Führe mich zu den Träger von Licht und Finsternis

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Kurz darauf lande ich in der Hocke auf den Boden des dunklen Kontinents. Hinter mir erkenne ich Sephirothmon. Einige seiner Gebiete haben sich verdunkelt. Genauer gesagt ist nur noch ein Gebiet erleuchtet. Ich bin wieder draußen. Das wurde aber auch Zeit.

„Pata pata pata", erklingt es fröhlich vor mir. Vor meinem Gesicht erscheint eine weiß-orange, fliegende Maus. „Und du bist?", frage ich nach. Erst jetzt fällt mir auf, dass sich Bokomon und Neemon sowie Tommy, Zoe und J.P. ebenfalls draußen sind. Na ganz toll.

Ein kurzer Seitenblick zu Bokomon reicht, um festzustellen, dass das Digiei von Seraphimon weg ist. Ist die fliegende Maus vor mir etwa... „Ich bin Patamon", stellt sich die fliegende Maus vor. Dieses Digimon muss aus Seraphimons Digiei geschlüpft sein.

In der Zwischenzeit haben sich die Digiritter kampfbereit um mich herum gesammelt. Leicht verdrehe ich die Augen. „Patamon! Geh weg von ihr. Sie ist gefährlich", erklingt J.P.s Stimme. War ja klar.

Plötzlich macht es sich Patamon auf meinem Kopf gemütlich. „Wie soll die Liebe gefährlich sein? Die Liebe ist etwas Schönes", erklärt Patamon. Etwas verdutzt sehe ich zu dem Digimon auf meinem Kopf hoch. „Und was machst du auf meinem Kopf?" „Du strahlst eine schöne Aura aus. Ich mag das Gefühl." Na, wenn es weiter nichts ist.

Jedoch habe ich dafür nun wirklich keine Zeit. Als Erstes muss ich Koji und Koichi finden. Sonst besteht die Möglichkeit, dass sich die beiden gegenseitig umbringen. Denn selbst wenn sie das Licht und die Finsternis verkörpern, ist das noch lange kein Grund gegeneinander zu kämpfen. Besonders nicht als Geschwister. Und ich bin mir sicher, dass ich Koichi irgendwie dazu bringe, sich von Cherubimon abzuwenden.

„Zeigt mir, in welche Richtung Koji und Duskmon sind", fordere ich die anderen auf. „Woher weißt du, dass Koji schon wieder draußen ist?", fragt Tommy nach. „Die Gebiete von Sephirothmon haben sich zum Großteil verdunkelt. Im letzten Gebiet wird sich Mercurymon persönlich um Agunimon kümmern wollen. Und da ich weiß, dass Duskmon noch eine Rechnung mit Koji zu begleichen hat, müssten die beiden bereits draußen sein. Also wo sind sie?" „Warum sollten wir dir das sagen?", erkundigt sich Zoe. Die stellen sich jetzt aber auch an. „Ganz einfach. Wenn die beiden kämpfen, könnte das ziemlich übel enden. Und zwar für alle beide. Also raus mit der Sprache!", werde ich nun fordernder.

„Der Lichtjunge ist in dieser Richtung", kommt es von Patamon und fliegt ein paar Meter Richtung Westen. „Vielen Dank, Patamon", bedanke ich mich, während ich das Digimon von meinem Kopf auf den Boden setze.

Ich ziehe meinen D-Tector hervor. „Leute, macht euch kampfbereit! Sie wird uns angreifen!", kommt es von J.P. Schon digitieren die anderen mit ihren H-Spirits. Etwas genervt verdrehe ich die Augen. Sollen sie doch denken, was sie wollen. Mir doch egal. Die Kugel aus D-Codes um meiner Hand ziehe ich über den Scanner meines D-Tectors. „Aurora, Doppelte Spirit-Digitation zu Venusmon!" Schon bin ich digitiert. Etwas verwirrt blicken mich die Digiritter an. Mit meiner neuen Digitation haben sie wohl nicht gerechnet. Aber auch egal. „Wer ist das?", fragt Kumamon. Zwar blättert Bokomon in seinem Buch herum, kann aber nichts finden. „Keine Ahnung", antwortet es etwas niedergeschlagen.

„Olive! Führe mich zu den Trägern von Licht und Finsternis", spreche ich zu meiner Taube und schicke sie in die Luft, „Ihr wartet hier und erledigt Sephirothmon endgültig, verstanden?" „Du hast uns gar nichts zu sagen", kommt es von Beetlemon. „Ihr solltet besser Takuya unterstützen, bevor er seinen Kampf gegen Mercurymon verliert." Ohne noch etwas zu sagen, renne ich Olive hinterher. Patamon hat mir zwar die ungefähre Richtung gezeigt, aber Olive sollte mich gezielt zu den beiden bringen.

Auf einer Felslandschaft halte ich an. Einige Felstürme ragen empor. Es sieht so aus, als würden Tunnel die Türme durchziehen. Das wird ein einziges Labyrinth sein. Olive kreist über mir und landet schließlich auf meiner Schulter. „Vielen Dank", bedankte ich mich bei meiner Taube. Jedoch sehe ich weder Duskmon noch Lobomon oder KendoGarurumon. Sind die beiden etwa in einer dieser Tunnel drinnen und kämpfen? Doch bis ich die beiden gefunden habe, könnte es schon zu spät sein. Was soll ich machen? „Olive, kannst du mich weiter zu ihnen führen?" Ein bestätigendes Gurren ertönt. Prima.

„Misch dich nicht ein", erklingt Cherubimons Stimme hinter mir. Plötzlich kommen dunkle Blitze auf mich zu und umhüllen mich. Diese Blitze bereiten mir einen fürchterlichen Schmerz zu. Schmerzerfüllt schreie ich auf und sinke auf die Knie. Mir bleibt nichts anderes übrig. Ich digitiere zu einem Menschen zurück. Doch hört der Schmerz nicht auf.

Leicht drehe ich meinen Kopf nach hinten. Allerdings ist Cherubimon nirgendwo zu sehen. Wie kann sie so schnell verschwinden? Aber wenn sie mich aufhalten will, müssen Koji und Koichi wirklich hier sein. „Was fällt dir ein dich gegen mich zu stellen?", ertönt erneut die Stimme von Cherubimon. „Ich bin zur Besinnung gekommen. Meinen Bruder kann niemand zurückbringen. Das ist mir klar geworden", antworte ich, „Und auch Koichi werde ich vor dir retten. Verlass dich darauf!" Ganz leise kann ich Cherubimons Lache hören.

In diesem Moment ertönt eine gewaltige Explosion unter der Erde. Felsbrocken werden weggeschleudert. Die Druckwelle erwischt auch mich und drückt mich einige Meter nach hinten. Unsanft werde ich auf den Boden gedrückt. Einer der Felsbrocken fliegt direkt auf mich zu. Gerade noch so kann ich mich zur Seite drehen. Nur knapp neben mir kommt der Felsbrocken auf. Das war knapp. Zu knapp meinem Geschmack nach.

Aus dem entstandenen Loch kommen zwei fremde Digimon geflogen. Eins dieser Digimon sieht aus wie ein großer knochiger Vogel mit dunklem Gefieder. „Koichi", flüstere ich, als ich das mir fremde Digimon am Himmel erblicke. Dabei kann es sich einfach nur um den B-Spirit der Finsternis handeln. „Velgremon, Krieger der Finsternis", erklingt die fremde Stimme in meinem Kopf. Wusste ich es doch!

Das zweite Digimon sieht aus wie eine Mischung von Lobomon und KendoGarurumon. „Beowolfmon, die Doppelte Spirit-Digitation des Lichts", erklingt die fremde Stimme erneut. Zu wem auch immer diese Stimme gehört, scheint sich auf alle Fälle sehr gut auszukennen. Beowolfmon landet unsanft auf einigen der Felsbrocken und digitiert zu Koji zurück.

Velgremon lässt einen furchteinflößenden Schrei los. Eine Gänsehaut breitet sich auf meinem Körper aus. Scheiße! Koichi wird den B-Spirit nicht kontrollieren können. Er wird wahrscheinlich gleich auf Koji losgehen. Eilig rapple ich mich auf und renne auf die beiden zu. Ich muss sie erreichen, bevor es zu spät ist.

„Koji! Verschwinde für immer!", ruft Velgremon aus und stürzt auf Koji zu. „Koichi! Lass das!", rufe ich so laut wie möglich. Ich habe die beiden fast erreicht. In diesem Moment wird Velgremon von einem Lichtstrahl getroffen, der anscheinend von Kojis D-Tector ausgeht. „Erinnere dich", erklingt die Stimme von Ophanimon, „Erinnere dich an deine Zeit in der Welt der Menschen." „In der Welt der Menschen? Wie ist das möglich?", höre ich Koji fragen, „Ist er etwa auch ein Mensch?" „Ich war... ich war in der Welt der Menschen?", kommt es ungläubig von Velgremon „Erinnere dich", meint Ophanimon erneut.

Irgendetwas scheint mit Velgremon nicht zu stimmen. Er verhält sich plötzlich mehr als nur merkwürdig. Erinnert er sich tatsächlich an die Zeit in der Menschenwelt? Mich würde interessieren an was genau?

Velgremon stoppt seinen Angriff und erhebt sich in die Lüfte. „Velgremon! Wer bist du?! Was bedeutest du für mich?!", ruft Koji. Doch Velgremon antwortet nicht und verschwindet einfach.


Der Wächter der DigiweltWo Geschichten leben. Entdecke jetzt