8 | Geheimnisse

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Staffel 2, Folge 8:

Mein Kopf dröhnte, als ich am nächsten Morgen in Fellen eingewickelt auf dem Sofa aufwachte. Ich presste meine Hand auf meinen Schädel und verzog stöhnend das Gesicht, während ich mich langsam aufrichtete. Ich blickte umher. Alles sah noch so aus wie gestern Abend, nur das Tageslicht durch die großen Fenster floss, das Feuer im Kamin erloschen war und niemand außer mir in dem Saal war.
Was war passiert? Ich konnte mich noch an alles erinnern, nur nicht wie ich auf dem Sofa eingeschlafen war. Stirn runzelnd schwang ich die Decke zurück und zog benommen meine Schuhe an, bevor ich eilig aus dem Saal zu meinem Zimmer lief. Ich brauchte dringend etwas für meine Kopfschmerzen. Ich kramte in meiner Tasche herum, bis ich den Mondblumensaft gefunden hatte und einen kleinen Schluck davon trank. Zwar schmeckte er völlig Bitter, doch es würde dafür sorgen, dass diese stechenden Schmerzen verschwinden würden. Auf einmal hörte ich von draußen Huf getrampelt und laute Stimmen. Aus dem Fenster sah ich wie die Soldaten die Pferde sattelten und der König, mit dem ich gestern den Abend verbracht hatte, wenige Sekunden später hin zu kam und seinem Pferd über den Hals strich. Schnell schnappte ich meine Tasche und verschwand nach unten auf den Hof. Die weiße Stute war bereits gesattelt und fertig zum Aufbruch. Während ich die Tasche vorsichtig in eine der Satteltaschen packte, suchten meine Augen nervös nach denen meines Königs. Er begann zu schmunzeln, als er mich bemerkte und machte ein paar Schritte in meine Richtung. Verlegen senkte ich den Kopf.
,,Habt ihr gut geschlafen?" Fragte er sanft und sein stechender Blick brachte mich dazu wieder aufzusehen.
,,Wenn ich nur wüsste, wie ich auf dem Sofa aufgewacht bin?" Sagte ich knapp und drehte mich um. Ich versuchte auf ein neues, alleine auf das Pferd hinauf zu steigen. Ich glaubte ich es war mehr Zufall als Glück, dass ich es tatsächlich geschafft hatte. Ich grinste stolz in mich hinein, während der König kurz auflachte. Verwundert blickte ich ihn an.
,,Respekt, ihr hattet gestern Abend  einen ziemlichen Wein Intus."
,,Das bringt mir meine Erinnerungen auch nicht wieder zurück." Entgegnet ich leicht schnippisch und nah. die Zügel in den Hände.
,,Wenn es euch beruhigt, ihr seit an meiner Schulter eingeschlafen." Er lächelte mich nocheinmal an, dann wandte er sich ab und stieg ebenfalls auf sein Pferd. Erschrocken saß ich stocksteif im Sattel und starrte benommen gerade aus. Meine Wangen stiegen vor Peinlichkeit rot an. Was war bloß in mich gefahren?

,,Mehr oder weniger?'' Bohrte ich nach mindestens der Hälfe der Strecke nach. Wir waren soeben abgestiegen und liefen ein Stück des langen Sees entlang, der neben uns lag. Die Soldaten führten die Pferde hinter uns her.
,,Ihr lasst nicht locker, was?'' Der König drehte seinen Kopf zu mir herum, nachdem er sich von der Aussicht losgerissen hatte.
,,Tut mir leid, aber nein. Dafür bin ich ein viel zu Neugieriger Mensch.'', Erwiderte ich ruhig und setzte ein Lächeln auf. ,,Es muss wohl ein sehr heikles Thema sein, wenn ihr solch ein Tara darum macht.''
,,Ein Tara?'', Er zog demonstrativ eine Augenbraue hoch, musste jedoch selbst auch schmunzeln. ,,Meine Mutter ist ein Bündnis mit dem Herrn der Zwillinge, Walder Frey, eingegangen, weil wir seine Brücke brauchten. Aber die stellte er uns nur zur Verfügung, wenn ich eine seiner Töchter heirate und ich konnte nicht Nein sagen. Ich bin nicht aus Liebe mit diesem Mädchen verlobt, falls ihr das dachtet.'' Erklärte er mir mit bedacht. Im Anflug von einem Kichern senkte ich den Kopf. Ich hatte das in der Tat geglaubt.
,,Ist sie schön?'' Fragte ich nach einer kurzen Pause. Wir bogen gerade in einen Feldweg ein, die Sonne schien auf uns herab und wärmte meine Haut.
,,Ich bin ihr noch nie begegnet.''
,,Wie heißt sie denn?''
,,Frey möchte ich meinen. Den Vornamen kenne ich nicht.'' Er hob den Kopf an und seine Augen blickten wehmütig hervor. Ich bemerkte, dass er alles andere als glücklich über dieses Bündnis war.
,,Ich denke ihr werdet glücklich mit ihr!'' Versuchte ich ihn aufzumuntern. Als Antwort bekam ich nur ein unverständliches Brummen, bevor er anfing zu lachen. Auch ich musste kurze Zeit später über meine Wortwahl schmunzeln.
,,Ihr heiratet sie also wegen einer Brücke?''
,,Einer sehr wichtigen Brücke!'' Widersprach er mir grinsend.
,,Aha.'' Ich nickte andächtig.
,,Das alles war bevor mein Vater umgebracht wurde.'' Gestand er mir jedoch dann und wurde schlagartig wieder ernst. ,,Da dachte ich noch ich ziehe in Richtung Süden und befreie ihn rechtzeitig, dazu musste ich die Brücke überqueren.''
,,Die Menschen aus dem Norden sagen alle, sie hätten euren Vater geliebt.'' Ich schaute ihn an.
,,Einen bessern Menschen hab ich nie gekannt.'', Freudestrahlend blickte er geradeaus. ,,Ich weiß, Kinder denken immer so über ihre Väter, aber-'' Ich unterbrach ihn.
,,Kinder denken durchaus nicht immer so über ihre Väter, glaubt mir.'' Entgegnete ich und ein eisiger Schauer rann mir über den Rücken, wenn ich an alte Erinnerungen dachte. Das leben in Volantis war nie schön gewesen. Der Sklavenhandel, die Bordelle und mein Vater..Das einzig schöne an meiner Jugend waren meine Mutter, mein Bruder und Marcia gewesen, den Rest hatte ich verabscheut.
Anscheinend hatte der König bemerkt, dass ich nicht weiter darauf eingehen wollte, denn erblickte mich nur kurz mitleidig an, dann wechselte er das Thema.
,,Mein Vater sagte mir einmal, Lord zu sein, sei wie Vater zu sein. Nur das man tausende von Kindern hat und sich um alle sorgen machte. Die Bauern, die ihr Land bestellen gilt es zu beschützen, die Mägde, die die Böden schruppen gilt es zu beschützen, die Soldaten, die man in die Schlacht befehlt. Er sagte, dass er morgens mit Angst aufwacht und Abends mit Angst ins Bett geht. Ich hab ihm nicht geglaubt. Ich fragte, wie kann ein Mann mutig sein, wenn er Angst hat. Nur dann kann ein Mann mutig sein, hat er geantwortet.''
,,Ich hätte ihn gerne kennengelernt.'' Äußerte ich mich zaghaft.
,,Er hätte euch gemocht!'' Verlegen senkte ich grinsend den Kopf. ,,Die meisten Lords sorgen sich eher um ihr Gold und um ihren Ruhm, als um die Magd, die ihre Böden schruppt.''
,,Gold oder Ruhm sind ihm nie wichtig gewesen.''
,,Und euch?'' Fragte ich plötzlich und hätte mir am liebsten den Kopf dafür abgerissen. Augenblicklich bliebt er stehen und drehte seinen Körper zu mir herum.
,,Denkt ihr ich führe Krieg um in Liedern gesungen zu werden? Ich möchte heimkehren, ich möchte das meine Gefolgsleute heimkehren!'' Antwortete er und war zu meinem erstaunen kein Fünkchen wütend.
,,Wieso tut ihr es dann nicht?'' Fragte ich leise.

,,Wir können erst in Sicherheit leben, wenn die Lannisters besiegt sind! Außerdem glaube ich an Gerechtigkeit

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,,Wir können erst in Sicherheit leben, wenn die Lannisters besiegt sind! Außerdem glaube ich an Gerechtigkeit.''
,,Und dafür braucht ihr Joffrey's Kopf?''
,,Das wäre ein Anfang!'' Er nickte vollkommen selbstsicher.
Plötzlich hörten wir Pferde und drehten uns verwirrt um. Ein Reiter kam über das Feld auf uns zu galoppiert.
,,Majestät! Mylady!'', Er hielt sein Pferd außer atme an. ,,Der Königsmörder, er ist in der Nacht entkommen!''
,,Wie das?!'' Rief der König laut, der Soldat senkte schweigend den Kopf. ,,Wie das?!'' Seine Stimme bebte nun vor Zorn, sodass ich vor Schreck zusammenzuckte. So wütend hätte ich ihn nie eingeschätzt.
,,Gerüchten zufolge ließ Lady Stark ihn frei..'' murmelte die Wache kaum hörbar, er hatte Angst vor seiner Reaktion. Alle Farbe wich aus dem Gesicht des Königs und sein Mund stand einen Spalt weit offen. Ohne zu zögern entriss er dem einen Soldaten die Zügel seines Pferdes und stieg in den Sattel.
,,Die Wachen werden euch zurückbegleiten, weil -'' Ich unterbrach ihn erneut. Sanf tschaute ich ihn ihn.
,,Ihr müsst mir nichts erklären. Ihr solltet los reiten, ohne mich seit ihr schneller!'' Er nickte noch einmal schnell, dann setzten sie sich in Bewegung.
Eine Weile sah ich ihnen noch hinter her, bis sie ein winziger Punkt am Horizont waren. Dann lief ich zurück zu den Wachen und stieg ebenfalls auf mein Pferd. Wir setzten den Weg in einem langsam Schritt vorwärts.


You Belong To Me || Robb StarkWo Geschichten leben. Entdecke jetzt