und klang dabei alles andere als bekümmert. Ich machte die Tür zu. Und auf einmal war mir Felix so nah. So verdammt nah. Ich stand wirklich direkt vor der Tür. Felix stützte sich mit den Armen an der Tür an und schaute auf mich runter. Ich starrte ihm direkt in die Augen. Mein Herz pochte. Ein Weltwunder das Felix das scheinbar noch nicht gehört hatte. Und dann sagte er etwas, das mir erst mal direkt einen Herzinfakt durch die Adern jagte. Beziehungsweise ins Herz. Herzinfakt ist ja wohl eher im Herzen, als in den Adern.

„Du bist schön, weißt du? Und ich bin echt froh, dass ich dich getroffen habe. Und wegen dem Mädchen von heute Morgen... .“ Sein Mund öffnete und schloss sich kurz. Er schien etwas sagen zu wollen, brachte es aber scheinbar nicht über die Lippen. Und während er da so mit sich rang, überkam mich das plötzliche Bedürfnis den halben Meter zwischen uns zu überbrücken und ihn zu küssen. Was ich natürlich nicht tat. Wer war ich denn? Ich würde doch keinen Kerl küssen, der gerade versuchte etwas über seinen One- Night- Stand zu erzählen. Selbst wenn es Felix war. Stattdessen konzentrierte ich mich darauf, mich nicht schon wieder in den tausend kleinen Details seines Gesichtes zu verlieren und mir nicht anmerken zu lassen, was ich gerade beinahe getan hätte. Und dann schloss Felix seinen Mund endgültig. Ich würde nie erfahren, was er mir gerade hatte sagen wollen. Und im Ausgleich dafür, würde er nie erfahren, wie gerne ich ihn gerade geküsst hätte. Kurz schwiegen wir beide. Dann verließ Felix die Position in der er sich gerade befand und lehnte sich einfach gegen die Wand. Schade.

„Was muss ich eigentlich über Game of Thrones wissen, bevor ich die erste Folge schaue?“, durchbrach Felix Stimme schließlich die Stille. Ich war ein bisschen enttäuscht. Obwohl ich euch nicht sagen kann, was ich erwartet hatte. Jetzt im Ernst. Vor mir stand Felix von der Laden. Klar, ich kannte ihm zwar kaum, aber gerade deshalb war mir klar, dass ich wohl kaum auf ein Liebesgeständnis hoffen durfte. Oder auf eine Andeutung.

Und dann drängte sich eine Stimme in meinem Kopf, die mir tausende und abertausende Dinge erzählte, die man über Game of Thrones wissen musste. Und schon begann ich zu reden und verbannte die Stimme, die Felix jetzt gerne gesagt hätte, dass er verdammt geil war, in den hintersten Winkel meines Gehirns.

„Okay. Das Wichtigste zuerst. Du darfst keine Lieblingsrolle haben. Denn auch wenn sie viele Möglichkeiten hat zu sterben und das alles überlebt, zehn Bücher lang, dann heißt das nicht, dass sie nicht doch noch stirbt. Vollkommen unvermittelt vernichtet der Autor alles, was dir wichtig ist. Und er genießt es. Er genießt es zu sehen, wie du dich freust, wenn die Person lebendig aus eine kniffligen Situation rauskommt, weil er weiß, wie sehr du leiden wisst, wenn diese Person dann letztendlich doch stirbt.“ Ja, ich erzählte gerade meine eigene Leidensgeschichte. Felix sah mich belustigt an.

„Der zweite Punkt war im ersten schon enthalten. George R. R. Martins, der Autor, ist nicht dein Freund. Mit der Zeit wirst du das Gefühl haben, dass er alle Menschen hasst. Und wahrscheinlich hast du damit sogar Recht. Das musst du wissen. Von der ersten Folge bis in die Ewigkeit. Der Typ hasst uns alle.“ Felix Lächeln wurde breiter.

„Wenn du eine Rolle hasst, dann denke immer daran, dass sie irgendwann sterben wird. Das gleicht aus, dass alle tollen Rollen sterben. Naja. Fast.“ Felix nickte.

„Und… es geht um Intrigen. Jeder denkt er hat Ahnung, aber eigentlich hat nur Varys Ahnung. Das Buch ist immer aus verschiedenen Sichten geschrieben und in der Serie wird auch dementsprechend oft zwischen den Orten gewechselt. Aber irgendwie schafft man es den Durchblick zu behalten.“ Felix verkniff sich ein Lachen und schaute mich stattdessen ernst an.

„Ja. Das reicht erst Mal. Nein! Tut es nicht! Ich bin ein Klammeräffchen und brabbel die ganze Zeit vor mich hin.“ Och nee. Hatte ich das gerade wirklich gesagt? Felix wirkte nicht sehr besorgt. Ich wusste nicht, ob das gut oder schlecht war.

„Na dann.“ Er lachte und lief vor mir her, die Treppe nach oben. Auf dem kleinen Tisch zwischen Fernseher und Couch lagen Nachos, Energy Drinks, FritzCola und FritzLimo. Wie süß, dass er das schon vorbereitet hatte.

„Ähm, Felix?“ Mir war gerade etwas eingefallen.

„Ja?“ Er drehte sich zu mir um. Ich winkte mit dem Lautsprecher.

„Zeit deine perfekte Tonanlage zu vervollständigen.“ Kurz sah er mich verwirrt an. Dann kapierte er es.

„Ach so. Das hätte ich beinahe vergessen.“ Er nahm mir den Lautsprecher aus der Hand und schaute sich kurz um. Dann stellte er ihn hinter den Fernseher und machte ein Kabel hinten ran. Was sollte das denn heißen? „Das hätte ich beinahe vergessen“. Der Kerl hatte mich deswegen Treppen steigen lassen. Er hatte gesagt, ohne diese kleine Teil wäre der ganze Sound im Arsch. Na gut. Vielleciht hatte er das nicht so gesagt, aber das war doch bestimmt das gewesen, was er gemeint hatte, oder?

„So. Für die perfekte Beschallung.“

Ich wette, ich würde keinen Unterschied hören. Ich war zufrieden, wenn es laut war und aus allen Ecken kam. Aber wenn ihn das glücklich machte, würde ich noch zehnmal hoch zu Taddl laufen und irgendwelchen technischen Schrott holen.

Dann schnappte er sich die Fernbedienung, kam zur Couch gelaufen und setzte sich neben mich. Er war warm. Und sexy. Ich lehnte mich unauffällig gegen ihn. Er quittierte das mit einem Lächeln und legte seinen Arm um mich. Mit der anderen Hand startete er die erste Folge von Game of Thrones.

„Halt! Stopp!“ Und er hielt sie wieder an.

„Können wir auf englisch schauen?“, fragte ich flehend. Ja. Ich war so ein Mensch, der am liebsten die Originalstimmen hörte. Obwohl die Synchronisation in Deutschland ja vergleichsweise gut war.

„Dann aber mit Untertitel.“ Das war okay. Englisch und Untertitel. Guter Plan. Felix stellte die Sprache um und machte den Untertitel an. Ich hatte mir Game of Thrones noch nie alleine angeschaut. Weil ich das mit dem Sprachen wechseln nicht hin bekam.

Und dann war es soweit. Das Intro begann und ich rutschte so nah an Felix heran, wie es möglich war. Folge 1. Winter is coming.

Ja, Nein, Vielleicht | DnerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt