KAPITEL 4 - Hilfe einer alten Bekannten

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[Panyer Allee, City Of London, England, 7. Juli 1892, 23:27]
"Stehen bleiben, im Namen des Gesetzes!"
Vastra sprintete den beiden zwielichtigen Männern hinterher, die sich auf die schwach beleuchtete Straße flücheteten. Sie hatte diese verdächtigen Zeitgenossen schon länger im Auge behalten. Dank intensiver Nachforschungen konnte die Paternoster Gang die übrigen Gehilfen von Jack The Ripper ausfindig machen. Drei von ihnen trieben sich in diesem Augenblick auf Londons Gassen herum- zwei versuchten gerade, vor Vastra zu fliehen.
Es war späte Nacht, und London wurde bloß vom vollen, blassen Mond beleuchtet. Der Silurianerin fiel es dennoch nicht schwer, die Mitstreiter des Serienmörders zu verfolgen, da sie als Echse die Fähigkeit besaß, auch bei tiefster Dunkelheit problemlos sehen zu können.
Bei der nächsten Kreuzung bremste einer der Männer ab und drehte sich zu Vastra um, während sein Kumpan im Schatten verschwand. Sie bremste ab und lächelte triumphierend.
Jetzt gehörst du mir, Freundchen, dachte Vastra, als sie zum Sprung ansetzte. In Gedanken versuchte sie zu visualisieren, wie genau sie ihren Gegner zu Fall bringen würde, als sie plötzlich von jemanden einen heftigen Schlag auf den Rücken bekam. Keuchend wirbelte Vastra um und entdeckte, dass der andere Verbrecher sie von hinten attackieren wollte. Bevor die Silurianerin jedoch reagieren konnte, riss er sie zu Boden. Vastra traf schmerzhaft auf den harten, kalten Asphalt und stöhnte entsetzt. Trotz ihrer dichten Haut fühlte sie, das dieser Sturz einige Kratzer hinterlassen würde.
Sie hörte eine Stimme, nahe an ihrem Gehörgang. "Wir sind nicht so leicht zu kriegen, wie Sie dachten, oder, Madame?", zischte ihr Angreifer hämisch.
Vastra nutzte den Moment seiner Unachtsamkeit, fuhr hoch und trat ihm mit beiden Beinen heftig in die Magengrube. Der Mann gab einen Schrei von sich, als sie sich wieder aufrichtete.
"Das mag vielleicht stimmen", sprach sie zu ihm mit ihrem verwegenem Tonfall, "Aber das bedeutet noch lange nicht, dass es unmöglich ist."
Ihr Angreifer, der sich wieder aufzurappeln versuchte, blickte sie an, das Licht der Straßenlaterne reflektierte sich in seinen blitzenden Augen. "Sind Sie sich da ganz sicher?", fuhr er die Silurianerin an.
Vastra hörte leise, tapsende Schritte hinter sich. Offenbar versuchte der andere Mann, sie mit der gleichen List erneut zu überwältigen.
Doch dies würde ihm nicht gelingen.
Wie ein Blitz schnellte Vastra zur Seite und verpasste dem Verbrecher einen Faustschlag auf die Schulter, anschließend packte sie sein Bein und zog es nach hinten, sodass er ebenfalls auf dem Boden landete.
"Aargh!", jaulte der Mann dabei.
"Ja, das bin ich", antwortete Vastra galant und blinzelte den anderen Angreifer an, während dieser wieder auf sie zustürmte. Die Silurianerin wappnete sich schon dafür, ihn wieder in die Knie zu zwingen, als der Mann plötzlich sein Gesicht zu einer schmerzhaften Miene verzog, weil jemand anderes ihm einen eleganten Stoß auf den Kopf gab. Er sackte bewusstlos zusammen, und die Person hinter ihm trat hervor: Eine kleine, schlanke Frau, die ihr dunkelbraunes Haar zu einem ordentlichen Knoten hochgesteckt hatte. Sie trug eine Uniform, bestehend aus einem weißen Hemd, einer indigoblauen, zugeknöpften Weste und einer ebenso blauen Kravatte. Um ihre hellbraune Hose war ein Gürtel gebunden, in dessen Tasche ein Samurai-Schwert verstaut war.
"Es schickt sich nicht für einen Herren, eine Dame zu schlagen", tadelte sie den Mann. Ihre hohe Stimme war wie Honig für Vastra, und sie lächelte ihre Gattin an.
"Da kann ich Ihnen nur zustimmen, Mrs Flint."
