Du nahmst einen tiefen Zug aus deinem Glas und ließt den Blick über den Tresen schweifen. Düstere Gestalten saßen im fahlen Licht der Bar, kaum ein Wort fiel im Raum. In der hintersten Ecke flüsterten ein paar Gestalten hitzig miteinander, doch du hörtest nur mit einem halben Ohr zu. Dein Blick lag auf den kleinen Wellen deines Wassers und deine Gedanken schweiften ab, wie so oft in den letzten Monaten.
Vier Monate lang hattest du dich allein durchgeschlagen und bereits nach den ersten Wochen hattest du es bereut. Kakuzu zu verlassen war dein bisher größter Fehler und du vermisstest ihn schrecklich. Doch es gab kein Zurück mehr und jetzt musstest du mit den Konsequenzen deiner Entscheidung leben. Ein gutes Leben war es jedoch nicht.
Du warfst ein paar Münzen auf den Tresen und verließt die dreckige Bar. Draußen war es dunkel, die schmale Straße nur erleuchtet vom schmalen Mond. Eine Katze huschte an deinen Füßen vorbei und verschwand hinter der Bar in den Schatten der Nacht. Du sahst dem Tier nach, ein wenig unschlüssig wo es jetzt hin gehen sollte. Dieses kleine Dorf wolltest du möglichst schnell hinter dir lassen, dem schmalen Pfad durch den Wald folgen bis du die Grenze vom Land der Erde erreichtest. Kusagakure lag an der Grenze zum reich des Feuers – doch Konoha allein zu betreten wäre nicht sehr klug. Du hieltest dich lieber vom Land des Feuers fern. Aber wohin nur als nächstes?
Es würde schon bald Morgen werden und bis dahin wolltest du eine Entscheidung getroffen haben. Bis dahin begnügtest du dich damit dem Weg zu folgen, egal wohin er führte.
»Wieso musst du mir ständig über den Weg laufen?«
Du hieltest inne und lauschtest in die Nacht. So oft wie du auf ihn trafst konnte das doch nur ein schlechter Scherz vom Universum sein. Kakuzu stand hinter dir und du spürtest seine Wut deutlich. Es hatte keinen Sinn sich gegen ihn zu wehren, denn immerhin hatte er das Recht wütend auf dich zu sein.
Dich packten schwarze Fäden und ehe du dich versahst spürtest du die Wucht des brechenden Baumes in deinen Knochen. Er schleuderte dich mit dem Rücken gegen die nächste Eiche und dein Rückgrat knackte unheilvoll. Es brach nicht, aber es tat höllisch weh. Dir entkam ein Keuchen als er dich mit seinen Fäden vom Boden hochzog und dich kopfüber in der Luft hängen ließ. Du spucktest etwas Blut zu Boden und rangst keuchend nach Luft.
»Kakuzu-!«, flehtest du kraftlos.
»Du hast mich verlassen, nach all dem verdammten Mist den du mir erzählt hast!«
Er schmetterte dich auf den Boden und du schriest verzweifelt auf. Deine Knochen knackten, gaben beinahe nach und du versuchtest dir mit dem Handrücken das Blut aus dem Gesicht zu wischen.
»Kakuzu, hör auf!« Die Fäden schlangen sich enger um deine Beine und zogen dich durch den Dreck. »Bitte! Du tust mir weh!«
»Das ist mir egal!« Er zog dich so nah an sich heran dass er dein Handgelenk packen und dich vom Boden hoch ziehen konnte. Du ächztet unter seinem festen Griff, machtest aber noch immer keine Mühe dich zu wehren. Verdient hattest du es ja, nachdem was du getan hattest.
»Ich sollte dich töten.« Er hatte dich auf seine Augenhöhe gezogen und du sahst in zwei funkelnde grüne Augen. Es lag viel Wut darin, blanker Zorn und Schmerz.
»Es tut mir leid.«, rauntest du leise und versuchtest an etwas anderes zu denken als an den metallischen Geschmack des Blutes in deinem Mund.
»Da scheiß ich drauf!«, grollte er und ließ dich achtlos fallen. Du kamst unsanft auf dem Boden auf und stöhntest mit heiserer Stimme.
»Wirklich, es tut mir leid.« Auf wacklige Beine erhobst du dich und hieltest dir die Seite. »Ich wollte dich nicht verletzen. Ich wollte das alles alleine schaffen.«
»Was denn schaffen?«, fragte er und schnaubte ungläubig.
Du sankst erneut zu Boden und seufztest schwer.
»Alles.«, flüstertest du. »All das was passiert ist.«
Er griff dich nicht weiter an, reagierte aber auch nicht auf deine Verzweiflung.
»Erst gehst du mir ewig mit dem Scheiß auf die Nerven und dann sowas.« Er verschränkte die Arme vor der Brust. »Da verschwindest du einfach und hinterlässt mir einen verdammten Zettel?!«
Du schwiegst, denn damit hatte er durchaus recht. Du hattest ewig versucht ihn von eurer Sache zu überzeugen – jedoch nicht wissend dass er sich für dich entschieden hatte.
»Ich hätte Ja gesagt.«, knurrte er und zog dich grob vom Boden hoch. Seine Hand drückte fest auf deinen Bizeps und du verzogst unter dem Schmerz das Gesicht. Das zu hören ließ dich zu ihm aufsehen und dein Herz setzte einen Schlag aus. Das machte die Sache für dich nicht sehr viel besser!
»Es war ein Fehler dich zu verlassen.«, gestandest du ihm und schlucktest gegen die Tränen an. Man, du hattest das wirklich versaut!
»Ein verdammter Fehler, jawohl.« Seine Stimme wurde weicher. »Und mir dann auch noch monatelang aus dem Weg zu gehen!«
»Ich bin nicht dir aus dem Weg gegangen!«, protestiertest du aufgebracht und entwandest dich endlich seinem Griff. »Ich bin mir selbst aus dem Weg gegangen!«
»Bullshit!«, knurrte der Schwarzhaarige und verdrehte die Augen. »Hör auf so einen Mist zu reden! Du warst feige und bist abgehauen.«
»Ich hatte Angst.«
Er seufzte schwer.
»Du hast Scheiße gebaut.«
»Ja, hab ich.« Du zogst du Schultern beschämt hoch und wichst seinem Blick aus. Seine Wut schien etwas verflogen zu sein, doch dir war klar dass das noch ein langes Nachspiel haben würde. Er schien ziemlich eingeschnappt zu sein – wer würde ihm das verdenken – und die Rache war wohl sicher.
Nur auf welchem Wege?
Er sah deinen zutiefst verzweifelten Blick und konnte nicht länger hart bleiben. Er klopfte dir auf die Schulter und sah dich resignierend an.
»Kriegen wir schon alles wieder hin...«, murmelte er und du warst heilfroh, dass er dir zu verzeihen schien.
»Du machst mich fertig...«, hörtest du ihn grollen, so leise dass du es kaum mitbekamst. Es tat dir wirklich leid, doch dich wurmte das Ganze sehr. War es das jetzt? Alles wieder gut und Friede, Freude, Eierkuchen? Schwer zu glauben.
»Oh, übrigens« Er hatte sich in Bewegung in Richtung Norden gesetzt und drehte sich zu dir um. Du schlosst schnell zu ihm auf und sahst ihn fragend an. »Ich hab deinen Ex-Freund getroffen. Vor ein paar Tagen.«
»Shun?«, haktest du irritiert nach. »Hast du ihn getötet?«
»Wieso sollte ich?«
»Er hat versucht mich zu erwürgen-«, brummtest du missmutig, schwiegst aber schnell. Du hättest ihn auch selbst töten können damals. Warum nochmal hattest du das nicht getan?
»Jedenfalls, er fragte nach dir.«
»Was hast du ihm gesagt?« Dir bereitete das Thema Bauchschmerzen. Kakuzu blieb stehen und sah dir direkt in die Augen.
»Ich habe ihm meine Hilfe angeboten.«
Deine Augen weiteten sich, als ein stechender Schmerz sich in deine Brust bohrte. Das Gefühl von dem heißen, glühenden Schmerz sickerte durch deinen Oberkörper und du hörtest entfernt deinen eigenen Schmerzensschrei.
Aus dem Augenwinkel sahst du Shun aus der Dunkelheit treten, die Spitze seines Schwertes mit Blut bezogen – deinem Blut.
Du sacktest auf die Knie und deine zitternden Finger suchten die Wunde in all dem Schmerz.
Dein panischer Blick fand zwei waldgrüne, zufrieden glänzende Augen.
Das also war die Rache.
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Big Bad Wolf
FanfictionKakuzu x Reader // Es war schon immer eine seltsame Beziehung zwischen dir und Kakuzu - man konnte es eher ein schwaches Interesse nennen. Doch selbst ein nur schwaches Interesse kann der Funke sein der alles niederbrennt.