1ꕥ I ship it

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Seungkwan

Du weißt dein bester Freund liebt dich, wenn er sich selber mit dir shipt.

Joshua sass neben mir, hatte sein Notebook aufgeklappt und tippe mit flinken Fingern an seiner JiKwan FF. Ja. Eine JiKwan FF. Jisoo - das war Joshuas koreanischer Name - x Seungkwan - das war meine Wenigkeit.
Man gewöhnte sich an alles.

Das Witzigste an der Sache war, dass Joshua tippen und reden gleichzeitig konnte. Wie er das schaffte war ein Mysterium, aber Joshua war nun mal speziell und der Einzige, der das vielleicht noch toppte, war ich.

"Wie weit bist du?", fragte ich und Joshua blies die Backen auf, bevor er mir eines seiner berüchtigten sanften Lächeln schenkte. "Nun wir haben es jetzt aus der Basis raus geschafft, aber ich überlege, ob ich noch angeschossen werde, einfach für die Dramatik."

Ja, das war genauso weird, wie es sich anhörte.

"Go for it, ich kann dich ja wieder zusammenflicken, wenn ich mal wieder ein bisschen Lebenskraft für dich opfere", meinte ich amüsiert und musterte den Schwarzhaarigen, der sein Werk kritisch beäugte.

Ich bin so ein guter Freund!

Joshua lachte leise. "Das würdest du für mich tun?", fragte er übertrieben gerührt und stoppte sich kurz, um seine Hand auf seinem Herzen zu platzieren. "Wenn du es da reinschreibst?", erwiderte ich trocken und grinste. "Okay", erwiderte der er nüchtern und tippe weiter.

Ich sah auf die Uhr. Es waren noch fünf Minuten bis zum Beginn der Lesung und so viel, wie ich von dem Professor gehört hatte, kam er immer seine akademische Viertelstunde zu spät, also hatten wir noch gut zwanzig Minuten, bis es wirklich los ging und allmählich waren auch alle Mitstudenten da. "Kann ich das dann auch gleich lesen, Hyung?", fragte ich, doch Joshua schüttelte den Kopf.

"Du kennst die Regel: Die erste, die es bekommt, ist unser Fangirl №1, die weint sonst", erinnerte er mich und ich lachte leise. "Sie muss es ja nicht wissen", meinte ich liebenswürdig und Joshua stoppte seine Tipperei wieder und sah mich vorwurfsvoll an. "Sie würde es rausbekommen und ich habe keine Lust auf der Couch zu schlafen", erklärte er mit einem weiteren blumigen Lächeln und schnaubte amüsiert.

Ach ja. Das sollte vielleicht erwähnt werden: Jisoo war keinesfalls mein fester Freund. Er war mein bester Freund. Liiert war er mit Fangirl №¹ aka meine Cousine Jisoo. Vorgestellt hatte ich die beiden einander nur, weil ich es witzig fand, dass die beiden technisch gesehen den selben Namen hatten und booooooom Amors Pfeile waren schnell und scharf [und teilweise verblödend, die beiden waren manchmal so ein schräges Paar] und ehe ich mich versah hatte ich Jisoo².

Das alles hielt Joshua trotzdem nicht davon ab JiKwan zu schreiben. Das war einfach Joshua. Was auch noch Joshua war, war sich als Literaturstudent in eine Vorlesung für Pharmaziestudenten zu setzen. Eigentlich hatte er hier sowieso nichts verloren, aber er gab einen Scheiß drauf. War da irgendwo ein Schild 'Kein Zutritt für Literaturastudenten'? Nein. Also setzte er sich mit seinem Heteroarsch hin wo er wollte, um in Ruhe JiKwan zu shippen. Hatte ich erwähnt, dass er extra ist?

"Sollte ich mich einfach sterben lassen?", fragte er plötzlich unvermittelt und ich sah ihn entgeistert an."Wie soll ich das denn bitte wieder grade biegen? Ich bin Heiler kein Nekromant", erwiderte ich und Joshua zuckte mit den Schultern. "Dann Bau ich Jihoon ein und der ist Nekromant." Ich zog eine Augenbraue hoch. "Wenn du von 1,64m Musikstudent mit schwarzen Gürtel verprügelt werden willst kannst du das gerne machen", meinte ich und lachte leise.

Auch Jihoon war ein fester Teil im meinem Freundeskreis, den ich nicht missen wollte, auch wenn der noch mal eine ganz andere Schiene war. Jihoon hatte Jisoo mit angeschleppt.

Anfangs hatten wir unsere Differenzen, doch mittlerweile war auch Jihoon mein bester Freund - eben neben Jisoo². Damit waren es aber auch genug Jis in meinem Freundeskreis. Man könnte meinen ich habe einen Kink für Leute, die mit 'Ji' anfingen.

Das war nicht immer so gewesen. In der Mittelschule hatte ich gar keine Freunde. Meine Umgebung bestand nur aus Assgeiern, die sich auf meine Schwächen stürzten. Aber wie sagt man so schön? Was uns nicht umbringt macht uns härter? Wenn es danach geht müsste ich hart wie Diamant sein.

Doch seit der Mittelschule hatte sich viel getan und das war auch gut so. Ich verdankte meinen drei Jis eine ganze Menge. Sie waren alle auf ihre eigene Art und Weise ziemlich speziell, aber genau deswegen liebte ich sie auch.

Ich lehnte mich ein wenig zurück und spinnte meinen Stift zwischen meinen Finger. Ich hoffte, dass der Professor keine langweilige Triefnase war. Dann könnte das hier durch aus eines meiner Lieblingsfächer werden, denn das Thema lag mir.

Eine Gedanke den ich sofort revidierte, als das Klappen der Tür meine Aufmerksamkeit in ihre Richtung lenkte und ich bemerkte, wer da grade durch die Tür kam. Der Stift entglitt meinen Fingern vor Schreck und landete nahe zu lautlos auf meinen Block, nur um dann von dem runter zu rollen, die Tischkante zu überwinden und sich in die Tiefe zu stürzen. Mit einen hohen Klackern kam er unten an und ich fluchte innerlich, als sein Kopf sich in meine Richtung wandte.

Ganz ruhig Seungkwan... du bist keine 14 mehr. Er kann dir gar nichts.

Ich musste keine Angst vor ihm haben.
Nein.
Besser sollte er Angst vor mir haben.

Unser Blicke trafen sich und ich konnte ihm ansehen, dass er ähnlich überrascht und unbegeistert war mich zu sehen, wie ich es bei ihm war. Ich überwand meine Verwunderung schnell und hob den Kopf ein wenig an, bevor ihn einen Deut schief legte und ihm ein grimminges Lächeln schenkte. Er brauchte gar nicht erst glauben, dass ich noch das selbe Opfer, wie vor sieben Jahren war. Und wenn er es doch dachte würde er sein blaues Wunder erleben.

Ich war überrascht darüber, dass wir uns ausgerechnet in einer Universität wiedersahen, denn er war so dumm gewesen, dass ich ihm nicht mal ein Hauptschulabschluss zugetraut hätte, aber scheinbar konnte man sich auch einen höheren Abschluss kaufen, anders konnte ich mit das nicht erklären.

Ich biss die Zähne zusammen und beobachtete ihn dabei, wie er sich einen Platz weiter vorne suchte, um mich zu ignorieren. Soll er mal so tun, als wäre ich nicht da, er würde schon noch früh genug merken, dass ich sowas von hier war.

Es dauerte eine Weile, bis ich bemerkt, dass irgendwas in meiner Umgebung fehlte und noch zwei Sekunden, um zu schnallen, dass es das sachte Tippen von Joshuas Fingern war. Ich wandte ihm meinen Blick zu und sah, dass auch er den Blondschopf musterte, bevor er den Kopf zu mir wandte. "Okay, Seungkwan. Was ist los?", wollte er wissen.

Ich nahm mir einen weiteren Stift aus meinem Etui, damit ich wieder etwas hatte, womit ich meine Finger beschäftigen konnte.

"Das", meinte ich dunkel, "ist Vernon."

The Weed ThingWo Geschichten leben. Entdecke jetzt