Jenny Flint gehörte auch zur Paternoster Gang. Sie und Vastra kannten sich schon lange Zeit, und hatten sich nach einigen Jahren- obwohl sie unterschiedlichen Spezien angehörten- ineinander verliebt und später sogar geheiratet. Jenny war für die Bekämpfung von Verbrechen unentbehrlich, denn durch ihren scharfen Verstand und unerschöpflichen Kampfgeist hatte sie nicht nur Vastra beeindruckt...
Jenny bewegte sich zu Vastra, ihre kniehohen, schwarzen Lederstiefel gaben bei jedem Schritt ein Geräusch von sich. "Sieht so aus, als hätten wir den beiden Gentlemen eine gehörige Lektion in Sachen 'Höflichkeit' erteilt."
Sie deutete auf die beiden Männer, die geschlagen und stöhnend am steinigen Asphalt lagen.
Vastra nickte langsam. "Das haben wir wohl. Jetzt ist es an der Zeit, dass sie eine Strafe für ihre Vergehen erhalten." Sie griff sich an ihren eigenen Gürtel und holte ein Paar Handschellen hervor. "Wollen wir?"
Jenny nickte, ein leichtes Grinsen umspielte ihre Lippen. "Aber natürlich."
Die beiden Frauen ketteten die Männer an einer Straßenlaterne fest- natürlich nicht ohne das der eine, der noch bei Bewusstsein war, sich wehrte und protestierte.
"Sie mühen sich umsonst", knurrte er, während er vergebens versuchte, sich von seinen Schellen zu lösen, indem er sich gegen die Laterne stemmte, "Sie werden uns nie finden!"
"Das wage ich sehr zu bezweifeln, mein Guter", erwiderte Vastra und steckte den Schlüssel zu den Handschellen in ihre Hosentasche.
"Seien Sie doch bitte so freundlich und erzählen Sie uns, wo sich ihr anderer Kumpan gerade aufhält."
Der Mann starrte sie nur wütend an und schwieg beharrlich. Scheinbar würden sie die Antwort nicht so einfach aus ihm herausbekommen...
Auf einmal fiel der Silurianerin eine große, stämmige Gestalt ins Auge, die am anderen Ende der Straße lauerte und das Geschehen beobachtete.
Menschen sind sehr schlecht darin, sich zu verstecken, dachte Vastra schmunzelnd, und blickte wieder zum Verbrecher. "Ich befürchte, wir wissen es bereits."
Bevor sie gehen wollte, schaute sie noch dabei zu, wie Jenny sich zu ihm beugte und wisperte: "Seien Sie froh, dass sie momentan nicht hungrig ist, sonst wäre diese Situation nicht so gimpflich für Sie und Ihren Freund ausgegangen."
Vastra musste ein schadenfrohes Lachen unterdrücken, als sie das verängstigte Gesicht des Übeltäters sah. Insgeheim liebte sie es, dass ihre Frau so einschüchternd sein konnte. Jenny steckte voller Überraschungen...
Die beiden Frauen nickten einander zu. Der Dritte im Bunde stand noch immer hinter dem Eck eines Gebäudes und betrachtete sie, bis Vastra und Jenny anfingen, im Gleichschritt auf ihn zu zu rennen. Er ergriff die Flucht, indem er nach links lief.
"Er ist schneller als die anderen", stöhnte Vastra, die trotz der hohen Geschwindigkeit noch genügend Luft besaß, um zu sprechen, "Deshalb glaube ich, dass er der Anführer der Gruppe ist!"
"Das könnte möglich sein", keuchte Jenny zustimmend, "Ripper sucht sich wirklich nur die besten Männer... Ich bin überaus froh, dass du ihn selbst erledigen konntest, Liebste!"
Vastra lachte heiser bei der Erinnerung daran. Dem Drahtzieher der brutalen Verbrechen hatte sie glücklicherweise dingfest machen können. Was für ein köstliches Mahl das doch war...
"Er flüchtet bestimmt zur Queens Head Passage", schnaufte Jenny, "Dort ist es eng genug, um ihn dingfest zu machen. Ich habe Strax schon kontaktiert- er kommt nach!"
"Gut", antwortete Vastra, den Blick vehement gerade aus gerichtet, "Dann schnappen wir uns diesen Gauner!"
Die Frauen rannten so synchron, dass die Silurianerin das Gefühl bekam, ihre Schritte würden eins mit Jennys werden. Allein war Vastra zwar sehr gut in ihrer Arbeit, aber mit Jenny war sie noch viel besser. Wenn ihre Gattin mit ihr zusammen arbeitete, fühlte sie sich stark und beschützt.
Als sie die Queens Head Passage erreichten, floh der Verbrecher immer noch weiter. Die Straße wurde von riesigen, prächtigen Häusern umrandet, die die Passage viel dunkler und schmäler wirken ließen.
Unermüdlich rasten Vastra und Jenny ihm hinterher. Mit letzter Ausdauer und vollster Kraft sprintete die Silurianerin nach vorne, zückte ihr eigenes Schwert, welches in ihrer Gürteltasche steckte, und bewegte es schwungvoll als auch elegant auf die Beine des Flüchtenden. Er schrie überrascht auf und krachte heftig gegen den Boden.
"Geschafft", rief Jenny aus und kam vor dem Gefallenen zu stehen. Sie beugte sich runter, um mit ihren Handschellen seine Hände hinter seinen Rücken zu fesseln.
"Danke dir, meine Liebe", lächelte Vastra keuchend, und schnappte nach Luft.
Gut, den hätten sie erledigt.
Sie trat näher an den großen, zappelnden Mann heran, der von Jenny festgehalten wurde: Er sah deutlich muskulöser und stärker aus als seine beiden Mitstreiter, ein paar Narben zogen sich über sein Gesicht, er hatte eine Glatze und einen zerzausten, ungleichmäßig gestutzten Bart.
Seine braunen Augen funkelten bedrohlich, aber über seine Lippen fuhr kein einziger Protest, nicht mal ein Stöhnen.
Vastra blickte ihn an und setzte ihr Respekt einflößenstes Gesicht auf. "Wie ist Ihr Name?"
Der Mann schwieg und starrte sie an. Jenny, die ihn bei den Schultern festhielt, fuhr ihn wütend an: "Sie hat Sie etwas gefragt!"
Er zog die Lippen zusammen und schaute Vastra immer noch an. "Evan McClaine", antwortete er verbissen.
"Mr McClaine, liege ich richtig mit der Annahme, das Sie einer der Komplizen von Jack The Ripper sind?"
Evan blinzelte. "Warum wollen Sie das wissen?", brummte er stattdessen unwirsch.
"Weil sie die Frau ist, die Sie für Ihre zahlreichen Verbrechen viele Jahre hinter Gitter bringen wird", gab eine männliche Stimme hinter Vastra bekannt.
Zufrieden drehte sie sich um und sah, wie Commander Strax, das dritte und letzte Mitglied der Paternoster Gang, die zwei besiegten Männer von vorhin in der Mangel hielt und ihre Handschellen kontrollierte. Der Sontaraner trug seine blaue, an seinen kleinen, rundlichen Körper angepasste Kampfrüstung. "Das Gleiche wiederfährt Ihren charmanten Kollegen hier."
Strax vervollständigte die Gruppe. Vastra und Jenny waren ihm zum allerersten Mal begegnet, als der Doctor die Hilfe der Drei bei Demons Run gebraucht hatte. Er war eine sontaranische Krankenschwester- dies gab er manchmal nicht gerne zu, dennoch machte er seine Arbeit so hervorragend wie kein Anderer. Vastra hatte ihm das Angebot gemacht, für die Paternoster Gang zu arbeiten. Seitdem wich ihnen ihr treuer Gefährte nicht von der Seite.
Der Sontaraner schritt zu den beiden Frauen, die beiden Männer mühelos hinter sich her ziehend. Auf seinem breiten, bräunlichen Gesicht zeigte sich ein leichtes, zufriedenes Lächeln.
"Gute Arbeit, Madame Vastra. Dank Ihnen haben Jacks Komplizen keine Chance."
"Vielen Dank, Strax. Aber das Lob gebührt nicht bloß mir allein", antwortete Vastra und blickte zu Jenny, die sie verstohlen anlächelte und Evan immer noch fest im Griff hielt. Ihre Gattin war heute einfach in Bestform.
"Hast du die Polizei bereits informiert?"
"Aber natürlich", meinte Strax, als sei dies selbstverständlich, "Obwohl es mir persönlich lieber wäre, diesen Jungs eine deftigere Strafe zu geben. Ein schönes Säurebad vielleicht..."
Vastra lächelte tadelnd. "Das wäre zwar erheiternd, doch ich denke, ein Aufenthalt im Gefängnis wird reichen, um die werten Herren zur Vernunft zu bringen."
Der Sontaraner nickte, doch in seinen runden, braunen Augen schimmerte leichte Enttäuschung.
