5 | ,,Kommt mit mir!"

400 17 3
                                    

Staffel 2, Folge 7:

,,Wieso hast du ihm deinen Nachnamen nicht schon eher verraten?'' Marcia zog fragend eine Augenbraue hoch und betrachtete mich von der Seite her.
Ich zuckte nachdenklich mit den Schultern, dennoch war ich froh ihr endlich alles gesagt zu haben und die Last von meinen Schultern fallen zu lassen.
Zwar wollte ich ihr diese ganzen Sachen schon vor einer Woche bei unserem geplanten Spaziergang beichten, doch unsere Arbeit hatte das verhindert.

,,Ich weiß es nicht.'' Gestand ich ihr leise und faltete meine Hände in meinem Schoß. Wir waren am Rande des Waldes angekommen und hatten uns auf einem Baustamm niedergelassen. Von hier aus hatten man einen guten Überblick über das ganze Lager, welches unter uns lag. Rauch qualmte aus manchen Feuerstellen empor und die Zelte streckten sich bis zum Horizont.
Ich hätte nicht gedacht, dass die Stark so viele Anhänger und Gefangenen hatten.
Natürlich bekam man einiges mit was man sich erzählte, dennoch konnte man nicht wirklich alles glauben.
Die meisten Männer waren immer  betrunken gewesen, als sie diese Gerüchte äußerten.

,,Wolltest du nicht, dass er weiß, dass du aus einem adeligen Haus stammst?Woher soll der König denn wissen, dass Maegyr ein Name aus hohem Range ist? '' Hakte sie weiter nach.
Ich hatte ihr alles bis ins kleinste Detail erklärt. Auch das ich bei meiner ersten Begegnung mit Robb Stark nicht auf die Frage nach meinem Nachnamen eingegangen bin und er ihn erst herausgefunden hatte, als ich es seiner Mutter mitgeteilt hatte.
,,Vermutlich.'',Entgegnete ich gedankenverloren und realisierte erst ein paar Sekunden danach, was ich von mir gegeben hatte. Innerlich schlug ich mir mit der flachen Hand gegen den Kopf. Manchmal war ich so was von dumm!
,,Ich wollte damit nur sagen, dass mein Name keinen Einfluss auf mich haben sollte. Aber er hat auch leider ohne ihn zu wissen herausgefunden, dass ich Adelig -"

,,Warte kurz!", Marcia unterbach mich abrupt und hob verblüfft die Hände.
,,Wenn ich das gerade richtig verstanden habe, dann wollest du nicht, dass er weiß, dass du ein Adeliges Mädchen bist, sondern dich so nimmt, wie ein normale Bürgerliche?"
Sie hatte es mehr oder weniger ins Schwarze getroffen.
Zumindest war es später darauf hinausgelaufen, als ich ihn nicht mehr aus dem Kopf bekommen hatte.

Bedrückt senkte ich den Kopf.
Was stellte dieser Mann bloß mit mir an?
,,Hey! Kopf hoch.", Marcia nahm meine Hand und drückte sie aufmunternd. ,,Du hast mit dem König des Nordens geredet. Das können nicht viele hier im Lager von sich behaupten." Sie lächelte mich warm an.
Ich gab nur ein unverständliches Murren von mir.
Dieser König ließ mich auf eine andere Art und Weiße die Dinge aus einem neuen Blickwinkel sehen, ließ mich freier und vor allem glücklicher Fühlen. So etwas hatte ich noch in Gegenwart eines Mannes gespürt.

,,Lass uns zurück gehen.'' Sagte ich nach einer Weile des Schweigens, stand auf und strich mein Kleid glatt. Meinen Umhang zog ich ein Stück enger zusammen, als eine kalte Windböe mich erzittern ließ.
Auch Marcia erhob sich, nicht zufrieden mit meiner Antwort, doch ich konnte jetzt nicht weiter darüber reden.
Das musste sie verstehen.



Minuten später waren wir erneut inmitten des Lagers angekommen, ich hatte den zum Teil Blutverschmierten weißen Kittel an und kümmerte mich um die Verwundeten der letzten Schlacht. Ein junger Mann litt Krampfhaft unter meiner Hand, während ich versuchte das Blut, welches aus einer aufgeplatzten Wunde im Oberschenkel hervorquoll, zu stoppen. Der Mohnblumensaft, den ich unter meinen Utensilien gefunden hatte war leer, weshalb ich Marcia ins Zelt schickte um neuen zu holen. Währenddessen drückte ichmeine Hand auf das offene Fleisch und suchte nach einem sauberen Tuch. Nachdem ich eines gefunden hatte und das Blut nicht mehr durch meine Finger floss, sondern den Stoff Rot drängte kam Marcia zurück. In der Hand hielt sie ein Fläschchen, indem nur noch ein winziger Schluck des Schmerzlindernden Saftes war.
,,Ist das alles?'' Erkundigte ich mich überrascht und besorgt zu gleich, als ich ihr das wenige Etwas aus der Hand nahm, es öffnete und den letzten Schluck an den Soldaten opferte. Nach ein paar Sekunden schon wandte er sich nicht mehr ganz so arg und schien allmählich wieder ruhig zu werden. Eilig machte ich mich daran die Wunde zu nähen, wobei mir auffiel, dass ich auch noch kaum von den Nähten besaß.
,,Es ist beinahe alles aufgebraucht.'' Antwortete mir Marcia darauf leise und ich stellte mich mit ihr wieder gerade hin. Der junge Soldat wurde von einer Helferin weiter behandelt.
,,Was sollen wir tun? Die ganzen Heilmittel, die wir von Königsmund aus mitgebracht haben sind leer und es würde Stunden dauern Neue zu holen.'' Fragend sah sie mich aus ihren grünen Augen verzweifelt an.
,,Vielleicht müssen wir das auch gar nicht.'' Mir schoss soeben eine Blitzidee in den Kopf, wo wir nicht mehrere Stunden lang nach Königsmund reißen müssten. Diesmal zahlte es sich aus, den Gerüchten der Soldaten zu zuhören.
,,Was hast du vor?'' Rief Marcia mir verwirrt hinterher.
,,Mit meinem König reden!'' Dann machte ich mich rasch auf den Weg zu dem Zelt des Königs. Seine engsten Angehörigen verließen gerade das Zelt, als ich ankam. Meine Hände an dem Kittel abwischend trat ich vorsichtig hinein.
,,Eure Majestät, habt ihr einen kurzen Augenblick?''Fragte ich und bemerkte wie er seinen Kopf sofort von seinen Unterlagen anhob, als er meine Stimme hörte. Während ich näher anden Tisch heran trat verschwand auch der letzte von der Versammlung.
,,Ich behandle schon länger eure Verwundeten.''Begann ich und wollte weiter sprechen, als ich von ihm unterbrochen wurde.
,,Ja, und meine Feinde. Wie einige meiner Vasallen nur all zu gern erwähnen.'' Der harte Unterton in seiner Stimme ließ mich für einen kurzen Moment zusammenzucken.
,,Es sind nicht meine Feinde!'' Beharrte ich auf dem, was ich schon letztes mal gesagt habe.
,,Das sage ich meinen Männern auch.'' Erwiderte er und der harte Unterton war verschwunden.
,,Ich habe alle Heilmittel verbraucht, die ich dabei hatte.'', Begann ich erneut von dem Thema, weswegen ich überhaupt hier war. ,,Manche sind leicht zu ersetzten, wie Eigelb, Kieferöl oder auch Rosenöl.''
,,Aber andere nicht.'' Vollendete er meinen Satz ohne es groß gewollt zu haben.
,,Ich brauche Seide für die Nähte, Fenchelwurz für die mit Fieber, Weidenrinde und am dringendsten brauche ich Mohnblumensaft. Ihr habt gesehen wie es ist einen Fuß ohne sie zu amputieren. Ich denke, es wird noch viel amputiert bis der Krieg vorüber ist.'' Ich senkte den Kopf. Während ich gesprochen hatte, hatte der König seine noch soeben in der Hand haltende Karte auf den Tisch gelegt und war auf mich zu gekommen. Ohne darauf zu achten ist mein Puls wie von selbst in die Höhe gestiegen.
,,Braucht ihr Hilfe alles zu besorgen?'' Fragte er mich ungewöhnlich sanft.
,,Ich weiß, wo ich alles bekomme.'', Entgegnete ich schnell, stoppte aber sofort. ,,Tut mir leid, ich habe euch unterbrochen.'' Murmelte ich leise.
,,Fahrt ruhig fort, Mylady.'' Meinte der König und ich starrte ihn verwundert über den leicht verführerischen Klang seiner Stimme an. Ein Lächeln umspielte seine Lippen und ich musste mich zusammenreißen um nicht laut los zu stottern, wenn ich den Mund aufmachte. Zum Glück klappte es beinahe perfekt.

,,Ihr reitet doch zu Verhandlungen zur Burg Bruch?'' Er nickte

Hoppla! Dieses Bild entspricht nicht unseren inhaltlichen Richtlinien. Um mit dem Veröffentlichen fortfahren zu können, entferne es bitte oder lade ein anderes Bild hoch.

,,Ihr reitet doch zu Verhandlungen zur Burg Bruch?'' Er nickte.
,,Dort gibt es einen Meister, der wird haben was ich brauche.''
,,Das nehme ich doch stark an.''
,,Dann schreibe ich alles auf eine Liste..'' Erneut wurde ich von seiner Seite unterbrochen.
,,Kommt mit mir zur Burg Bruch.'' Schlug er stattdessen vor.
,,Ich denke nicht..'' Ich konnte ihn nur ungläubig anschauen.
,,Lasst euch von dem Meister zeigen, was er hat. Die Verwundeten sollen gut versorgt werden. Alle Verwundeten!''
Mein Mund stand einen Spalt weit offen, als ich ihn verblüfft, fassungslos und zu gleich beeindruckend ansah. Er war wirklich ein anderer König, als die, von denen ich bereits gehört hatte.
,,Wir werden morgen früh aufbrechen. Steht am besten früh auf, ich werde euch abholen." Das waren seine letzten Worte bevor er aus dem Zelt marschierte. Im Anflug von einem Lächeln machte auch ich mich zurück auf den Weg zu Marcia. Unter irgendwelchen komischen Umständen freute ich mich auf morgen..

You Belong To Me || Robb StarkWo Geschichten leben. Entdecke jetzt