Kapitel 27

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Jon's Sicht

Angespannt wandern meine Blicke über den großen, muskulösen Mannes, der mich mit nur einer Ohrfeige ohnmächtig schlagen könnte, jetzt jedoch rein gar nichts tun kann, weil er halb bewusstlos versucht aufrecht sitzen zu bleiben.

Sein attraktives Gesicht ist blutüberströmt, die Haare und Klamotten komplett verschwitzt, starrt er mich vor Schmerz laut keuchend an, als wäre ich der Grund für das ganze Leid in seinem Leben, doch dem ist nicht so.

Ich bestreite nicht, dass es nicht meine Männer waren, die ihn so zugerichtet haben, aber ich habe eben das getan, was getan werden musste.

Wer seine Schulden nicht mit Geld begleicht, muss eben auf andere Art und Weise bezahlen.

Jedes Mal wenn unsere Augen aufeinandertreffen, rennt ein eiskalter Schauer über meinen Rücken und ich denke daran, dass ich das doch gar nicht bin, aber dann realisiere ich, dass ich falsch liege.

Von Anfang an habe ich versucht mir einzureden, dass ich nur für meinen Vater einspringe, doch seit knapp drei Wochen leite ich diese Geschäfte jetzt schon und mir gefällt es so sehr, dass ich nicht Mal will, dass mein Dad aus dem Krankenhaus entlassen wird.

In meinem Kopf herrscht ein ständiger Kampf, denn auch wenn mir diese Geschäfte, wie brutal das jetzt auch klingen mag, gefallen, werde ich mich zwischen ihnen und Madison entscheiden müssen, denn jedes Mal wenn ich ein Telefonat mit ihr beende, schreit mein Gewissen noch lauter, sodass ich manchmal nachts nicht schlafen kann.

Allein der Gedanke an die Art wie ich regelrecht beobachten konnte, wie ihr Herz in tausend Teile zersprungen ist, als ich ihr gesagt habe, dass wir uns 'trennen' müssen, würde ich am liebsten zu ihr und sie so lange im Arm halten, bis alles um uns herum irrelevant zu werden beginnt.

Dieses Mädchen bedeutet mir viel zu viel und dieses Geschäft ist viel zu gefährlich, weswegen ich nicht weitermachen kann.

Sie ist meine Schwachstelle und sobald einer der Männer von der anderen Seite das herausfindet, wird sie sich in ständiger Gefahr und ich mich in einem konstanten Angstmodus befinden, was ich meiner und ihrer Psyche einfach nicht antun will.

Zudem muss sie sich diese ganze Scheiße mit Somi schon geben und mit meiner anstrengenden Persönlichkeit klarkommen, da braucht sie alles außer unnötigen Stress den ich gut hätte verhindern können.

Es fällt mir schwer, sie jedes Mal anzulügen, wenn ich etwas zu erledigen habe und sie wirklich denkt, dass ich mich mit den Jungs treffe, während ich das Haus von irgendeinem Snobwichser zerstöre, als wäre es etwas alltägliches.

Aber ich kann ihr auch nicht erzählen, was ich bei wem mache, denn alles was sie über diese Geschäfte weiß, ist zu viel.

Das laute Husten des beinahe reglosen Mannes vor mir reißt mich aus meinen Gedanken und seufzend begebe ich mich wieder in die Realität.

"Jetzt hörst du mir ganz brav zu, okay?", beginne ich und gehe auf ihn zu, bevor ich meine Hand in seine verschwitzten Haare gleiten lasse und ihn dazu bringe, mich anzugucken.

"Wenn du nicht willst, dass wir Mal bei dir Zuhause vorbeischauen, dann solltest du dieses verfickte Geld besorgen. Ich verkaufe mein Zeug ja nicht umsonst. Hoffentlich habe ich mich klar und deutlich ausgedrückt.", fahre ich fort und ich ignoriere das laute Schreien meines Gewissens, als er vor Schmerz kurz wimmert und dann heftig nickt.

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