10 | Verzweiflung

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Sein nackter Körper lag eng an meinem und ich spürte seine linke Hand immer noch auf meinen Rücken ruhen. Mit liebevollem Blick musterte ich jedes einzelne Detail seines schlafendes Gesichtes. Sein Brustkorb hob und senkte sich gleichmäßig und seine Augen waren sanft geschlossen. Er sah so glücklich und zufrieden aus, sodass diese wohlige Wärme sofort wieder in meinen Körper schoss. Am liebsten hätte ich ihn stundenlang so angesehen. Er war so zart und sanft letzte Nacht gewesen. Es war wunderschön gewesen, jeder Kuss, jede Berührung war mit solch einer Vorsicht gewesen, dass es mir beinahe Tränen entlockt hatte. Konnte es nicht immer so perfekt sein?
Mein Blick fiel auf unsere verschränkten Finger, welche auf seinem Oberkörper lagen und es stimmte mich traurig. Ich biss mir auf die Lippen und sah zur Seite. Ich hasste es, ich hasste diese Situation. Ich sehnte mich nach Zärtlichkeit und dem Gefühl, das er mir gab. Langsam löste ich meine Hand aus seiner. Es würde nicht immer so sein können und das wusste ich. Er war verlobt und wenn ich noch länger hier liegen bleiben würde, würde es mich von innen heraus zerreißen. Schnell sah ich mich im Raum um. Unsere Klamotten waren quer verstreut und ich würde mich stark bewegen müssen, um daran zu gelangen. Dennoch versuchte ich es und war froh, dass er in einen tiefen Schlaf gefallen war. Die Decke, die mich warm gehalten hatte, legte ich nun über ihn, bevor ich nach meinem Kleid griff. Eilig zog ich es über und fuhr mir, während ich das Zelt mit einem letzten Blick verließ, verzweifelt durch die braunen Haare.
Die Sonne war noch nicht hinter dem Horizont aufgetaucht und das ganze Lager schien noch zu schlafen. Da ich niemanden wecken wollte, machte ich mich auf den Weg in den Wald. Die Kälte dabei ignorierte ich..Ich musste einen klaren Kopf bekommen. Wie war es überhaupt so weit gekommen? Was veranlagte mich dazu den König des Nordens zu küssen und sogar mit ihm zu schlafen? Mit leerem Blick starrte ich auf den Boden und ließ mich an einem Baum hinunter sinken. Erzürnt über mich selbst vergrub ich rasend vor Wut meine Hände in dem weichen Moos. Wie sollte ich denn nun nach dieser ganzen Nähe über ihn hinwegkommen? Er hatte eine Verlobte und diesem Mädchen hatte ich letzte Nacht den Mann geraubt. Aber sagte er nicht auch, dass er die Frey Tochter nicht heiraten will? Ungewollt flammte Hoffnung in mir auf, welche ich aber gleich wieder aus mir entweichen ließ. Das würde nicht gehen. Er hatte einen Eid geschworen und musste ihn einhalten. Für seine Familie, für sein Volk, für den Norden..Er würde all dies verlieren, wenn er sein Versprechen brechen würde, da war ich mir sicher. Vermutlich würde es ihn gleich mit ziehen und ich wollte nicht für seinen Tod verantwortlich sein.

,,Sag mir, dass das nicht wahr ist, Talisa!" Marcia starrte mich auf großen Augen fassungslos an und Stütze sich an dem kleinen Tisch in der Ecke ab. Kraftlos ließ ich mich auf mein Bett fallen.

,,Das war alles nicht geplant

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,,Das war alles nicht geplant."Stöhnte ich in ein Kissen hinein.
,,Nicht geplant? Du hast mit ihm geschlafen! Er ist ein König!" Entgegnete sie entgeistert und raufte sich die Haare.
,,Ich weiß, dass er ein König ist." Murrte ich zurück. Mir war bewusst in welche Lage ich mich gebracht hatte und das ich mich dort nicht so leicht heraus retten konnte. Marcia schnaufte hitzig auf, dann schien sie sich langsam von dem Schock zu erholen.
,,Hat er dich oder du ihn zuerst geküsst?" Fragte sie danach plötzlich und ging vor mir auf die Knie. Ihre Wut war scheinbar vollkommen verschwunden und sie nahm sanft meine Hand. Ich zuckte mit den Schultern.
,,Es überkam uns beide auf einmal. Es geschah mehr oder weniger Gleichzeitig."
,,Hat es sich gut angefühlt? Und ich meine damit nicht nur die Küsse." Allem Anschein nach wollte sie mich nun mit Fragen durchlöchern.
,,Wenn du darauf hinaus willst, ob ich es bereue mit ihm geschlafen zu haben, nein! Ich weiß, dass es ein Fehler war, doch es fühlte sich keineswegs falsch an. Auch wenn es komisch klingen mag, ich glaube, wir beide wollten es.." Gestand ich ihr leise und schaute zur Seite.
,,Das wird ja immer besser.", Murmelte Marcia und musste für einen kurzen Moment lachen. ,,Er hat eine Verlobte, Talisa. Er ist jemand anderem versprochen! Du darfst jetzt nicht erwarten, dass er dieses Versprechen bricht."
,,Das will ich ja auch gar nicht. Wenn er diesen Eid bricht, wird ihn das alles kosten. Ich will das nicht verantworten!" Erwiderte ich beunruhigt.
,,Was wirst du nun tun?" Fragte Marcia mich besorgt.
,,Ich hab keine Ahnung. Ihm aus dem Weg gehen?" Ich hob abwegig die Hände.
,,Ignorieren? Das wird schwer werden." Meinte sie daraufhin nachdenklich.
,,Vielleicht werde ich auch einfach nach Königsmund zurückkehren. Besser noch nach Volantis." Schlug ich nach einer Weile des Schweigens vor und erntete dafür erschrocke Blicke.
,,Es war dein Traum nach Westeros zu kommen! Willst du das jetzt einfach wegwerfen, wegen einem Mann, der dir die Augen verdrehte hat?!" Rief sie empört. Mit hoch gezogen Augenbrauen sah ich sie an. ,,Na schön. Wegen einem König, der verlobt ist und dir schöne Augen gemacht hat." Verbesserte sie sich darauf.
,,Ich weiß, was ich empfinde, Marcia. Ich kann nicht hier sein, wenn er eine andere heiratet und zu seiner Königin macht!" Traurige stützte ich meinen Kopf in meinen Händen ab.
,,Was ist mit mir, hast du daran mal gedacht? Ich bin führ dich hier her gekommen, hab mir so gut es geht ein Leben aufgebaut und jetzt verlangst du von mir, zurück in unsere Heimat zukehren und alles hinzuschmeißen?!" Rief sie mit lauter werdenden Stimme ärgerlich, während sie aufgestanden war.
,,Ich hab nicht von dir verlangt, mit mir zurück zu kommen." Entgegnet ich ruhig und blickte ihr direkt in die Augen.
,,Aber als deine Beste Freundin muss ich das. Ich kann dich nicht alleine lassen, wenn du als Frau über die Meerenge zurück nach Volantis kehrst!" Sie stemmte sich nahezu beleidigt die Hände in die Hüfte. Es rührte mich, doch ich konnte sie nicht zwingen.
,,Wenn es dir nicht zu viel aussmacht?"
,,Also willst du wirklich gehen?" Stellte sie im Gegenzug und sah mich fragend an. Ich bemerkte, wie etwas Hoffnung bei ihr aufflammte.
,,Ich werde darüber nachdenken." Antwortete ich ihr langsam. Von ihr kam bloß ein nicken, dann war die Sache fürs Erste bei ihr erledigt und sie ging ihrer Arbeit nach. Ich hingehen würde das alles nicht so schnell verarbeiten, geschweige denn vergessen können. Dafür war dieser Mann mir wichtiger geworden, als ich es geahnt hatte. Er war Teil meines Lebens, seit dieser Nacht geworden, das konnte ich nicht leugnen..

You Belong To Me || Robb StarkWo Geschichten leben. Entdecke jetzt