Ein hoher Schrei hinter ihr erweckte Vastras gesamte Aufmerksamkeit. Erschrocken wirbelte sie um und stockte: Evan hatte sich aus Jennys Eisengriff befreit und hielt sie nun fest, die Handschellen beängstigend eng um ihren Hals gelegt. Sie versuchte, sich rauszuwinden, aber als Evan ein Messer aus seiner Hosentasche zog, hörte Jenny auf, sich zu wehren und sah zu Vastra, ihre braunen Augen vor Schreck und Angst geweitet.
"Nein!", jaulte die Silurianerin entsetzt und holte reflexartig ihr blitzendes Schwert hervor, "Lassen Sie sie gefälligst los!"
Strax trat neben sie und zückte seine Waffe- ein sontaranisches Strahlengewehr- aus seiner blauen Rüstung und zielte auf Evan. "Keine Bewegung!", forderte er mit lauter Stimme, nun befand er sich ganz im Militär-Modus.
Evan grinste diabolisch, packte Jenny und zog sie vor sich, sodass es unmöglich war, ihn zu verletzen, ohne auch ihr wehzutun. Vastra keuchte und deutete Strax mit einem Handzeichen an, dass er auf keinen Fall schießen durfte.
"Machen Sie einen Schritt", knurrte Evan bedrohlich, und bewegte das Messer langsam auf Jennys Gesicht zu, "Und sie stirbt."
Die Silurianerin wagte es kaum, zu atmen. Obwohl sie sich zwang, ruhig zu bleiben und einen Ausweg zu finden, spielten ihre Gedanken verrückt bei der Tatsache, dass Evan ihre Frau verletzen könnte.
Jenny tauschte verängstigte Blicke mit Vastra, offenbar dachte sie genau dasselbe. Evan begann, mit dem Messer über ihr Haar zu streichen. "Eigentlich wäre es schade, um so ein schönes Ding wie sie..."
Vastra entfuhr ein wütendendes Zischen. Sie blickte zu Strax, der ratlos mit seinen breiten Schultern zuckte. Er wollte es ebenfalls vermeiden, dass ihre Gattin verletzt wird.
Rasch überlegte die Silurianerin, was sie jetzt tun sollte, doch dass Jennys Leben am seidenen Faden hing, ließ sie fast verzweifeln.
Bevor irgendjemand der Beteiligten handeln konnte, ertönte plötzlich der Schuss einer Waffe. Eine blitzschnelle, leuchtende Kugel traf auf Evans Bein. Er brüllte vor Schmerz und krachte zu Boden, dabei riss er Jenny mit sich. Schnell eilte Vastra zu ihrer Frau und befreite sie aus den Fängen der Handschellen, die sich noch immer um ihren Hals schnürten. "Alles in Ordnung?", fragte sie atemlos.
Ihre Gattin nickte. "Ja", keuchte sie erleichtert, ihr Atem verriet der Silurianerin, wie froh sie über den Ausgang der Situation sein musste.
Vastra fiel ein Stein vom Herzen. Seufzend legte sie die Arme um Jenny und half ihr vorsichtig auf die Beine. Für einen Moment hielt Vastra sie einfach im Arm und dankte Gott dafür, dass ihrer Frau nichts Schlimmeres passiert war.
"Wer ist da?", rief Strax mit Donnerstimme in die Richtung, aus der der rettende Schuss kam, ging in Position und zielte nun mit seinem Gewehr auf den Schatten, der sich hinter einer Postkutsche verbarg, "Geben Sie sich zu erkennen!"
Vastra löste sich von Jenny und blickte interessiert auf. Jemand hatte in letzter Minute eingegriffen, bevor dieser Einsatz eskaliert wäre. Der Schuss kam auf jeden Fall von einer Pistole, die nicht in diesem Zeitalter existierte. Nun war die Silurianerin wirklich neugierig, um wen es sich bei diesem Jemand handelte.
Die Gestalt hinter der Kutsche näherte sich schnaufend, ihre Beine zog sie schon fast schleifend nach vorne. Angespannt atmete Vastra ein, alle ihre Sinne verschärften sich. Zur Sicherheit ging auch sie in Position und baute sich wie ein Schutzschild vor Jenny auf.
Die Person zitterte am ganzen Leib, als würde sie furchtbar frieren, ihr Atem ging sehr unregelmäßig. Vastra versteifte. Sie hatte das seltsame Gefühl, das dieser Jemand keine Bedrohung für sie und ihre Gefährten sein würde. Im Gegenteil, sie kam ihr sogar bekannt vor...
Die Gestalt trat ins Licht: Es war eine mittelgroße, schlanke Frau, die trotz ihrer Figur merkbar schöne Kurven besaß. Die Frau trug eine lange, weiße Jacke mit Nadelstreifen, ein beiges, bodenlanges Kleid, dass teilweise dreckig und am Saum sogar zerfetzt war und einen dunkelroten Gürtel, indem eine silberne Pistole und eine kleine Taschenlampe steckten. Außerdem trug sie weder Schuhe noch Socken. Das zweifellos auffälligste Detail, neben ihrer seltsamen, lumpenhaften Kleidung, war ihr goldblondes, abstehendes und lockiges Haar, dass ziemlich zerzaust und ungepflegt aussah.
Vastras Kinnlade fiel runter.
"Dr. Song?!", entfuhr es ihr voller Entsetzen.
Die Silurianerin kannte Professor Dr. River Song seit der Rettungsaktion auf Demons Run. Sie hatte die Archäologin als starke, selbstbewusste und charmante Frau kennengelernt, die grundsätzlich ziemlich symphatisch erschien, obwohl man sie auf keinen Fall zum Gegner im Kampf haben möchte...
Doch die River Song vor ihr machte einen komplett anderen Eindruck: Sie wirkte völlig erschöpft, erledigt und sah übel zugerichtet aus, ihr Gesicht war kreidebleich und ihre Augen glänzten müde und kraftlos im Mondschein. Ihr Körper war voller kleiner Schnittwunden und blauer Flecken, am Bauch zog sich eine lange Wunde entlang, die immer noch frisch blutete und ihr schmutziges Kleid dunkelrot färbte. Zudem schnaufte River so heftig, das man glauben könnte, sie wäre gerade einen Marathon gelaufen.
"Wie ist das möglich?", hauchte Vastra und schüttelte verstört den Kopf.
Strax starrte die Archäologin ebenfalls mit offenem Mund und großen Augen an. "Bei Sontar", flüsterte er ungläubig und ließ sein Gewehr langsam sinken.
Jenny, die inzwischen neben Vastra getreten war, fragte sie besorgt: "Ist alles in Ordnung? Können wir Ihnen helfen?"
Noch bevor Jenny ihren zweiten Satz vollenden konnte, schloss River benommen ihre müden Augen, ihre Beine gaben nach und sie brach bewusstlos zusammen, ihr Körper prallte heftig gegen den steinigen Boden.
"Dr. Song!", keuchte Vastra entsetzt und eilte zu ihr. Sie beugte sich zu ihr hinab, nahm die Bewusstlose vorsichtig bei den Schultern und zog River auf ihren Schoß. Ihr Körper fühlte sich eiskalt an, außerdem atmete sie kaum und rührte sich nicht. Die Silurianerin legte zwei Finger auf ihren Hals, um ihren Puls zu messen. Er ging schwach und ungleichmäßig, aber zum Glück schlug ihr Herz noch.
"Ist sie...", wollte Jenny beginnen, aber Vastra schüttelte den Kopf.
"Sie lebt noch."
Ihre Gattin atmete aus, blickte aber immer noch besorgt zu River.
Vastra schlug sanft mit einer Hand gegen ihre Wange. "Dr. Song?", fragte sie laut, "Können Sie mich hören?"
Keine Reaktion. Nicht mal ein Zucken.
Strax drängelte sich an Jenny vorbei. "Machen Sie Platz", bat er etwas unhöflich, aber das nahm Vastra ihm nicht übel, denn wenn Strax jemanden untersuchen musste, brauchte er immer vollste Konzentration.
Der Sontaraner holte sein Scan-Gerät hervor und fuhr damit gründlich über jede Stelle von Rivers reglosen Körper. Als er damit fertig war, schaute er sich das Ergebnis an.
Vastra war beunruhigt. "Und?"
"Dieser Zustand ist überaus Besorgnis erregend", murmelte er bedächtig und blickte wieder zu River, "Ich werde sie eingehender untersuchen müssen."
"Bringen wir sie zu uns?", fragte Jenny und rutschte wieder ein kleines Stück näher an die Archäologin heran.
Vastra nickte entschlossen. "Selbstverständlich."
Sie zog River eng an sich heran, nahm sie fest bei den Schultern und den Kniekehlen und hob die Frau mühevoll hoch. Jenny half ihr, indem sie sich während des Heimweges beim Tragen von River abwechselten. So gingen alle drei, die Verletzte tragend und die Verbrecherbande an die Straßenlaterne gefesselt, im Schnellschritt zurück zur Paternoster Row.

⏳} TIMELESS ADVENTURES - The Chronicles Of The 11th Doctor {⌛Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt