Auf ein Neues...

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"Ah~ Ihr seht ja alle zum Anbeißen gut aus." lachte Laito als wir den Bioraum betraten.

Ich verdrehte nur die Augen und auf Lila schien deutlich genervt zu sein von seinem Kommentar.

Meine Motivation für diesen Tag war bereits komplett erloschen und die Laune von Lila schien ähnlich zu sein.

"Ich bewundere eure harte Arbeit des Musicals. Ich fand das Ergebnis wirklich ansehnlich. Insbesondere du, Marina, hast wirklich großes schauspielerisches Talent bewiesen. Ich bin mir sicher, das kannst du auch privat zunutze machen."

Meine Hand wanderte auf die von Lila, welche ihren Griff um das Bio Buch verstärkte, um den Hutträger bei der nächsten Gelegenheit abzuwerfen.

"Ich denke, du wärst enttäuscht.", antwortete ich trocken.

"Das glaube ich nicht, aber das können wir gerne mal testen." Er zwinkerte mir verspielt zu.

"Nein danke." Und mit diesen Worten schlug ich das Buch auf.

Laito wandte sich auch seinen Aufzeichnungen wieder zu und begann mit dem nächsten Thema.

"Heute beschäftigen wir uns mit dem Tod und Trauerprozess."

Lila warf mir einen verwirrten Blick zu und Laito fing einfach an zu lachen.

"Eure Reaktionen sind echt herrlich anzusehen."

Ich war von der Themenwahl nicht sonderlich begeistert, auch wenn es wenigstens mal etwas Interessantes war und nichts mit Sexualität zu tun hatte. Da schien wohl jemand Ärger bekommen zu haben. Es sei denn... Nein, hoffentlich nicht.

Während er anfing zu erzählen, wurde seine Tonlage ernster und er schien diese Sache wirklich ernster zu nehmen als noch zuvor.

Immerhin erlaubte mir das einfach mein Gehirn auszuschalten und gedankenverloren die Aufgaben zu bearbeiten, ohne wirklich etwas aufzunehmen.

Mit meiner Art von Ausblendung der Realität bemerkte ich aber nicht, wie nah mir Laito plötzlich kam. Er stand gegenüber meines Tisches und hatte sich nach vorne gelehnt, sodass wir uns näher waren als es mir lieb war.

"Und was bedeutet der Tod für dich, Marina~"

Ich erschrak und war sofort wieder in der Realität.

"Ähm... Ähm..." Verzweifelt suchte ich nach einer Antwort, doch meine Gedanken waren wie leer gefegt.

"Es ist einfach ein Teil des Lebenszyklus", antwortete ich schließlich.

Mit einem Kichern entfernte er sich wieder von mir. Alleine dafür war ich ihm dankbar.

Ich schaute ihn verwirrt an. Wofür war jetzt die Frage?

Er hatte nur ein seltsames Lächeln auf den Lippen, während er sich amüsiert auf seinen Stuhl setzte und die Beine auf den Tisch legte.

Mit einem leichten Kopfschütteln wandte ich mich zurück an meine Aufgaben.

Konzentrieren konnte ich mich aber nicht mehr. Ich kritzelte vielmehr am Rande meines Blattes herum. Blumen, Muster, einfach irgendwas.

Innerlich wünschte ich mir tatsächlich Kino, Kou, Carla oder sogar Karlheinz an meine Seite. Jemanden, bei dem ich mich sicher fühlte ...

Obwohl das Musical ja bewiesen hatte, dass Kino ja genauso unberechenbar sein konnte wie alle andern auch.

Ich war nirgendwo sicher.

Ich würde nirgendwo jemals sicher sein ...

Das Läuten der Schulglocke erlöste mich aus meinen Gedanken und ich konnte nun 20 Minuten Ruhe erleben.

Wir packten unsere Sachen zusammen und nachdem wir den Raum verlassen hatte, wandte ich mich Lila zu.

"Lass uns reden."

Sie nickte und wir setzten uns auf dem Pausenhof unter die etwas abgelegenere alte Kastanie.

"An jenem Tag als Seiji den Vortrag gehalten hatte... Das war quasi der Tag an dem ich mir Karlheinz Allianz "gekauft" habe."

Lilas Augen wurden größer. "Sag nicht du hast-"

Ich nickte nur. "Jup, das war das erste Mal... an dem ich ihm mein Blut angeboten habe... Im Austausch für ne Krankmeldung für Seijis Vortrag."

"Okay. Weiter..." 

"Naja und dann gab's ja den Besuch von ihm das erste Mal bei mir zuhause nach Reijis Nachsitzen..."

Ich wusste nicht wie ich den Blick von Lila deuten sollte. Besorgt? Konzentriert?

"Jedenfalls war ich immer mal wieder zwischendurch bei ihm wegen den Jungs. Ich hab seine Hilfe sehr schätzen gelernt und ich muss sagen ich kann ihn vertrauen. Zumindest bringt er mich nicht ausversehen um."

Nachdem sie mir zugehört hatte, stieß sie ein tiefes Seufzen aus.

"Ich verstehe schon. Du siehst in ihm einfach die Rettung und Hoffnung. Aber bitte tu mir einen Gefallen und denk zumindest ab und zu daran was für eine Persönlichkeit er eigentlich hat, okay? Das was du von ihm kennst ist eine Fassade. Er ist Jahrhunderte alt und genau wie seine Söhne kaltherzig."

Ich verblieb stumm als ich den Blick zu Boden warf und Steinchen beobachtete. Ein zustimmendes Summen entkam meinen Lippen.

"Ich bin an deiner Seite, du bist nicht alleine!"

"Ich weiß. Es tut mir leid wegen vorhin in Chemie."

"Du brauchst dich nicht zu entschuldigen! Möchtest du darüber reden?"

"Warum ich die Panikattacke hatte? Ja. Seit dem Nachsitzen... Hab ich massive Angst, dass ich Fehler mache und sich das wiederholt..."

"Was ist denn passiert, dass Karlheinz da im Nachhinein eingreifen musste."

Das Auflachen von mir war Stumpf und trüb.

"Ha, Reiji hat wieder ganz tief in die Trickkiste gegriffen."

Ich sah sie wieder an und streckte ihr meine beiden Handfläche symbolisch entgegen.

"Rote oder Blaue Pille? Doppeltes oder vierfaches Schmerzempfinden?"

Lila schwieg nachdenklich.

"Keine Chance. es ist vierfaches, egal was du genommen hast, denn der Wirkstoff ist geschmacklos und im Wasser."

Schockiert und überrascht sah sie mich an.

"Ein Quiz mit Strafe macht da besonders viel Spaß."

Ein Hauch von Sarkasmus kam von mir. Eigentlich nicht unüblich, aber überraschend selten geworden.

"Tut mir leid. Es tut mir leid, dass ich dir nicht schon früher geholfen habe..."

Sie umarmte mich.

"Das war wirklich meine eigene Schuld. Hab mich von Kino beißen lassen um Chemie zu schwänzen und das war die Konsequenz dafür. Ich bin froh, dass du an meiner Seite bist und mir durch das Musical geholfen hast. Ohne dich wäre das alles anders ausgegangen."

"Wenn ich damit sicher gehen kannst, dass es dir gut geht, dann ist es das Wert."

Die Umarmung wurde fester und und ich fühlte mich gestützt und sicher.

"Besser?"

"Ja, viel besser"

Ein Lächeln kehrte auf unser beider Lippen zurück.

"Durchhalten, bald haben wir den Schultag überstanden und dann lade ich dich auf ein Eis ein."

"Du bist die Beste!"

"Ja, definitiv" antwortete Lila mit gespielter Arroganz.

Ein Versuch die Laune hoch zu halten, bevor die Geschehnisse der nächsten Stunde dies vielleicht schon bald wieder ändern könnte.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Apr 12 ⏰

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