Kapitel 16

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Sicht Kedos

"Du brauchst frisches Blut", sagte Herr Bergmann. "Ich hab doch schon zwei Menschen umgebracht. Ich will nicht noch mehr Blut an meinen Händen haben", zischte ich und mir lief ein Schauder über den Rücken als ich an diesen verzweifelten Blick in den Augen meiner Opfer erinnerte. Wie kann Einsamkeit einen dazu treiben, jemanden zu töten? Ich schüttelte den Kopf, um die düsteren Gedanken zu vertreiben. Alles was ich tat, tat ich für Bergi und es war richtig. "Aber es muss eine bestimmte Eigenschaft haben." "Und welche?", fragte ich, während ich vorsichtig ins Dorf hineinschlich und jeden Schatten nutzte, um nicht entdeckt zu werden. Da gerade die Sonne erst aufging, gab es davon noch genug. "Einer der Personen, von denen du die Phantome erschaffen hast, muss eine tiefe Bedingung zu der anderen Person haben", erklärte Herr Bergmann. Ich schnaubte kurz. Wie soll das denn bitte gehen? "Unmöglich. Um Palutens Haus sind andauernd Wachen. Ich glaube sogar im Haus drinnen sind auch welche. Wird ganz einfach", meinte ich mit sarkastischen Unterton. "Es gibt noch eine andere Tochter von ihm, die keineswegs bewacht wird." Schnell rannte ich über den Weg in mein Haus hinein. Schweratmend ließ ich mich auf mein Bett fallen. Ich ließ das Licht ausgeschalten, damit ich keine Aufmerksamkeit erregte. "Also?", fragte ich nach. "Du weißt ganz genau, wen ich meine." Da hatte er recht. Auch mein Blick schweifte nach links, durchs Fenster und Blick fiel auf mein Nachbarhaus. Durch die ersten fahlen Sonnenstrahlen konnte ich es einigermaßen sehen. Zimbelfrau. Zombeys Ehefrau und Palutens Tochter. "Es haben sogar zwei eine starke Verbindung zu ihr. Perfekt", murmelte Herr Bergmann, doch ich schwieg. Mein Kopf war wie leergefegt und ich starrte einfach nur auf das Haus, oder besser gesagt auf mein mein Spiegelbild im Glas. Ich sah keinen rechtschaffenen Anwalt mehr, sondern nur noch einen gebrochenen Mann, der sogar tötete, um seinen besten Freund nicht zu verlieren. Mein Bart war struppig und die Augen blutunterlaufen. Ja, selbst ich erkannte mich beinahe selbst nicht mehr.

"Tu es jetzt", sagte Bergmann nach einer Weile. Mechanisch stand ich auf, öffnete die Kuchenschublade und holte ein 13 cm langes Küchenmesser heraus. Es fühlte sich an, als wäre ich wer anders. Als wenn wer anders mich steuern würde und nicht ich es war, der mit gehobenen Messer zur Haustür des Nachbars ging. Doch ich wehrte mich nicht. Was hatte ich denn schon zu verlieren?

Da ging plötzlich im Haus das Licht an und ich presste mich sofort gegen die Hauswand. Zombey? maudado? Ich drehte mich um und spähte vorsichtig durchs Fenster. Im ersten Moment erkannte ich niemanden, doch dann sah ich Zimbelfrau. Sie war echt klein. Mit ihrer Größe konnte sie nicht einmal über den Tischrand gucken. Zwei Fragen: Wie konnte man so klein sein und wieso stand man so früh auf? Die Sonne stieg immer höher und plötzlich hörte ich Stimmen weiter vorne im Dorf. Der Freedomsquad. Sie waren vorne beim Rathaus. Seit wann waren sie wach? Schnell schüttelte ich den Kopf, um diese unwichtigen Gedanken zu vertreiben. Wenn ich mich beeilte konnte ich die Sache ohne Aufsehen sauber und ordentlich erledigen.

Noch einmal atmete ich durch und setzte an zu Klopfen. Ich biss mir auf die Unterlippe und bemerkte, das meine Hand zitterte. Doch bevor ich selbst wusste was ich tat, klopfte ich an der Tür. Ich wollte mich noch umwenden, weglaufen, vor allen. Doch da öffnete Zimbelfrau schon die Tür.


Visionen - Ewiger Fluch [FreedomFF]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt