Willkommen in der Digiwelt

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„Das Spiel, das über dein Schicksal entscheiden wird, hat begonnen. Möchtest du weitermachen?", ertönt eine Frauenstimme aus meinem Handy, als ich einen Anruf entgegennehme. Kurz richte ich einen Blick auf das Display. Kein Name. Auch keine Nummer. Nur zwei Buttons mit 'Ja' oder 'Nein'. Ist das ein schlechter Scherz? Andererseits hat diese Stimme etwas Vertrautes. Sie ist angenehm. Ich habe das Gefühl, ich kann dieser Stimme vertrauen. Ach, was habe ich schon zu verlieren? Besser als alleine zu Hause zu sitzen. Kurzerhand drücke ich auf 'Ja'.

Ich erhalte eine SMS, die besagt, ich solle in Shibuya die U-Bahn um 18 Uhr nehmen. Ein kurzer Blick auf die Uhr zeigt, dass ich dafür noch knapp 10 Minuten habe. Das reicht.

Schnell stecke ich meine Haare halb hoch, ziehe mir meine Lederjacke über und verlasse die Wohnung. Da ich nicht weit vom Bahnhof weg wohne, hab ich diesen nach 5 Minuten erreicht. Dort steige ich in den Fahrstuhl, der zur U-Bahn führt. Auf einmal wird der Fahrstuhl immer schneller. Er rast ungebremst nach unten. Hinaus über das eigentlich letzte Kellergeschoss. Das war es dann wohl. Das wird mein Ende.

Mit einem kräftigen Ruck hält der Fahrstuhl an. Die Türen öffnen sich. Ich lebe noch? Na Gott sei Dank. Was für ein Wunder. Vor mir erstreckt sich ein Bahnhof, an dem viele bunte Züge stehen. Etwas genauer schaue ich mich hier um. Das sieht nicht aus wie die gewöhnliche U-Bahn-Station von Shibuya. Wo bin ich hier? Ich gehe auf einen gelben Zug zu.

Kurzentschlossen steige ich in den Zug ein. Jetzt wo ich schon mal hier bin, will ich wissen, wie es weiter geht. In diesem Abteil des Zugs bin ich allein. Kurz darauf ertönt das Signal zur Abfahrt. Die Tür schließt sich und der Zug fährt los. Jetzt bin ich aber gespannt, wo ich ankommen werde.

Ich gehe durch den kompletten Zug, um zu schauen, ob noch jemand anderes hier ist. Aber vergebens. Ich bin allein hier. Daher setze ich mich hin und richte meinem Blick aus dem Fenster. Bisher sehe ich noch nichts anderes als eine Steinwand.

Aus meiner Jackentasche ziehe ich mein Handy. Vielleicht ist ja nochmal eine Nachricht von dieser Frau gekommen. Allerdings wird mir keine neue Nachricht angezeigt.

Auf einmal gibt es einen kräftigen Ruck. Leicht werde ich durchgerüttelt. Wenn ich mich nicht festgehalten hätte, wäre ich zu Boden gefallen. Schwach erkenne ich um mich herum eine merkwürdige Silhouette, die aber schnell wieder verschwunden ist. Auch mein Handy strahlt ein komisches Leuchten aus. Es verändert sich. Das ist eindeutig nicht mehr mein Handy. Es ist nun etwas breiter mit einem kleinen Display und drei silbernen Knöpfen vorne und einem weiteren silbernen Knopf an der linken Seite. Auch die Farbe hat sich verändert. Nun ist es Roségold und Dunkelrot. „Was ist das?", murmle ich vor mich hin. „Das, was du in der Hand hast, ist ein D-Tector", erklingt die gleiche Frauenstimme wie vorhin, „Willkommen in der Digiwelt." „Die Digiwelt?" Ich hebe meinen Blick und sehe aus dem Fenster. Es erstreckt sich eine weite Landschaft. Durchzogen mit einigen großen Abgründen. Als würden dort Orte fehlen. Am Himmel fliegen seltsame Lebewesen herum. Sie haben eine Ähnlichkeit mit Quallen, aber ohne diese Tentakel. Irgendwie niedlich.

Der Zug fährt in einen Bahnhof ein. Die Türen öffnen sich. Leicht strecke ich meinen Kopf aus der Tür, bevor ich endgültig aussteige. Das hier ist also die Digiwelt. Ich bin in einer ziemlich trockenen Umgebung gelandet. Sehr viel Grün ist hier nicht zu sehen. Na toll. Eine Wüste.

Ein paar kleine, pelzige Wesen, welche einen Helm mit Hörner aufhaben, kommen auf mich zu. „Das ist ein Mensch." „Ein Mensch?" „Tatsächlich ein Mensch." „Ein Menschenkind." Die Kleinen reden kreuz und quer durcheinander. „Jetzt aber mal langsam", versuche ich sie zu beruhigen, „Was seid ihr denn?" „Wir sind Kapurimon." „Wir sind Digimon." Digimon also. Logisch irgendwie. In der Digiwelt leben Digimon. Aber was soll ich hier? Warum bin ich in der Digiwelt?

„Aurora, finde den Spirit. Dann werden all deine Fragen beantwortet werden", kommt die Frauenstimme erneut aus meinem D-Tector. „Und wo soll ich denn finden?" Eine Art Karte erscheint. Dort markiert ein roter Punkt eine Stelle. Ist das der Ort, an dem der Spirit zu finden ist? Hm.

Ich knie mich zu den Kapurimon runter und halte ihnen meinen D-Tector mit der Karte hin. „Könnt ihr mir sagen, wo ich diesen Ort hier finde?", frage ich nach. Die Kapurimon wechseln kurz einen Blick miteinander. Sie sehen besorgt aus. Anschließend richtet sich einer an mich: „Das ist die Ruine der Verbundenheit. Wir können dir zeigen, wo sie ist. Aber dort ist es gefährlich. Nur Auserwählte des Wächters dürfen die Ruine betreten." Ein Lächeln breitet sich auf meinem Gesicht aus: „Macht euch keine Sorgen. Ich will mich dort nur mal umschauen." Noch etwas beunruhigt stimmen die Kapurimon zu und führen mich zu dieser Ruine.

Je näher wir der Ruine kommen, desto grüner wird es. Als ob diese Ruine der Grund dafür ist.

Angekommen muss ich erst mal staunen. Die Ruine ist von einem kleinen Wald umgeben. Sie besteht nur aus Steinen, welche mit Moos bewachsen sind. Oben auf der Ruine wächst ein großer Baum, der mit der Ruine verschmolzen ist. Der Eingang wird mit Säulen umrahmt. Vereinzelt liegen einige runter gefallene Steine herum. Ich kann mir gar nicht vorstellen, dass ich vorhin noch in einer Wüste war. Dieser Ort ist komplett anders. Und wunderschön.

Mit langsamen Schritten trete ich an den Eingang und begutachte die Säulen. Darauf sind einige Muster und Symbole eingraviert. Allerdings hab ich keine Ahnung, was sie bedeuten könnten.

Kurz blicke ich auf meinen D-Tector, welcher noch immer die Karte anzeigt. Das hier ist der Ort, der markiert ist. Da bleibt nur noch die Frage, wo dieser Spirit ist.

„Pass bitte auf", kommt es von einem der Kapurimon. Leicht drehe ich mich zu ihnen um. „Habt keine Angst. Ich bin vorsichtig", versuche ich sie zu beruhigen, „Wartet hier bitte."

Vorsichtig betrete ich die Ruine. Wer weiß, was hier lauert. Die Wände in der Ruine weisen ebenfalls fremde Muster und Symbole auf. Mit einer Hand streiche ich sanft darüber. Was bedeutet das? Es scheint mir so, als würde dort eine Geschichte stehen. Wenn ich sie nur lesen könnte.

Auf einmal ertasten meine Finger etwas Glattes. Das ist kein Stein. Nein, es ist ein Spiegel. Was macht ein Spiegel in einer Ruine? Ich betrachte mein Spiegelbild. Meine klaren, blauen Augen sehen mir entgegen. Wenn man genau hinsieht, kann man einen leichten Graustich erkennen. Meine schwarzen Haare trage ich halb hochgesteckt. Allerdings löse ich die Klammer, sodass meine Haare in sanften Wellen bis zur Mitte meines Rückens reichen. Eine kleine Nase und volle zartrosa Lippen runden mein Gesicht ab. Mein Outfit besteht aus einem grauen Top und darüber einer schwarzen Lederjacke. Meine schlanken Beine werden mit einer dunkelblauen Jeans bedeckt. An meinen Füßen trage ich schwarze Stiefeletten.

Plötzlich erhellt ein sehr helles Licht den Gang und unterbricht meine Musterung. Schützend halte ich meine Hand vor die Augen.


Der Wächter der DigiweltWo Geschichten leben. Entdecke jetzt