Ein besorgniserregender Besuch

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Als ich aufwachte lag ich bei Reinhardt im Krankenzimmer, der ein sanftes Lächeln auf den Lippen hatte.

"So schnell sieht man sich wieder."

Ich sehe ihn wirklich verdammt häufig und doch war ich jedes Mal froh darüber, dass er mir jedes Mal half.

"Ich würde vorschlagen dich anzuziehen und in den Unterricht zu gehen. Ich schätze deine Klassenkameraden und auch Kou machen sich Sorgen um dich."

Erst jetzt realisierte, dass eine leichte Decke über mir lag und mein Shirt neben mir zusammengefaltet lag.

Mich wunderte hier gar nichts mehr, weswegen ich mich langsam aufrichtete und nach meinem Shirt griff. Ich fühlte mich ziemlich erschöpft, mein Rücken brannte noch immer, wenn auch nicht mehr so schlimm. Als ich das Shirt schlaftrunken überstreifen wollte, bemerkte ich den Verband um meinen Oberkörper. "Bitte nimm den Verband heute nicht mehr ab und komm morgen in der Pause zu mir, damit ich mir das nochmal ansehen kann und gegenenfalls noch mal behandeln kann."

Ich nickte nur, ehe ich mein Shirt komplett anhatte und mich auf den Weg ins Klassenzimmer machte.

"Ah, Marina-chan. Ich bin froh, dass es dir gut geht." Das war von ihm sichtlich gelogen und dennoch lächelte er strahlend, während ich dennoch ein Funken Sorge in seinen Augen hätte sehen können.

"Ja, alles gut." Ich zwang mich zu einem Lächeln und setzte mich auf mein Platz, ehe ich meinen Kopf auf meinen Tisch bettete. Ich war fertig mit den Nerven und wollte nur noch nach Hause.


"Was ist passiert?" flüsterte Celina mir zu. "Reiji ist passiert.... Die Volle Packung." grummelte ich fast unverständlich, doch sie nickte knapp. "Wir können ja gemeinsam nach Hause gehen, dann kannst du mir alles erzählen."


Ich gab ein Brummen als Zustimmung, ehe meine Augen auch schon zu fielen. Warum Reinhardt mich heute wieder in die Klasse geschickt hatte und mich nicht wie sonst bis Schulschluss im Krankenzimmer, war für mich ein Rätsel. Trotzt der Schmerzen, die mich pochend von meinem Rücken erreichten, war die Müdigkeit stärker und ich konnte nichts dagegen tun.


Nach der Stunde waren Celina und ich alleine im Klassenraum. Sie trug meinen Rucksack für mich, als ich ihr erklärte, was Reiji angestellt hatte.

"Hidoi na~" murmelte sie nachdenklich. "Hontoni hidoi desu!" erwiederte ich etwas genervt.

"Reiji-san wa hontoni do-s kana.... Kawaisou~" Celina wuschelte mir durch die Haare. "Suki deshou? Kono Itami, kono kimochi..." Ich hielt sie vom weiter sprechen ab, indem ich ihr gegen die Schulter schlug. "Urusai! Atashi wa Do-M dewa arimasen!"

"Hai Hai!" Kichernd lief sie neben mir her.

(C: Wie gemein...

M: Es ist wirklich gemein!

C:Reiji scheint wirklich sadistisch zu sein... Du Arme...

C: Du magst es oder nicht? Diesen Schmerz, dieses Gefühl...

M: Halt den Mund! Ich bin keine Masochistin!

C: Ja ja)

Hatte sie Recht? Vielleicht. Vielleicht auch nicht.

Vielleicht hatte ich mich auch einfach nur an all das gewöhnt.... Und dabei ist eigentlich noch nie etwas wirklich schlimmes passiert....

Die Frage wäre, würde noch etwas schlimmeres passieren?

Am ehesten machte mir die Sache mit Kinos Musical wirklich zu schaffen, diese Ungewissheit machte mich fertig.


"Naja, ab hier trennen sich unsere Wege wieder. Bis Montag!"


Jetzt war ich noch verwirrter als vorher... Meinte Tougo nicht vorhin, dass ich morgen zur Überprüfung zu ihm kommen sollte? Ach, wahrscheinlich hatte er es nur vergessen, dass es Freitag ist.


Doch am nächsten Tag wurde ich von etwas besserem belehrt, denn wer stand um zwanzig nach eins nachmittags vor meiner Haustür.... Ganz recht... Tougo bzw. Reinhardt. Meine Mutter war glücklicherweise gerade arbeiten, weswegen dies mir einiges an unnötigen Fragen ersparte.


In meinem Zimmer zog ich mein Shirt aus und konnte mir ein kleines Aufkeuchen nicht verkneifen als seine kalte Hand meinen mittlerweile nur noch leicht pochenden Rücken leicht berührte.

"Angenehm?" fragte er und ich konnte sein Grinsen heraushören.

"Ja, schon..." gab ich kleinlaut zu, jedoch war er bereits wieder beim Thema.

"Die Rötungen sind fast komplett verschwunden. Ich werde dir jetzt noch einmal eine kühlende und Schmerzlindernde Salbe auftragen, dann sollte Montag schon alles wieder beim alten sein." erklärte er und trug eine kalte Salbe auf meinen Rücken auf. Es war wirklich angenehm.

Er verband das ganze nochmal, sodass die Salbe nicht abgetragen wird. Jedoch war ich recht überrascht Karlheinz in seiner wahren Gestalt hinter mir zu haben.

Seine langen Haare und seine goldenen Augen funkelten geheimnisvoll und sein Lächeln entblößte seine Fangzähne.


"Recht nett eine Blutbank an der Schule zu haben."

Ich wusste gar nicht wie mir geschah, so schnell hatte er mich an sich gezogen und seine Zähne in meiner Schulter versenkt.

Ich schrie auf, versuchte mich sogar kurz aus seinem Griff zu winden, zu befreien, doch war dieser natürlich viel zu stark. "Hör auf! Karlheinz... Bitte!" flehte ich, während mir die Tränen das Gesicht hinunter liefen.

Gerade als ich drohte bewusstlos zu werden.... wachte ich auf.


Ich lag in meinem Bett, meine Mutter neben mir.

"Alles in Ordnung, Schatz?"

"Ja, alles bestens."


Ein Blick auf die Uhr verriet mir, dass es bereits später nachmittag war. Meine Hand glitt zu meiner Schulter, diese war aber unversehrt und auch ein Blick an mir herunter erklärte mir, dass ich mein T-Shirt an hatte. War das alles nur ein Traum gewesen? War ich einfach heute Mittag eingeschlafen?


Nein. Ich spüre noch immer die kühlende Salbe auf meinem Rücken. Er war hier gewesen...

Aber gebissen hatte er mich nicht.... Aber... warum hab ich denn geschlafen? Bin ich etwa einfach so eingeschlafen?


Das ist echt nicht mehr normal... Ich sollte nicht einfach in Gesellschaft von einem Vampir einschlafen und erst recht nicht, wenn ich mir diesem alleine bin! Wobei ich doch wirklich ein gewisses Vertrauen in die Beherrschung und die Kontrolle von Karlheinz legte.


Und mein Leben geht weiter. Voller sadistischer Vampire und voller Verwirrung.

Schulalarm! Die Vampire kommen!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt