Mit schnellen Schritten, den Brief sicher in meiner Hand, lief ich durch das leere Lager geradewegs zu dem grauen Zelt von Catelyn Stark. Unaufgefordert riss ich das schwere Laken beiseite und trat ungebeten ein.
,,Wann sind sie aufgebrochen!?" fragte ich wütend, schlug den kleinen, ungelesenen Brief auf den Tisch und ignorierte ihren überraschten Blick.
,,Heute Nacht." antwortet die an dem Tisch sitzende rothaarige Lady seelenruhig, tunkte ihre Feder in ein Tintenfass und schrieb unbewegt weiter auf das kleine Stück Pergament.
,,Und niemand hielt es für nötig, mich zu informieren!?" fassungslos und mit einem verärgert Ton in meiner Stimme sah ich sie an.
,,Wenn euer König es nicht für angebracht hielt euch zu wecken, dann ist es wohl kaum meine Schuld." meinte Catelyn mürrisch. Sie faltet das Pergament sorgfältig zusammen, ehe sie aufstand und es einer Wache überreichte, die soeben zu uns trat.
,,Bringt das meinem Onkel." sagte sie, dann nickte der Soldat und verließ das Zelt. Sprachlos blickte ich sie an, während mein Inneres anfing vor Wut zu brodeln, als sie sich abwandte und mir keine weitere Beachtung schenkte.
,,Ihr solltet eure Sachen packen. Wir brechen unverzüglich nach Schnellwasser auf.", sagte sie, währenddessen sie etwas, was ich nicht erkennen konnte, in einen kleinen Beutel tat. ,,Oder hat man euch darüber auch nicht informiert?" fragend drehte sie sich zu mir herum.
Ich atmete tief ein.
,,Natürlich." sagte ich dann knapp, schnappte mir Robb's Brief und verließ Schnurstracks das Zelt.
Meine offenen Haare wehten mir ums Gesicht, als ich noch immer außer mir in mein Zelt eintrat. Aufgebracht stieß ich einen leisen, spitzen Schrei aus, ehe ich mich mit meinen Händen an der Tischkante festkrallte. Mein Atmen verlief ungewöhnlich schnell und ich wusste, dass ich mich beruhigen sollte. Es brachte nichts, wenn ich wütend war. Er hätte so oder so später hinaus in den Kampf aufbrechen müssen.
Ich fuhr mit meinen Händen durch meine Haare und atmete mehre Malen tief ein und aus, um mich unter Kontrolle zu bringen.
Die Wut verflog allmählich, während ich mich daran machte meine Sachen zusammen zu räumen. Ich packte sie schweigend in die Satteltasche meiner Stute, welche bereits fertig vor dem Zelt stand. Ich strich ihr sanft über den Kopf, als ich bemerkte, wie die neue Lady Tully sich von ein paar ihrer Schwestern verabschiedete. Sie stand ein paar Meter entfernt und ich konnte die glänzenden Tränen auf ihrem hübschen Gesicht sehen.
Meine Wut wurde augenblicklich zu Verzweiflung und unwillkürlich zog sich mein Herz vor diesem Anblick zusammen. Ich erinnerte mich zu gut daran, wie ich mich von dem letzten Teil meiner Familie verabschieden musste. Zuerst waren es meine Mutter und mein Bruder gewesen, dann Marcia und schlussendlich auch noch Robb. Was auch immer sie fühlte und welchen Schmerz sie ertrug, ich konnte es ihr nachvollziehen.
Ich riss mich von dem rührseligen Anblick los und lief ein letztes Mal in das graue Zelt mit dem Schattenwolf an beiden Seiten des Eingangs.
Ich hatte nichts vergessen, nur noch der Brief lag ungeöffnet auf dem leeren Tisch.
Es war verrückt, wie schwer mir dieser Abschied fiel. Es war im Grunde genommen nur ein normales Zelt, doch wenn ich an die Erinnerungen darin zurück dachte, fingen meine Hände instinktiv an zu zittern.
Mein Blick schwebte durch den leeren Raum, bis mein Blick erneut auf das Stück Pergament fiel. Ich ahnte, dass ich nicht drumherum kam ihn zu lesen. Dazu war meine Neugier mittlerweile auch zu groß. Meine Hände zitternden immer noch, als ich ihn in die Hand nahm und öffnete.Wir sind tief in der Nacht aufgebrochen. Lord Bolton und ich hielten es für das Beste und ich möchte, dass du es weißt, sobald du diesen Brief hier findest.
Verzeih mir, dass ich dich nicht geweckt habe, doch du sahst so friedlich aus, nach all den Nächten, in denen du diese schrecklichen Albträume hattest, da brachte ich es nicht übers Herz dich zu wecken.
Alles was ich fühle, hab ich dir gestern bewiesen und ich reite in den Krieg, mit dem Gedanken, dass es dir gut geht.
Ich liebe dich, ich liebe unser Kind.
Heute, morgen, ein Leben lang. Egal was passiert.
Vergiss das nie!Robb
Ich schluckte und nahm einen tiefen Atemzug.
Still und einsam rann mir eine Träne über die Wange. Ich verzog Schmerzhaft das Gesicht, so als würde mir jemand genau in diesem Moment mein Herz heraus reißen.
Ich drückte den Brief fest an meine Brust, biss mir quälend auf die Unterlippe und wischte mit einer Hand die schimmernde Flüssigkeit von meiner Wange.
,,Euer Gnaden, seid ihr soweit?'' eine Wache kam ins Zelt, verbeugte sich kurz und riss mich somit aus meinen Gedanken.
,,Ja.'' Murmelte ich leise, atmete ein letztes Mal tief ein und trat dann mit einem leichten Lächeln nach draußen.,,Euer Gnaden?'' ich drehte verwirrt meinen Kopf zur Tür herum, als ich eine Stimme hörte.
Vor ein paar Stunden waren wir in Schnellwasser angekommen und nun war es bereits Abends. Ich hatte still in meinem Zimmer gesessen und schweigend die klaren Sterne am Nachthimmel beobachtete. Meine Hand hatte immer wieder sanft über meinen Bauch gestrichen.
,,Kommt herein, Lord Tully.'' bat ich ihn lächelnd herein, als ich den in die Jahre gekommen Mann erblickte.
Ich wusste, dass es Robbs Werk war, dass der Lord nicht mit ihm die Schlacht gezogen war, sondern hier bei uns blieb.
,,Verzeiht mir, dass ich euch zu so später Stunde störe.'' sagte er, während er eintrat und kurz seinen Kopf vor mir senkte.
,,Ihr müsst euch nicht Entschuldigen. Ich konnte sowieso nicht schlafen.'' erwiderte ich und bot ihm mit einer Hand einen freien Stuhl an. Er nahm es dankend an.
,,Ich bin mir sicher, es gibt einen Grund, weshalb ihr hier seid, oder?'' Fragend blickte ich ihn an.
,,Es geht um den König.'' antwortete er schließlich und wie auf Kommando stieg mein Puls rasend in die Höhe.
,,Was ist mit Robb?'' fragte ich auf der Stelle und meine Stimme zitterte vor Angst.
,,Vor seiner Abreise, sagte er etwas zu mir, was ich euch ausrichten soll, für den Fall, dass er sterben sollte." erklärte der Lord weiter.
,,Was teilte er euch mit? Sagt es mir!'' verlangte ich aufgeregt von ihm und mein Magen zog sich unangenehm zusammen, vor dem, was Folgen würde.
,,Er will, dass ihr nach Volantis zurückkehrt.''Erschrocken riss ich meine Augen auf und starrte ihn sprachlos an.
,,Volantis?'' fragte ich verwundert.
,,Er meinte, es sei das sicherste für euch, wenn ihr in eure Heimat zurückgeht. Eure Familie lebt dort.'', sagte Brynden Tully. ,,Außerdem würden sie euch töten, wenn er sterben sollte. Euer König will das nur verhindern und euch in Sicherheit wiegen. Euch und euer Kind.'' entgegnete er einfühlsam.
,,Die Lannister wissen nicht, dass ich seinen Erben in mir trage.'' murmelte ich leise und erhob mich von meinem Stuhl. Allmählich wurde mir klar, auf was Robb hinaus wollte.
Lord Tully nickte. ,,Und wenn sie es erfahren, dann schwebt ihr in größter Gefahr.''
,,Er will, dass ich nach Volantis gehe, um unser Kind zu schützen.'' sagte ich eher zu mir selbst, als zu ihm und wandte mich ab. Mit langsamen Schritten lief ich zum Fenster und starrte nachdenklich nach draußen.
,,Was wird aus Lady Stark?'' Fragte ich nach einer kurzen Pause und wandte meinen Kopf zu ihrem Onkel herum. Die Arme hatte ich vor meinem Bauch verschränkt.
,,Sie wird hier bleiben. Schnellwasser war immer ihr zuhause. Sie wird erst wieder in den Norden zurückgehen, wenn er wieder dem Haus Stark gehört.'' antwortete er eindringlich.
,,Der Norden gehört den Starks.'' sagte ich eisern und blickte ihn an.
,,Nicht, wenn Robb Stark fallen sollte.'', er schüttelte sachte mit dem Kopf. ,,Seine Brüder sind Tod und Lady Sansa ist eine Lannister. Der Norden würde ihnen gehören.''
,,Was ist mit Jon Schnee?'' Wollte ich daraufhin wissen. Robbs Bruder bei der Nachtwache war trotz allem ein Teil seiner Familie.
,,Er steckt all seine Hoffnung in ihn, dass er den Norden zurückerobert. Und sobald euer Sohn alt genug ist, soll er selbst entscheiden, ob er nach Winterfell gehen möchte oder in Volantis bleiben will.'', Lord Tully machte eine kurze Pause und holte tief Luft für seine nächsten Worte.
,,Doch eines sollte er wissen. Er ist die Hoffnung des ganzen Nordens.''
Ich blickte ihn stumm an, ehe ich mein Gesicht erneut abwandte und gedankenversunken in die dunkle Nacht schaute.
Er hatte Recht. Er war der Sohn eines Königs und der rechtmäßige Erbe des Nordens. Wenn Jon Schnee ihn nicht zurückerobern konnte, war Ned die einzige Hoffnung, die den Menschen im Norden blieb.
,,Ich danke euch Lord Tully, dass ihr mir das mitgeteilt habt.'' sagte ich schließlich, während ich schluckte.
,,Selbstverständlich, Eure Majestät.'' Er verbeugte sich kurz und verließ dann mit schnellen Schritten das Gemach.
Ich biss mir grübelnd auf die Lippe, während ich mich auf das große Bett setzte.
Die Zukunft war ungewiss für uns alle und es machte mir Angst auch nur daran zu denken.
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You Belong To Me || Robb Stark
Fanfiction,,Ich hätte nie gedacht, jemanden zu haben, der mich so ansieht, wie du es tust!" Robb Stark war der Erste, der sie in ihrem Leben eine Lady genannt hatte. In einem anderen Leben war sie die stolze Enkelin eines Triarchens von Volantis gewesen...