Kapitel 4

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Sicht Kedos


In dieser Nacht habe ich auf der Couch geschlafen. Das Bett war zu klein, als das zwei Personen dort drinnen Platz gehabt hätten. Am Morgen weckte mich die Sonne und die Vögel, die draußen zwitscherten. Ich stand sofort auf, um nach Herr Bergmann zu sehen. Heute musste ich ihn unbedingt ins Krankenhaus bringen. Vielleicht hätte ich es gestern tun sollen? Aber das hätte ihn wahrscheinlich umgebracht, besonders, weil ich weder ein Gefährt noch ein Pferd oder so besaß. Aber er durfte einfach nicht sterben. Ich konnte ihn nicht verlieren. Nicht noch einmal.

Also ging ich in mein Schlafzimmer und klopfte an der Tür. Keine Reaktion. "Herr Bergmann?", fragte ich. Vielleicht schläft  er ja noch, redete ich mir ein, obwohl sich ein mulmiges Gefühl in meinen Magen ausbreitet. Irgendetwas stimmte da nicht. "Bergi? Hallo?" Ich klopfte weiter und wurde immer panischer. Unruhig trat ich von einen Fuß auf den anderen. Letztendlich öffnete ich die Tür, ich konnte einfach nicht länger warten. "Bergi, ist alles in Or-" Ich brach ab, als ich Herr Bergmann reglos in dem Bett liegen sah. Seine Augen waren geöffnet, jedoch leer und blickten starr in den Himmel. Er war tot. Es dauerte einige Momente, bis diese Information zu mir durchdrang. Mein Gehirn war wie blockiert und ich stand einfach nur da und starrte auf seinen toten Körper. Die Bettdecke war rot und ich wusste, ohne dass ich nachsehen musste, dass die große Wunde an seiner Brust aufgerissen war.

Es war meine Schuld. Ich bin Schuld daran, dass mein bester Freund tot war. Mein einziger Freund. Nach dieser Erkenntnis spürte ich, wie etwas in mir innerlich zerbrach. Einfach zerbrach. Und ich wusste jetzt schon, dass ich niemals die Kraft haben werde, diese Scherben aufzusammeln und wieder zusammenzusetzen. Mechanisch ging ich auf ihn zu, schloss seine Augen und es sah tatsächlich so aus, als würde er schlafen. Abgesehen von der blutigen Bettdecke. "Schlaf gut, Bergi", flüsterte ich nit zitternder Stimme, obwohl ich wusste, dass er die Augen niemals wieder öffnen würde. Und ich war Schuld daran. Wieso hasste mich das Schicksal so sehr? Letztendlich brach ich am Bett neben Herr Bergmann zusammen. Ich hatte gerade erst wieder einen Freund zurück und jetzt hatte man ihn mir wieder genommen. Was hatte ich getan, dass ich jetzt so etwas durchleiden musste? Ich konnte die Tränen nicht mehr zurückhalten. Sie liefen unaufhörlich über meine Wangen. Ich konnte nicht mehr. Ich wusste nicht, wie lange ich schon neben dem Bett schluchzend saß, da hörte ich eine bekannte Stimme hinter mir. "Der Tod ist nicht das Ende des Lebens."

Visionen - Ewiger Fluch [FreedomFF]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt