Kapitel 12

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Die Zahl der Einwohner von Riverdale verkleinerte sich drastisch, was die Lebenden zusammenschweißen sollte. Aber Riverdale ist die Stadt der Gegenteile. Hier wich jeder jedem aus, jede Berührung lässt die Leute zusammenzucken und jedes Lächeln bedeutete das Lächeln des Teufels. Wir alle bekamen die Angst der Menschen zu spüren und wir selber ließen unseren Ängsten freien Lauf.

"Betty?", fragte ich entsetzt, als ein blondes Mädchen neben Toni den Wartesaal des Krankenhauses betrat. Ich konnte nicht fassen, dass meine Freundin derartig geschminkt und in einem solchem Fetzen hierher kam. "Was trägst du da bitte?", entfuhr es mir, doch sie presste mir ihren Zeigefinger auf die Lippen, sodass ich verwirrt zur Ruhe kam. Dann nahm sie ihn wieder runter und küsste mich, als wäre nichts gewesen. Ich wurde mitgerissen und küsste mit, während ich mich fragte, was das hier werden soll. Also löste ich mich von ihr und sah ihr in die Augen. "Was wird das Betty?", fuhr ich sie an. Auf ihren Lippen breitete sich ein Lächeln aus. "Ich will deine Queen sein", erklärte sie verführerisch flüsternd und ihn mir hüpfte mein Herz auf und ab und ich war wie gelähmt. Ihr Lächeln turnte mich an und alles an ihr brachte mich ins Schwitzen. Kurze Zeit blieb ich sprachlos stehen, doch dann wusste ich, was ich zu tun hatte. Plötzlich kniete ich vor ihr und hielt eine Schachtel mit einem glänzenden Ring vor ihr. Die anderen hielten sich die Hände vor den Mund und auch Betty kamen die Tränen. "Willst du meine Frau werden, Betty Cooper?", fragte ich sie, während die anderen uns zu jubelten und als Betty endlich die Hände vor dem Mund wegnahm, sah ich ihr wunderschönste Lächeln. "Betty Jones, wenn ich bitten darf", korrigierte sie mich und auch mir kamen die Tränen. Ich brachte den Ring an ihren Ringfinger, stand auf und küsste sie.

"Granny?", rief Cheryl durch das ganze Haus. Wild lief sie durch die Flure durchsuchte jedes einzelne Zimmer. In ihrer Hand hielt sie zwei Tabletten, in der anderen Haferbrei. "Granny", schrie sie lauter, doch es gab keine Antwort. Ihr perlte der Schweiß auf der Stirn und sie sah mehr als besorgt aus. Sie legte die Tabletten und den Haferbrei auf den Küchentisch, zog sich im Flur ihre roten Stiefel über und rannte aus dem Haus.
Als Cheryl beim Sheriff Department ankam, lag es still da. Das Auto des Sheriffs war weg und als sie hereinkam, fehlte jegliches Personal. "Hallo?", rief sie. Ihre Stimme bebte vor Angst und ihre Augen weiteten sich. Automatisch ging sie zum Büro von Minetta. Aber auch dort fehlte die Person, die sie braucht. "Was soll das?", zischte sie, während ihr Herz ihr bis zum Halse schlug. Ihr fiel nicht ein, was sie tun sollte und fühlte sich schutzlos und alleine. Unwillkürlich tippte sie die Nummer von ihrer Cousine Betty ein und rief sie an. Als sie ran ging, ertönte zuerst Bettys freudige Stimme. "Cheryl, ich bin verlobt", schrie sie in den Hörer, sodass Cheryl ihn von ihrem Ohr wegnehmen musste. "Das ist schön", schrie sie zurück. Auf der anderen Seite endete der Jubel. "Warum freust du dich dann gar nicht für mich?", wollte ihre Cousine von ihr wissen und erst jetzt bemerkte Cheryl ihren eiskalten Ton. "Das tut mir so leid, Betty", kam es aus ihr heraus, "Es ist nur so, dass meine Granny verschwunden ist und das Police Department leer steht." "Was?! Wo ist denn der Sheriff?", platzte es aus ihr heraus. Cheryl seufzte. "Wenn ich das wüsste. Wo seid ihr?" Aber es kam keine Antwort, sondern nur Getuschel aus dem Hörer. "Was ist bei euch los?", zischte das IT- Girl mit ihren rot gespitzten Lippen. Es rauschte. "Jughead sagt, dass Minetta Sweet Pea angeschossen hat", klärte Betty sie auf. Ihr stockte der Atem. "Der Sheriff?", krächzte sie und ließ ihr Handy fallen und stürmte aus dem Police Department. In ihren Augen stand die Angst geschrieben und sie zitterte von der Tatsache, dass sie dem Bösen vertraut hat. Ihre Beine führten sie zu ihrem Haus, doch als sie da ankam wurde alles noch grauenvoller. Auf dem Boden lag eine regungslose Gestalt, etwas daneben ein Rollstuhl. "Granny!", kreischte Cheryl und raste auf sie zu, um sie vom Boden aufzuheben, doch in der Eile hatte sie noch nicht das Grauenvollste gesehen. Als sie ihre Oma vom Boden aufhob, fiel ihr mit einem Mal der Kopf ab und erst dann bemerkte Cheryl die Blutlache am Boden. Erneut kreischte sie auf.

Ein Raum voller Teelichter sollte das letzte sein, was Veronica Logde sehen sollte. Sie saß in der Mitte, umgeben von kleinen Flammen, die den Raum erleuchteten. Ihre Augen waren geschlossen, während sie sich die schönsten Momente mit ihrer Mutter vorstellen wollte, doch ihr fielen nur die normal schönen ein. In diesem Augenblick wurde dem Mädchen klar, dass ihr Vater ihr jeden schönen Moment genommen hatte, er jeden Moment zunichte gemacht hat und ihre Mutter vernichtet hat. Auf ihrer Wange glänzten die Tränen, ihr Mund dagegen war trocken vor Trauer. Der Wunsch, dass ihre Mutter plötzlich vor ihr stehen wird, um sie zu umarmen, würde nie in Erfüllung gehen. "Mum", jauchzte sie und dachte weiter nach. Sie saß im Schneidersitz auf einem roten Teppich, ihr Arme auf ihre Beine gestützt. Auf ihrer nackten Haut auf den Beinen spürte sie etwas Kaltes und Scharfes. Zuerst zog sie es über ihre Beine und genoss den Schmerz, als wäre es der ihres Feindes. Langsam glitt sie mit der Klinge über die Haut und hinterließ blutige Schnitte. Ihre Lippen zogen sich zu einem Lächeln, sie hatte den schönsten Moment mit ihrer Mutter gefunden, genau weil dieser so schmerzhaft war. Zufrieden hob sie das Messer, betrachtete die Blutstropfen, die herunternieselten und legte es sich dann an die Kehle. Dieses Messer war ein Fleischermesser, groß, scharf und gefährlich. Die scharfe Kante berührte die linke Seite ihrer Kehle, das Lächeln verschwand und es wurde ernst.

Southsider VS Northside - Riverdale, die Stadt des KriegesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt