Sicht Kedos
Die Sonne stand hoch am Himmel, während ich immernoch zusammengekauert am Boden saß. Was ist aus mir geworden? Wieso konnte denn nicht alles so einfach wie in Leben sein? Da hörte ich eine Stimme in meinem Kopf. "Bist du dann endlich fertig?", knurrte Herr Bergmann missbilligend. Ich konnte kaum fassen, was ich da hörte. "Du hast mich zum Mörder gemacht!!", brüllte ich und Tränen flossen über meine Wangen. "Nicht ich hab das Messer in der Hand gehalten, sondern du." Seine Stimme war ruhig wie eh und je. Da kam es mir in den Sinn. Die "Beruhigungsspritze", die Saphirian mir in seinem Labor gegeben hatte, die hatte bewirkt, dass ich keine Kontrolle mehr über meinem Körper hab. Wegen ihm, ist Zimbelfrau...tot. "Du Monster..." Eigentlich wollte ich schreien, doch ich brachte nur ein heiseres Flüstern hervor. "Vielleicht, vielleicht auch nicht. Nun komm, reiß dich zusammen. Wir haben nicht ewig Zeit", sagte Herr Bergmann. Ich schüttelte nur wütend und verzweifelt den Kopf. "Sag mal, checkst du es imbissnoch nicht!? Ich will das nicht mehr! Hör auf, mir vorzuspielen, alles sei in Ordnung!", brüllte ich. Danach herrschte Schweigen. Schmerzhaft biss ich die Zähne zusammen. Es schien, als hätte ich Herr Bergmann mit meinen Worten überrascht. Um ehrlich zu sein, mich auch. Anscheinend wählte er seine Worte mit Bedacht.
"Du kannst nirgendwo hin und wirst in die Geschichte eingehen, als Mörder", sagte Herr Bergmann schließlich. "Niemand wird dir glauben schenken. Also wäre es egal, ob du weitermachst oder nicht. Es läuft auf dasselbe Ergebnis aus. Bis auf die Tatsache, dass wenn du weitermachst... ich bald wieder zurück wäre und du und ich wir kö-" "Stop!", unterbrach ich ihn scharf. "Stop...stop..." Mittlerweile flüsterte ich nur noch, lauter konnte ich nicht mehr sprechen. Alle Kraft schien aus meinem Körper gewichen und ich kniete einfach nur noch schutzlos auf dem moosbedeckten Waldboden. "Dann verabschiede dich von deinem letzten und einzigen Freund", knurrte Herr Bergmann und obwohl ich ihn nicht sah, spürte ich, wie er sich abwandte. "Bergmann!", rief ich ihm hinterher. "Ich bin nicht wie du. Lieber bin ich einsam, anstatt ein Mörder zu sein." Er erwiderte nichts mehr, weshalb ich mir nicht einmal mehr sicher war, ob er mich gehört hatte.
Und da war ich nun. Wieder am Anfang, doch diesmal hab ich kein Haus, keine Arbeit. Nichts. Erst jetzt fiel mir auf, dass ich noch das Messer in der Hand hielt, mit dem ich -oder keine Ahnung wer Schuld ist- Zimbelfrau niedergestochen habe. Ich hielt es mit zitternden Händen hoch und wischte mit meinem Umhang das Blut grob weg. In dem glänzendem Silber spiegelte sich mein Gesicht. Blutunterlaufene Augen, struppiger Bart, zerzauste Haare. Allein wegen meinem Aussehen könnte ich nicht mehr unter Menschen treten. Mühsam setzte ich mich auf und mit unsicheren Schritten ging ich durch den Wald, ohne Ziel. Ohne irgendetwas, wofür sich das Leben lohnt.
Nach einer gefühlten Ewigkeit, in der ich durch den Wald geschlurft bin, kam ich an einer Höhle an. Zwischen riesigen Felsen klaffte ein großer Spalt. Zumindest etwas Unterschlupf und Schutz vor dem Regen. Bald würde es ein Gewitter geben, das verrieten die dicken, grauen Wolken, die sich über den gesamten Himmel zogen. Ich war am Boden angekommen, hatte nichts mehr. Ich spürte das Gewicht des Messers noch immer in meiner Hand. Ich setzte die Klinge des Messers an meiner Brust an. Ich zitterte über den ganzen Körper und biss mir auf die Lippe. Ich wollte es tun. Alles wäre vorbei. Aber ich konnte es nicht. Ich schaffte es einfach nicht, das Messer in meine Brust zu rammen. Aber in die Brust eines anderen zu stoßen bringst du zustande?, lachte eine Stimme in meinem Kopf. Zuerst dachte ich es wäre Herr Bergmann, doch die Stimme hörte sich anders an. Ich war nun endgültig verrückt geworden.
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Visionen - Ewiger Fluch [FreedomFF]
FanfictionNach seiner Niederlage wurde Evil Herr Bergmann in die Totenwelt verbannt, doch an Aufgeben war für ihn nicht zu denken. Er würde nicht ruhen, bis auch der letzte Bewohner Freedoms durch seine Hand gestorben ist. Doch durch den Wächter waren ihm die...