Bad Romance

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  I want your love
And I want your revenge
I want your love
I don't wanna be friends

   

Du erwachtest in den frühen Morgenstunden, die Decke um deinen nackten Körper geschlungen. Als du dich strecktest rebellierten deine Muskeln mit einem empörten Stechen und du stöhntest ins Kissen. Dein Körper schmerzte und als du die Schulter bewegtest zucktest du unter einer Bisswunde zusammen.
Er hatte dich ganz schön rangenommen, ohne Rücksicht auf Verluste. Aber das störte dich nicht, im Gegenteil – du hattest dich selten lebendiger gefühlt.
Du gähntest und sahst zur anderen Seite des Bettes, die jedoch leer war. Der gesamte Raum war leer. Kakuzu war weg. Es wunderte dich nicht, es hätte dich mehr verwirrt wenn er zum Kuscheln und Frühstück im Bett geblieben wäre.
Du erhobst dich und suchtest zuerst deine Sachen zusammen, die im Eifer des Gefechts im ganzen Raum verteilt waren. Du musstest dich auf den Weg machen. Auch wenn es noch früh am Morgen war, schon bald würde die Reinigungskraft kommen und bis dahin wolltest du schon über alle Berge sein. Dringend brauchtest du einen Auftrag, um dir zumindest etwas zu Essen kaufen zu können. Nicht, dass du noch verhungertest. 


Angewidert wischtest du dir das Blut von den Händen und zogst dem Mann die Brieftasche aus dem Mantel. Viel war nicht drin, doch es würde für eine karge Mahlzeit reichen. Eine sehr karge Mahlzeit.

Ein prüfender Blick ins Bingo-Book verriet dir, dass dieser Kerl nicht die Mühe wert war zum nächsten Schwarzmarkt geschleppt zu werden. Da müsste schon ein dickerer Fisch kommen bevor du 85 Kilo Leiche bis zum nächsten Handelspunkt zerrtest. Also würde es heute wohl nur Reis geben – dein Magen knurrte empört und deine Laune sank noch weiter. Es wurde bald Abend und bis jetzt hattest du nur ein paar Himbeeren aus dem Wald gegessen. Eine warme Mahlzeit, das wär's!
Murrend stopftest du die wenigen Münzen in deine eigene Tasche und zogst deine Kapuze über den Kopf. Der Himmel verdunkelte sich und erste Tropfen fielen auf den Stoff deines Mantels. Genervt fluchtest du und machtest dich auf den Weg zum nächsten Dorf, auch wenn du bis dahin klitschnass sein würdest.
Ein kurzer Blick auf deine durchweichte Karte und du stelltest fest, dass du viel zu weit nach Osten gewandert warst. Du wolltest in Richtung Norden, doch jetzt hattest du zwischen deinem eigentlichen Ziel und deiner jetzigen Position einen breiten Fluss, der durch den Regen stark ansteigen würde. Also führte dich dein Weg weiter nach Norden, ob du wolltest oder nicht.
Die nächstgrößere Stadt war nur wenige Meilen entfernt und du entschiedst dich einen Abstecher zu machen – vielleicht gab es ja jemanden der kein allzu gutes Auge auf seine Brieftasche hatte. 


In der kleinen Stadt führte dich dein Weg direkt in den Bereich des Rotlichts und der Spieler. Aus den Wettbüros schrien die Spieler aus vollem Halse, ob gewonnen oder verloren. Der Geruch von Alkohol und Essen waberte durch die Luft und dein Magen knurrte gierig.

Vor einem Stripclub machtest du Halt und seufztest. Wenn man so pleite war blieb einem nur eine Möglichkeit.
»Schätzchen! Liebes!«
Du wurdest in eine knochenbrechende Umarmung gezogen von der Dame des Hauses, Thalia. Der schwere Geruch von Parfüm verschlug dir den Atem und deine Rippen ächzten unter dem Druck ihrer Arme.
»Mein gutes Mädchen! Wie geht es dir?« Sie lächelte dich mit ihren roten, vollen Lippen an und du wandtest dich aus ihrem Griff.
»Gut, es geht mir-« Doch weiter kamst du gar nicht, als sie dich am Arm packte und durch den Club zog. Leicht bekleidetet Frauen räkelten sich für die sabbernde Kundschaft und du verdrehtest die Augen bei dem Anblick. Dein Job als Kopfgeldjägerin gefiel dir von Minute zu Minute besser. Immerhin musstest du dich nicht ausziehen.
»Schätzchen, du musst mir erzählen was du alles verbrochen hast! Wir haben uns ja ewig nicht gesehen!«
Thalia drückte dich in ihrem privaten Arbeitszimmer auf das Sofa an der Wand und reichte dir auch schon ein mit Alkohol gefülltes Glas aus feinem Kristall. Ihre großen, blauen Augen klimperten dich erwartungsvoll an und du trankst einen Schluck – das Zeug schmeckte widerlich!
»Also, hm, mir geht es soweit ganz gut.«, murmeltest du und Thalia nickte bejahend.
»Ach, Liebes, du hast dich schon immer irgendwie durchgeboxt!«
»Stimmt wohl. Naja, nur, da die Mafia mein Geld hat-«
»Was?« Sie unterbrach dich und stellte ihr Glas auf dem teuren Schreibtisch ab – natürlich nicht ohne einen Untersetzer. »Dein Geld haben sie?«
Du nicktest befangen und zucktest kurz mit den Schultern.
»Ist ziemlich beschissen gelaufen. Sie haben mein Konto eingefroren, da Kakuzu sich etwas daneben benom-«
»Kakuzu?!« Sie sprang vom Schreibtisch auf und ihre schönen blauen Augen funkelten erbost. »Sag bloß du kennst dieses miese Schwein!«
Kleinlaut drücktest du dich weiter ins Sofa und nicktest langsam.
»Ja, wir treffen uns hin und w-«
»Tu das nicht!« Thalia war nicht sehr gut darin Leute ihre Sätze beenden zu lassen. »Dieser Mann ist das Letzte! Wage es ja nicht dich mit ihm zu treffen!«
»Warum?«, fragtest du, inzwischen ein wenig trotzig. Was ging es die Blonde an? Das war doch allein deine Sache!
Sie füllte dein Glas mit dem widerlichen Sherry nach und trank einen Schluck aus der Flasche.
»Du darfst dich niemals mit ihm einlassen!«
»Und was wenn ich das schon getan habe...«, murmeltest du, stur und trotzig wie ein kleines Kind. Ihr Blick huschte zu dir und du sprangst auf, als sie die Flasche Sherry mit einem Ruck auf dem Schreibtisch zerschlug. Scherben flogen durch den Raum und eine landete direkt in deinem Glas. Du beäugtest die Geschäftsfrau beunruhigt.
»Sag mir nicht dass du ihn gevögelt hast.« Ihre Stimme war nicht mehr herzlich und einladend. Wütend und kalt war ihr Tonfall und wärst du eine Schildkröte gewesen, hättest du dich in deinen Panzer zurückgezogen. Sie war eine furchterregende Frau wenn sie wütend war – nur warum war sie denn plötzlich so wütend?
»Thalia, was ist denn los? Es ist doch nur Kakuzu. Klar, er ist ein Arschloch, aber-«
»Du verstehst das nicht!« Dramatisch ließ sie sich auf ihren Schreibtischstuhl fallen und seufzte schwermütig. »Schätzchen, er ist gefährlich! Und noch dazu eine männliche Hure!«
Du zogst die Brauen zusammen.
»Eine Hure?«
»Oh bitte!« Sie winkte ab und zündete sich eine Zigarette an. Der bläuliche Rauch verteilte sich über dem Schreibtisch in zarten Kringeln. »Er hat schon so vielen meiner Mädels schöne Augen gemacht. Noch dazu hat er es auch bei mir versucht.«
»Bei dir?« Deine Sympathie für den Schwarzhaarigen verpuffte zu einer kleinen Rauchwolke, ähnlich dem Qualm von Thalias Zigarette. Hatte er etwa auch nur mit dir gespielt?
»Liebes.« Thalia warf dir einen gefühlvollen Blick zu. »Bitte, sag mir nicht dass er dich in seinen schrecklichen Bann gezogen hat!«
Du antwortetest nicht, sonder gosst deinen mit Scherben garnierten Drink in die Zimmerpflanze zu deiner Linken. Thalias wachsame Augen ruhten auf dir und sei seufzte.
»Wundervoll. Schätzchen glaube mir, dieser Mann bedeutet Ärger. Eine Menge Ärger.« Ihr Blick verhärtete sich. »Ich weiß wovon ich spreche.«
»Vielleicht sollte mal jemand den Spieß umdrehen und ihm eins auswischen.«, murmeltest du deinem leeren Glas entgegen. Die Blonde hob die Brauen und der Ansatz eines Lächelns kam auf ihre roten Lippen.
»Mein gutes Kind«, sagte sie. »Bist du dir sicher, dass du auf diesem Niveau mitspielen kannst?«

Big Bad WolfWo Geschichten leben. Entdecke jetzt