6. Waaaaas?!

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PoV: Meddi

Ich hing wie ein nasser Lappen über seinen Schultern. Um ehrlich zu sein, war ich überrascht, dass er mich überhaupt tragen konnte. Denn ich war nicht sooo leicht. Und Felix war auch eher schlank als stämmig. Mann! Wieso hatte ich ihn nicht in einer coolen Situation wieder treffen können? Wieso musste ich mir gleich meinen Knöchel kaputt machen? Und wann würden meine Mitbewohner endlich auf meine verzweifelte SMS antworten. Denn ich hatte ein Problem. Ein großes Problem. Ich wohnte seit gestern hier. Ich war heute morgen mit Longboard losgefahren. Vor circa zwanzig Minuten hatte ich einen Bäcker gefunden, der gut aussah. Und dann hatte ich festgestellt, dass ich keine Ahnung hatte, wo ich wohnte. Absolut keine Ahnung. Deswegen war ich einfach nach Gefühl weitergefahren. Und natürlich hatte ich keinen Plan wo ich war. Also wohnte ich irgendwo im Umkreis von einer halben Stunde. Und meine fucking Mitbewohner antworteten nicht. Und jetzt hing ich, mit Brötchen, Geld und Longboard am, beziehungsweise im Rucksack, über der Schulter eines sehr geilen Typen. Der mich jetzt vorsichtig von seiner Schulter hob.

Wahrscheinlich amüsierte er sich köstlich, als ich sofort umkippte und nur mit seiner Hilfe einigermaßen aufrecht stehen konnte. Unauffällig schmulte ich auf das Klingelschild.

A. Bora/ T. Tjarks Dansen

F. von der Laden H. Sammler

König S. *Irgendwas unleserliches*

Okay. Felix von der Laden, würde ich annehmen. Klang ein bisschen scheiße. Meddi von der Laden. Doch nicht so scheiße. Felix schloss die Tür auf. Das Haus sah relativ modern aus. Der Junge musste schon ein bisschen Geld haben. Das Haus lag verdammt zentral, in Wassernähe, trotzdem an keiner großen Straße und sah zumindest von außen sehr geil aus. Felix hielt mir die Tür auf.

„Ladys first", sagte er mit einem charmanten Grinsen. Ich sah ihn böse an.

Aus purem Trotz stieß ich mich von der Wand weg und taumelte auf die Tür zu. Ich schaffte es tatsächlich auf einem Bein bis in den Flur zu hopsen. Dann sah ich die Treppen.

„Och nö."

„Keine Sorge, ich trage dich."

„Aufheiternd." Er hob mich wieder hoch. Ich schnaubte.

„Hab ich dir weh getan?", erkundigte er sich. Ich hasste es hilflos zu sein.

„Ja. Vorhin. Am Rhein. Du hast dich auf mich raufgelegt. Man könnte sagen du hast mich flachgelegt." Felix schien nicht zu wissen, was er davon halten sollte. Ich war gerade bockig. Sonst hätte ich mich vielleicht sogar entschuldigt. Eventuell. Na gut. Wahrscheinlich hätte ich mich nicht entschuldigt. Ich war nun mal nicht der charmante Typ. Gelassen lief Felix die Treppen hoch. Angeber. Wieso hatte er sich eigentlich nicht weh getan? Ich fand das ziemlich unfair. Wieso sah ich aus, als hätte ich bei einem Ärzte Konzert in der Mitte des Wall of Death gestanden und er konnte immer noch rumlaufen wie ein verdammtes Model. Es war so scheiße.

Und dann standen wir vor seiner Wohnungstür. Jap. F. von der Laden. Das sah nach einem Namen aus, den man googeln konnte. Oder auf Facebook suchen. Oder auf Twitter. Und auf allen anderen sinnlosen SocialMedia Seiten. Und natürlich gab es dann handfeste Dinge, über die meine Brüder sich würden freuen können. Felix stellte mich wieder auf den Boden und schloss seine Haustür auf.

Die Wohnung sah unglaublich aus. Hell. Ordentlich. Groß. Modern. Teuer. Noch nicht fertig eingerichtet. Aber wunderhübsch. Ich war schwer beeindruckt.

„Weiß deine Freundin, was du abends in den Clubs abziehst?" Er sah mich spöttisch an, legte sich meinen Arm um die Schulter und zog mich in seine Bonzenwohnung rein. Auf den zweiten Blick war sie genauso ordentlich wie auf den ersten Blick. Ich war überrascht.

„Welche Freundin?"

„Na irgendwer muss es hier doch ordentlich halten."

„Haha." Ich fand den Witz gut. Und ich sah, dass Felix auch grinste. Die Wohnung war riesig. Und vom Flur aus, konnte man sehen, dass da einfach noch eine Treppe war, die nach oben führte. Er trug mich in die Küche. Wohnte er hier allen Ernstes alleine?

„Hast du schon gefrühstückt?", fragte er, während er mich auf einen der schwarzen Designer-Stühle zuschob.

„Ähm... nö." Er verzog nachdenklich das Gesicht.

„Das ist blöd. Ich hab nämlich nichts da. Und der Rest des Hauses schläft wahrscheinlich noch tief und fest." Gut, dass ich Brötchen dabei hatte. Denn abgesehen von dem Kaffee gestern Nacht und dem Cocktail in dem Club, hatte ich seit sechs Uhr abends gestern nichts mehr gegessen.

„Ich hab schon Brötchen gekauft." Felix Gesicht hellte sich auf. Wie unbeschreiblich süß das aussah.

„Dann hoffe ich für dich, dass du bei dem Belag nicht wählerisch bist." Na wenigstens schien der Inhalt seines Kühlschranks den Studentenklischees zu entsprechen.

„Alles außer Wurst geht klar."

„Vegetarier?"

„Jo."

„Unter mir wohnt ein Veganer."

„Schön." Toll. Unter ihm wohnte ein Veganer. Respekt. Abgefahren. Total besonders. Das steigerte sein Ansehen bei mir erheblich. Nein tat es nicht. Es war mir vollkommen schnuppe, wie andere Menschen sich ernährten.

„Ich werd schon irgendwas finden." Ich lachte. Und dann fiel mir etwas entscheidendes auf. „Welche Freundin?" Felix von der Laden war Single. Der Tag war gerettet. Für diese Info akzeptierte ich sogar einen verstauchten Knöchel. Aber die blöden Schürfwunden waren doch wirklich überflüssig.

„Magst du dich hinsetzen?" Unglaublich gentlemanlike schleifte er mich zu einem Stuhl und setzte mich da ab. Dann verschwand er im Kühlschrank. Nein. Er verschwand nicht. Er blieb im selben Raum und alles. Nur, dass der riesige Kühlschrank offen war und Felix Kopf nicht mehr zu sehen war. Ich holte meine Brötchen aus dem Rucksack.

Sobald Felix/ sein Kopf außer Sichtweite war, holte ich mein Handy raus und schrieb meinem Bruder schnell eine WhatsApp.

-Felix von der Laden - sag mir alles was du findest

Liebe dich.

Ich hatte auch eine WhatsApp von Marie bekommen, in der großzügiger Weise meine Adresse stand. Gut. Ich würde später herausfinden, wo das war und wie ich da mit einem verstauchten Knöchel hinkam.

Felix kam zurück und balancierte auf seinem Arm zwei Tassen mit Kaffee, Käse, Marmelade, Schokocreme und Teller. Na gut, er hatte ein Tablett. Mein Handy vibrierte. Ich ignorierte das. Dann packte ich die paar Brötchen (drei Stück) auf den Tisch.

„Dein Handy vibriert", informierte Felix mich, als mein Handy erst ein zweites und dann sogar noch ein drittes Mal vibrierte.

„Ja." Ich zog ein Grimasse und schaute kurz rauf. Genau in dem Moment vibrierte es ein viertes und fünftes Mal.

-Youtuber?!

-LetsPLayer!!!

*Dann ein relativ süßes Bild von Felix*

-Der da?

-Ich frag McFly

Oh Fuck. Er war doch nicht allen Ernstes YouTuber? Aber das Foto zeigte definitiv ihn. Hoffentlich merkte Felix mir meine Verwirrung nicht an. Schnell schob ich das Handy zurück in die Hosentasche.

„Alles in Ordnung?" Felix musterte mich belustigt.

„Jap. Alles super."

„Okay." Er gab mir ein Messer. Ich schnitt das Brötchen auf und nahm mir eine Scheibe Käse. Er machte sich eine Stulle mit, keine Ahnung. Irgendeine Schokocreme.

Und als ich gerade einen fetten Bissen Brötchen im Mund hatte, sah ich sein 100000 Abonnenten- Trophäendingsda. Es war schon ziemlich schwer zu übersehen. Respekt, dass ich das solange geschafft hatte. Der Bissen blieb mir im Hals stecken, und scheiße wie ich bin, fing ich natürlich zu husten wie sonst was.

Ja, Nein, Vielleicht | DnerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt