16 | Jon Schnee

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Staffel 3, Folge 2:

Mit vereinzelten Tränen in den Augen fand ich Marcia im Zelt der Verwundeten vor. Sie bermekte mich nicht, als ich eintrat, denn sie war gerade dabei einen tiefen Kratzer an der Wange eines Soldaten konzentriert zu nähen. Erst als sie fertig war und der Soldat seine Augen öffnete, schien sie zu bemerkten, dass jemand da war.
,,Eure Majestät!'' Der Soldat hatte den Kopf gesenkt, während Marcias Gesicht erschrocken zu mir herum schnellte. Doch sie fasste sich rasch ans Herz und atmete erleichert auf.
,,Du bist es! Ich hab gedacht-''
,,Robb würde hinter dir stehen?'' Vollendete ich ihren Satz und versuchte meine Stimme nicht ganz so brüchig klingen zu lassen, wie sie im Moment war.
,,Ja, aber was ist denn los?'' Fragte sie besorgt und stand schnell auf. Den Soldaten schickte ich mit einer Handbewegung fort. Die erste Träne hatte sich den Weg über mein Gesicht gebahnt und Marcia legte mir ihre Hand auf meinen Arm. Ich blickte sie an und sie verstand.
,,Was ist passiert?'' Fragte sie gleichdarauf. Sie wusste, dass es um Robb ging.
,,Können wir wo anders hingehen?'' Bart ich sie schwach und sie nickte eilig. Sie zog sich ihren Umhang über die Schultern und zusammen liefen wir an einen ruhigen Ort, irgendwo am Rande des Lagers vor der Burg.
,,Jetzt erzähl! Was ist passiert?'' Wiederholte sie ihre Frage und sah mich sanft an. Die Tränen waren beinahe ganz verschwunden.
,,Robb macht sich viel zu große Sorgen. Er verzweifelt beinahe an allem und ich habe keine Ahnung, wie ich noch mehr helfen könnte! Er denkt zu sehr negativ!'' Begann ich.
,,Hattet ihr Streit?'' Fragte Marcia entgeistert, doch ich schüttelte schnell den Kopf.
,,Es war eher eine Auseinandersetzung, als ein Streit.'', erklärte ich ihr. ,,Er ist völlig durch den Wind, weil er eine Nachricht aus Winterfell bekommen hat..Es wurde niedergebrannt und von seinen beiden Brüdern ist bisher nichts gefunden worden.'' Gestand ich und sie schlug sich vor Schock die Hand vor den Mund.
,,Robb macht sich Vorwürfe nicht in Winterfell gewesen zu sein. Er wünschte sich, sie alle wären niemals von dort weggegangen, dann wäre all das nicht geschehen.'' Sagt ich leise.
,,Verständlich! Doch dann hätte er dich nie kennengelernt.'' Entgegnete sie unsicher.
,,Das habe ich auch zu ihm gesagt, doch er meinte nur, dass er sich lieber ein glückliches Leben ohne ihn für mich wünscht, anstatt mit ihm in Gefahr zu sein.'' Ich vergrub mein Gesicht in meinen Händen und Marcia strich mir immer wieder beruhigend über den Rücken.
,,Er will nur, dass du in Sicherheit bist!'' Sagte sie vollkommen ernst.
,,Aber kann ich nicht selbst auf mich aufpassen? Hab ich nicht selbst dieses Leben gewählt, an seiner Seite? Ich wusste, dass Krieg herrschte und trotzdem hab ich mich für Robb entschieden. Ich wollte lieber dieses kurze, glückliche Leben mit ihm, anstatt ein langes ohne ihn!'' Ich hob verzweifelt und niedergeschlagen zu gleich meine Hände und blickte dabei meine engste Freundin fragend an.
,,Dann sag ihm das! Genau so und er wird es verstehen! Doch Männer haben nun mal diesen Beschützerinstinkt, nimm es ihm nicht übel.'' Meinte Marcia und schenkte mir ein zaghaftes, jedoch strahlendes Lächlen. Auf irgend eine Art und Weiße beruhigte es mich ein wenig.
,,Ich will ihn nicht verlieren." Murmelte ich darauf leise vor mich hin.
,,Das wirst du auch nicht! Wieso hat der dich denn sonst geheiratet, wenn ihm alles andere wichtiger ist?", Ich zuckte nachdenklich die Schultern. ,,Er möchte einfach, dass ihr alle in Sicherheit seid und weil du das bist, bei ihm, brauch er sich im Moment nicht darum zu kümmern. Aber Bran und Rickon sind es nicht und deswegen macht er sich solche Sorgen. Das hat rein gar nichts mit dir zu tun oder eurer Beziehung zu einander, nur um den Schutz seiner Brüder." Marcia nahm meine Hände in ihr und sah mir eindringlich in die Augen. Schwach musste ich auf ihre Worte nicken und sie begann zu Schmunzeln.
,,Und jetzt komm! Du hast doch sonst nicht solche Stimmungsschwankungen!"
,,Stimmungsschwankungen?!" Rief ich empört grinsend und erhob mich.
,,Jaja.", Entgegnete sie nur. ,,Lass uns zurückgehen und unseren Mittag, wie in alten Zeiten gestalten."
Doch zu unserem gewünschten Tagesablauf kam es nicht, denn kaum als wir zurück bei den Verletzen waren, kam eine Wache auf uns zu geeilt und teilte uns mit, dass wir uns auf direktem Weg nach Schnellwasser auf machen würde. Warum wusste ich nicht und ich wollte Robb auch nicht fragen wieso, doch ich war mir sicher es hatte etwas mit dem anderen, ungeöffneten Brief, der auf dem Tisch lag, zu tun.
So befanden wir uns ein paar Stunden später wieder auf den Pferden und hatten bereits mehr als die Hälfte der Strecke zurückgelegt. Der König hatte anscheinend befohlen, eine kurze Pause einzulegen, denn am Anfang des Zuges stiegen die Soldaten von ihren Pferden ab.
Als Marcia und ich wenige Minuten später an dem Platz ankamen, wurde sie sofort zu einem Soldaten gerufen, der es tatsächlich geschafft hatte von seinem Pferd zu fallen. Kopf schüttelnd wandte sie sich um und ritt zu dem Soldaten. Sie stellte sich wirklich bei weitem besser an ihr Pferd zum stehen zu bringen, als ich.
,,Pscht!" Ich wiederholte dieses Wort immer wieder um die weiße Stute anzuhalten.
,,Ihr habt Angst vor ihr und das spürt sie!" Sagte auf einmal eine weibliche Stimme und ich hob meinen Kopf an. Catleyn Stark saß auf einem Stein und arbeitete an mir etwas ungekannten in ihrer Hand herum, um sie herum waren ein paar Soldaten.
,,Ich hab keine Angst vor ihr!'' Wiedersprach ich, doch es war eine Lüge die aus meinem Mund kam. Lady Stark hatte Recht. Ich fühlte mich tatsächlich immer noch nicht vollkommen wohl, wenn ich auf einem Pferd saß und war froh, als ich von ihrem Rücken stieg. Ich übergab sie dem Soldaten, der auf mich zugekommen war und meine Stute fesgehalten hatte.
,,Darf ich euch helfen, Lady Stark?'' Fragte ich vorsichtig und strich mein Kleid glatt, während ich auf sie zu kam.
,,Nein!'' Antwortete sie barsch und knapp und das gab mir zu verstehen, dass ich hier gerade nicht erwünscht war.
,,Tut mir Leid.'' Murmelte ich leise und wollte auf dem Absatz kehrt machen und zu meiner Freundin hinüber gehen, doch ihre Stimme hielt mich auf.
,,Ihr könnt nicht helfen, weil eine Mutter sie für ihre Kinder fertigt, um sie zu beschützen!'', Sagte sie und klang nicht mehr ganz so abneigend und kalt mir gegenüber. ,,Nur eine Mutter kann sie machen und das seid ihr so weit ich weiß noch nicht.'' Lady Stark sah mir aus den ähnlichen Blauen Augen entgegen, die mir so vertraut waren.
Ich schwang mein Kleid zurück und ließ mich auf einem Stein neben ihr nieder. Ich biss mir bedrückt auf die Unterlippe, während mein Blick zu meinem flachen Bauch fiel.
,,Habt ihr schon mal eines gemacht?" Fragte ich sie leise und sie stoppte ihr Arbeit. Anscheind hatte ich einen wunden Punkt bei ihr getroffen.
,,Zwei mal." Entgegnete Lady Stark und ich war froh darüber, dass sie zumindest einmal geantwortet hatte.
,,Haben sie funktioniert?" Ich schaute sie von der Seite her freundlich an. Mit einem genervten Blick sah sie mir entgegen und beinahe tat es mir leid, diese Frage gestellt zu haben, doch meine Neugier und direkten Ansprüche brachten mich nunmal oft dazu dumme Dinge zu tun.
Ich wusste nicht, ob sie mich hasste, dennoch mochte sie mich auf keinen Fall, da war ich mir sicher.
,,Auf gewisse Weiße!", Sagte sie kalt, doch dann senkte sie ihren Blick auf Boden und wirkten auf einem Mal traurig auf mich. ,,Ich habe gebettet das mein Sohn Bran seinen Sturz überlebt." Gestand sie mir. Verwundert darüber, dass sie mir das mitgeteilt hatte, aber auch aus Mitleid schaute ich hinab auf meine Hände und zupfte nachdenklich an meinen Handschuhen herum.
,,Viele Jahre davor bekam einer der Jungen die Pocken.", erzählte sie plötzlich und überrascht hob ich meinen Kopf an. Lady Stark schien förmlich so, als ob sie in alte Erinnerungen abgeschweift war und starrte gedankenverloren gerade aus. ,,Maester Luwin sagte, wenn er die Nacht übersteht würde er überleben, doch es würde eine sehr lange Nacht werden.. Also blieb ich bei ihm, die ganze Nacht hindurch. Lauschte seinem kargen Atemzügen, seinem Husten, seinem Wimmern." Sie atmete einmal tief ein.

,,Welcher Junge?" Fragte ich sie sanft und aus irgendeinem komischen Grund wusste ich, dass es nicht Robb war von dem sie hier sprach

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,,Welcher Junge?" Fragte ich sie sanft und aus irgendeinem komischen Grund wusste ich, dass es nicht Robb war von dem sie hier sprach.
,,Jon Schnee."
,,Als mein Mann das Kind aus dem Krieg nach Hause brachte, konnte ich es kaum ertragen ihn anzusehen. Ich wollte nicht in diese braunen, fremden Augen blicken, die mir entgegen starrten...", Lady Stark schluckte, so als ob es ihr schwer fallen würde, all das zu beichten. ,,Also bettete ich zu den Göttern: Nehmt ihn mit! Lasst ihn sterben!
Er bekam die Pocken..und ich wusste ich war die abscheulichste Frau, die je gelebt hatte. Eine Mörderin!
Ich hatte diesem armen, unschuldigen Kind einen schrecklichen Tod gewünscht und das alles nur, weil ich eifersüchtig auf seine Mutter gewesen war. Eine Frau, die er nicht einmal kannte!
Also bettete ich zu allen Sieben Göttern: Lasst den Jungen leben! Lasst ihn Leben und ich will ihn Lieben, ich will ihm eine Mutter sein! Ich bat meinen Mann ihm einen rechten Namen zu geben, ihn Stark zu nennen und ihn endgültig zu einem von uns zu machen."
,,Und er hat überlebt." Ein zaghaftes, aufmunterndes Lächeln erschien auf meinen Lippen
,,Und er hat überlebt.'', Wiederholte sie meine Worte und die Lady blickte bekümmert auf das ''Rad'' in ihren Fingern. Ich ahnte bereits, was nun Folgen würde. ,,Doch ich konnte mein Versprechen nicht halten...Und alles, was bisher geschehen ist, all das Grauen was meine Familie überkommen hat, rührt daher, dass ich nicht fehig war ein Mutterloses Kind zu lieben!'' Mit leicht geöffneten Mund sah ich Lady Stark einfühlend an. Die Momente, in denen mir Robb von der Beziehung von Jon zu seinen Eltern erzählt hatte, kamen mir in den Sinn. Damals konnte ich es nicht verstehen und es nicht nachvollziehen, als er sagte, dass er überwältigte von seiner Mutter und der Liebe zu seinem Vater war. Heute konnte ich es einsehen und ich war ebenso, wie er davon Beeindruckt, dass seine Mutter es all die Jahre lang ertragen hatte einen Bastard in ihrer Mitte zu akzeptierten.

You Belong To Me || Robb StarkWo Geschichten leben. Entdecke jetzt