Damage Inside

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I can't look you in the eye
I don't want you to see the damage inside
I've been gone for so long   


»Du liebst mich?«

»Ich denke schon, ja.«
Kakuzus Blick verdüsterte sich.
»Das sagst du nur weil du fast gestorben wärst bei der Mafia.«
Du schütteltest den Kopf und seufztest schwer. Du lagst auf dem Rücken, während der Schwarzhaarige schläfrig das Gesicht in deiner Halsbeuge vergraben hatte. Deine Finger spielten gedankenverloren mit seinem Haar, während du dich von den Albträumen beruhigtest.
»So ist es nicht.«, rauntest du ihm zu. »Du weißt genau dass das hier keine Affäre ist.«
»Müssen wir das jetzt diskutieren? Es ist mitten in der Nacht.«
»Sonst läufst du wieder weg. Wie sonst auch.«
»Ich überlege schon wo meine Stiefel stehen.«
Du gabst ihm einen liebevollen Klaps auf die Schulter und er stöhnte genervt. Grüne Augen sahen zu dir hoch und sein Blick war resignierend.
»Wenn du mich dann schlafen lässt – lass uns reden.« 


»Ich liebe dich.«

»Tust du nicht.«
Du hattest dich aufgesetzt, während Kakuzu auf dem Rücken lag, die Arme hinter dem Kopf verschränkt.
»Woher weißt du wie ich fühle?«, erwidertest du etwas trotzig, aber er verunsicherte dich doch. Du glaubtest wirklich ihn zu lieben – aber war es denn auch so? Lag es vielleicht wirklich an deiner Zeit bei den Mafiosi?
»Du bist ein offenes Buch.«
»Das ist nicht wahr!«, grolltest du, etwas eingeschnappt. Du warst eine Kopfgeldjägerin, wenn du ein offenes Buch wärst würdest du wohl kaum noch leben!
»Das mag ich an dir.« Eine warme Hand an deiner Wange ließ dich leicht seufzen und lehntest dich in die sanfte Berührung. Diese liebevolle Geste kam vollkommen unerwartet und überraschte dich sehr – das hättest du ihm nicht zugetraut.
»Du bist so verschlossen.« Du lehntest dich zu ihm herab und drücktest ihm einen kurzen Kuss auf den Mund. »Das hat mich anfangs genervt - aber ich gewöhne mich langsam daran.«
Er schnaubte amüsiert und zog dich zu sich herab.
»Jetzt tu mir einen Gefallen und schlaf endlich.«
Du sagtest darauf hin nichts, sondern schlosst deine Augen und nahmst einen tiefen Atemzug. Irgendwann würde er soweit sein. Irgendwann. 


Du saßt auf dem Sofa, vertieft in ein eher schlechtes Buch über die Geschichte des Landes. Es war zum sterben langweilig, aber sonst war nichts anderes da. So eine Holzhütte schien romantisch und kuschelig so mitten im Winter; Ein knisterndes Kaminfeuer, eine heiße Tasse Kakao und leidenschaftlicher Sex vor dem Kamin.

Von wegen. Es war schrecklich kalt, für ein Feuer musste man viel Holz hacken und allein der Gedanke an Sex bereitete dir Magenschmerzen – dein Aufenthalt bei der Mafia hatte dir das sonst so wundervolle Liebesspiel vorerst verdorben.
Du stöhntest und warfst das Buch auf das andere Ende des Sofas. An die Decke zu starren war auch nicht nur halb so spannend wie erwünscht und du überlegtest fieberhaft wie du die Zeit totschlagen konntest. Du konntest ja schon mit dem Abendessen beginnen, dachtest du. Kakuzu würde bald zurück sein von was-auch-immer-er-tat.
Mit einem leisen Summen schnittst du die Tomaten für den Salat, hattest es dir zur Aufgabe gemacht dich gesund zu ernähren. Es war ein Weg dich abzulenken von deinen Gedanken, die du mit aller Macht verdrängen wolltest.
»Verdammt!« Eine Tomate rollte von der kleinen Anrichte auf den Boden und du griffst hastig nach der kleinen Frucht. »Hab ich dich.«
Du schnittst sie mit dem Messer auf, doch die Tomate wollte dir nichts Gutes und etwas Fruchtfleisch landete auf deinem Oberschenkel. Verärgert wischtest du es weg, verharrtest aber mitten in der Bewegung. Bilder rasten durch deinen Kopf und dein Herz setzte einen Schlag aus.
Blut rann deinen Oberschenkel herab und höllische Schmerzen zogen durch deinen Unterleib – Nein, das war nicht real. Nein, Kakuzu hatte dich doch gerettet, dich befreit. Fushida war tot und trotzdem waren die Erinnerungen so lebendig. Panische Angst kroch über deinen Nacken und hinterließ eine unangenehm prickelnde Gänsehaut. Deine Hände zitterten, verkrampften sich um das Messer in deiner Hand.
Das war alles total falsch gelaufen. Ein halbes Jahr Gefangenschaft und Folter und dann auch noch Vergewaltigung. Es saß tief in deinen Knochen und du hattest es diese wenigen Wochen weggeschoben. Aber es war da, die ganze Zeit über. Dein Atem stockte und wurde unregelmäßig. Deine Hände wurden taub und alles woran du denken konntest waren der Schmerz und die Scham die du empfandest.
Schwere Tränen rollten über deine Wangen, Tränen die du nicht aufhalten konntest. Du fühltest dich überrannt von den Emotionen, den Erinnerungen. Bewegen war unmöglich, nur dastehen, mit dem Messer in der Hand und unaufhörlich weinend.
»So ein beschissenes Wetter draußen! Morgen werden wir eingeschneit sein!« Kakuzu warf seinen Mantel über einen Stuhl und zog sich die Maske vom Kopf. »Ich hab einige Vorräte mitgebracht. Zu schade, dass du kein Trockenfleisch magst!«
Er stellte die Tasche ab und sah zu dir – du standest noch immer still. Er kam etwas näher und legte seine Hand auf deine Schulter.
»Alles in Ordnung?«
Du wandtest leicht den Kopf zu ihm, mit verweinten roten Augen und noch immer tropften die Tränen auf dein Oberteil.
»Die T-Tomate ist runter gefallen.«, nuscheltest du. Er runzelte die Stirn und drehte dich ganz zu sich herum. Mit einem Blick auf das Messer griff er nach dem Küchenwerkzeug und nahm es dir aus der Hand.
»Was ist denn mit dir los?«
Du antwortetest nicht, sondern vergrubst nur das Gesicht in den Händen. Ein schwerer Schluchzer schüttelte dich und du schütteltest sacht den Kopf. Du konntest es nicht in Worte fassen, schämtest dich zu sehr für das was dir passiert war.
Er seufzte und legte die Hand auf deine Wange. Du konntest ihn nicht ansehen, miedst seinen Blick.
»Ich hab heute ein paar Vorbereitungen getroffen.«
Du schlucktest gegen den schmerzhaften Kloß in deinem Hals an.
»Wofür?«
»Wir werden Thalia einen Besuch abstatten.«

Big Bad WolfWo Geschichten leben. Entdecke jetzt