Jon's Sicht
"Und das hier ist dein Schlafzimmer. Noch Fragen?"
Ertönt die tiefe Stimme des Betreuers der mich seit genau einer halben Stunde durch die ganze Einrichtung geführt, währenddessen immer wieder unglaublich unnötigen Augenkontakt aufgebaut und mir bis zum Besteck alles erklärt hat.
Seine blonden Haare fallen im zerzaust vor die schmalen Augen und man sieht am dunklen Ansatz, dass sie gefärbt sind.
Er schiebt sie sich zwar immer wieder aus dem Gesicht, jedoch hilft das nicht viel und irgendwann im Laufe der Führung hat er dann komplett aufgegeben.
Wenn man ihn so sieht, erwartet man gar nicht, dass er nur ein paar Jahre älter ist als ich.
Ich bedanke mich mit einem schiefen Lächeln und einem leichten Nicken, bevor ich meinen Koffer abstelle.
"Teile ich mir das Zimmer mit jemandem oder-"
"Ja, aber dein Mitbewohner ist gerade in der Familientherapie, also wirst du dich noch ein wenig gedulden müssen, bis du ihn kennenlernst.", erklärt mir Kyle und erneut nicke ich wortlos.
Meine Augen gleiten immer wieder durch das große, einfach gehaltene Zimmer und der Gedanke, dass das hier für die nächste Zeit mein Zuhause ist, schreckt mich ungemein ab.
Der komplette Raum ist in dunkelblau und weiß gehalten, während graue Akzente alles abrunden.
Die Betten sind natürlich einzeln und komplett entgegengesetzt voneinander im Zimmer aufgestellt, sodass man sich nicht angucken kann; neben beiden steht jeweils ein kleiner Nachtschrank und an den Wänden direkt am Bettende große Schränke.
Auch Schreibtische stehen im Raum und es überrascht mich, wie viel Platz hier eigentlich ist.
Der ganze Tag ist unglaublich nervenaufreibend und es ist einfach erst zehn Uhr Morgens.
Auch fast zwei Stunden nach dem Abschied von meinem Mädchen spüre ich sie in jeder meiner Körperzellen, dass mir das Atmen noch schwerer fällt.
"In fünfzehn Minuten gibt es eine Gruppensitzung, sei bitte pünktlich.", meint er nur und ich nicke seufzend.
"Ach ja, Kyle, was ich dich noch fragen wollte.", beginne ich und der Betreuer hält in seiner Bewegung inne.
"Wann ist meine erste Familientherapie?", frage ich nervös und gucke in seine hellen Augen.
"Morgen, Jon.", antwortet Kyle und ich sehe ihm an, dass er merkt, wie groß meine Angst vor diesem Treffen ist.
"Die ersten Male sind immer schlimm, aber am Ende, wenn du es geschafft hast, ist es nicht Mal mehr annähernd eine Herausforderung.", fügt der junge Mann hinzu, ehe er das Zimmer endgültig verlässt.
So viele Gedanken in meinem Kopf zerstören alles an Geduld, Kraft und Ruhe das ich habe und mein Körper, sei es mental oder physisch, weiß einfach nicht damit umzugehen.
Ich habe nicht wirklich vor, hier Freundschaften zu schließen, denn egal wie sehr ich es mir einzureden versuche, an all das hier will und kann ich mich einfach nicht gewöhnen.
Erschöpft ziehe ich mir die Cap vom Kopf, bevor ich mich laut seufzend von meinen Schuhen befreie und in das bereits bezogene Bett lege.
Erst dann wird mir meine Erschöpfung richtig bewusst und ich die Art wie Sehnsucht, Schmerz und so viele andere Emotionen mich einholen ist einfach nur überwältigend und erneut habe ich das Gefühl zu ersticken.
Ich würde so gerne einfach ins Bad und mir einen Finger in den Hals stecken, doch zu meinem Pech haben die hier nur Gemeinschaftsbäder und in jedem der Flure steht ein Pfleger zur Aufsicht, sodass es eigentlich unmöglich ist, außer ich kotze aus dem Fenster, doch das ist definitiv keine Option.

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HEARTBREAK HOTEL
Fiksyen RemajaEine Geschichte, in der ein im Leben verloren gegangener Junge versucht, sich mit einer Maske und einer Mauer vor allem und jedem zu schützen, bis er auf ein Mädchen trifft, das ihm wieder Grund zum richtigen Leben schenkt. (A/N: Die Geschichte enth...