84. Vor Gericht

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Mit einem mulmigen Gefühl im Bauch und wenig Zuversicht, setze ich langsam einen Fuß vor den anderen. Im Augenwinkel, erkenne ich, dass mein Vater grade dabei ist sich sein Anwaltsgewand überzuwerfen.

Ehrlich gesagt sieht es ziemlich witzig aus, wie er mit seiner Aktentasche in der einen Hand und dem Versuch das Gewand über den Kopf zu bekommen herumhantiert. Wären die Umstände anderst, würde ich vermutlich jetzt in lautes Gelächter ausbrechen.

"Florina?", höre ich jemanden meinen Namen rufen und drehe mich deshalb um.

Mein Vater scheint darüber erfreut zu sein, da er sich nun in Ruhe das Anwaltsgewand überziehen kann.

Ich schaue in alle Richtungen und entdecke schlussendlich meinen Bruder, der auf uns zugelaufen kommt.

"Hey Dad.", begrüßt Adam beiläufig unseren Vater, ehe er mich in eine herzhafte Geschwisterumarmung zieht.

"Du schaffst das.", flüstert er mir, nur für meine Ohren hörbar, ins Ohr und drückt mir anschließend einen Kuss auf den Kopf.

Anschließend läuft er neben Dad und mir her. Wenigstens ist Einer hier, der mich nicht im Stich lässt. Von meiner Mutter kann ich das leider nicht behaupten.

Ängstlich und mit zittrigen Knien betrette ich das Gericht. Sofort machen sich Tränen, im inneren meines Auges bemerkbar. Stark presse ich meine Lippen zusammen.

Ich möchte keine Schwäche zeigen, vor allem noch nicht jetzt. Schließlich hat es noch nicht einmal richtig angefangen. Ich befinde mich lediglich im Gebäude des Geschehens.

Meine Knie werden von Stufe zu Stufe immer weicher. Ich kann nicht in den Gerichtssaal. Ich kann nicht dadrinne sitzen und wissen müssen, dass ich nichts tun kann. In meinen Händen liegt die Entscheidung des Urteils nicht.

Panisch schnappe ich nach Luft, als ich die halbe Treppe bereits oben bin. Fassungslos schaue ich mich um und kneife dann fest meine Augen zusammen.

Adam kommt auf mich zugeeilt und legt seine Hand beruhigend auf meine Schulter. "Ist alles gut? Du siehst so blass aus.", überfordert fährt mein Bruder sich mit der Hand übers Gesicht.

"Ich habe Angst.", krächze ich und schnappe aufgebracht nach Luft.

Adam zieht mich in seine Arme und umarmt mich somit wortlos.

"Alles wird gut, Schwesterherz.", verspricht er mir nach einigen Minuten schweigen.

Bereit, weiter zu gehen schaue ich ihn an. Mein Bruder nimmt mich an die Hand, an welche ich mich kralle, als wäre sie mein letzter Halt.

"Wo bleibt ihr den?", mault unser Vater uns an als wir endlich die Treppenstufen hinter uns gelassen haben.

Fassungslos schüttelt Dad mit dem Kopf und läuft dann den langen Gang entlang, Richtung Gerichtssaal.

Mit jedem Schritt, mit dem ich den Ort des Grauens näher komme, wird das flaue Gefühl in meinem Magen schlimmer. Ich unterdrücke den aufkommenden Würgreiz.

Völlig fertig und total aufgelöst schaffe ich es irgendwann doch um die Ecke, um vor dem großen Saal stehen zu bleiben.

Die letzten Minuten vor Beginn der Verhandlung beginnen und mit diesen wächst meine Anspannung ungemein.

"Florina.", höre ich plötzlich eine sanfte Stimme sagen und kurz darauf spüre ich eine zierliche Hand auf meiner Schulter ruhen.

Erleichtert atme ich auf.

"Mama.", freue ich mich und drehe mich zu ihr um, um sie zu umarmen. "Du bist doch hier.", freue ich mich und genieße die herzhafte Umarmung mit meiner Mutter.

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