Kapitel 16

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"Wenn man sich zwischen Tod oder Leben entscheiden könnte, wobei Leben unendliche Qualen bedeuten würde, was würdest du wählen?"
"Das ist zu düster, Jug", überlegte Betty laut, die auf einen Stuhl des Wartesaals des Krankenhauses saß mit meinem Artikel in der Hand. Ich kaute auf meiner Unterlippe. "Ich musste es so beenden, schließlich geht es um Veronica", widersprach ich, "Ich finde wir sollten ihren Selbstmordversuch nicht auf die leichte Schulter nehmen." Meine Verlobte nickte und las kleine Textausschnitte. "Das klingt wie ein Horrorbuch", erkannte sie und legte die Papiere seufzend neben sich. Mitfühlend setzte ich mich auf die andere Seite hin und legte meinen Arm um sie. "Ich liebe dich", flüsterte ich und küsste ihre Wange. Aber sie starrte traurig an die Wand. "Was wenn ich dich verliere?", schluchzte sie, "fast hätte ich dich ja schon verloren." Ihr Blick senkte sich auf den Boden und erneut erhob sich das schlechte Gewissen in mir. Mit ausgestrecktem Arm schnappte ich mir meine Papiere und schaute sie sinnlos an. "Tut mir leid wegen Sweet Pea", murmelte Betty, als sie auf meine Zeilen sah, doch ich schüttelte den Kopf. "Er ist zwar ein Arsch, aber das hätte ich ihm nie gewünscht", fügte ich hinzu. Wir schwiegen.

Die Kerzen ließen das Gesicht von Veronika erleuchten, es glänzte wie ein Meer aus Diamanten. "Ich habe ein ausgesprochen schlechtes Timing", murmelte er und kramte in seiner Jackentasche. Das Mädchen wunderte sich, was dieser Rotschopf von ihr wollte. Mit einem Mal sank er zu Boden, kurz überkam sie die Angst, dass ihm nicht gut sei, doch er schaute zu ihr herauf auf das Bett. Seine Augen glänzten und auch ihre strahlten trotz der Düsternis. Auf seinen Händen streckte er ihr eine kleine Büchse hin, dessen Inhalt wertvoller als Archies ganzer Besitz war. Der Ring warf Silhouette an die Wand, kleine Punkte. Veronika hielt sich die Hände vor dem Mund und auf dem Herzmessgerät konnte man deutlich erkennen, wie ihr Herzschlag schneller ging. In ihren Augen lagen Tränen, Berührung ist ein Zeichen von Liebe. Archie strahlte über das ganze Gesicht, sein Lächeln war groß und kraftvoll, aber in erster Linie war es echt, was in diesen Zeiten eher selten war. "Willst du meine Frau werden Veronica?", fragte der Rotschopf ehrfürchtig und in diesem Moment geriet das Hermessgerät außer Kontrolle. Es piepte und piepte, während Archie auf dem Boden hockte und eine Antwort erwartete. In diesem Moment sprang die Tür auf und ließ die Dunkelheit aufleuchten. Die Krankenschwester versuchten Veronica zu beruhigen und pusteten wild die Kerze aus. "Was ist passiert?", fragte der Doktor, als er zur Tür hereingestolpert kam. Dann sah er Archie, auf dem Boden gekniet mit einem Ring in der Hand. Und da kann man eisern sein wie der Beruf es verlangt, doch der Arzt musste lächeln. "Hat sie 'ja' gesagt?", fragte er gut gelaunt. Er warf dem Mädchen einen Seitenblick hin, das endlich von den vielen nervösen Händen der Schwestern befreit war. "Ja, Archie", flüsterte sie, "Ich heirate dich."

"Ich kann nicht nach Hause gehen!", dachte Cheryl und blieb einfach auf dem Gehweg stehen. Genervt ließ sie ihren Blick über die Straßen schweifen, fand dadurch aber auch keine hilfreichen Ideen. Valerie kam ihr entgegen, doch sie hatte einen strammen verärgerten Gang und ein weniger einladendes Gesicht. "Was ist los?", wollte das ITgirl wissen und bremste die wilde Pussycat aus. Pampig blieb sie stehen und durchbohrte Cheryl mit ihren Blicken. "Das geht nur die Pussycats etwas an!", stellte sie klar und wollte weitergehen, doch kam nicht weit. "Tut mir leid wegen Josie", murmelte das rothaarige Mädchen und schaute bedrückt zu Boden, "Ich vermisse sie." Valerie drehte sich blitzschnell um und ging bedrohlich auf sie zu, die Augen voller Zorn. "Du hast sie verraten, Serpentanhänger!", fauchte sie und lief davon.

"Ich bitte dich zu gehen", knurrte FP seine Frau an, anders gesagt, meine Mutter. Neben ihr saß Jellybean, bildhübsch mit ihren langen schwarzen Haaren und den leichten Sommersprossen. Natürlich sehnte sich mein Vater nach seiner Familie, doch inzwischen ist viel Zeit vergangen und Menschen ändern sich, nicht nur er, auch sie. Meine Mutter blieb gelassen. "Ich will meinen Sohn sehen", konterte sie und schaute ihn geradewegs an. "Du hast uns verlassen, Beatrice! Vergiss das nicht!", fuhr er sie an und haute auf den Tisch. Jellybean sah ihn eiskalt an. "Säufer", sagte sie verachtend und spuckte auf den Boden. Bevor FP etwas dagegen sagen konnte, verzog sich die Göre nach draußen. Er seufzte. "Was wollt ihr wirklich hier?", wollte er wissen. "Du hast gesagt, dass ihr zu uns fahrt, seid ihr aber nie", erwiderte Beatrice. FP schüttelte müde den Kopf. "Wie gesagt, es gab eine Serpentangelegenheit", erklärte er. Doch sie schien sich nicht dafür zu interessieren. Sie stand einfach auf und verließ den Trailer, als wäre er Luft.

"Dad?", fragte Archie verwundert, als er seinen Vater in den Raum von Veronica hereinspazieren sah. Seine Augen waren rot und sein Bart nass. "Was ist passiert?", wollte Archie erfahren, während sein Vater sich neben Archie stellte, gestützt auf den Nachttisch. "Deine Mutter, Veronica", schluchzte er und auch Veronica war den Tränen nahe. "Sprechen Sie es nicht aus", jaulte sie leise und verzog die Miene. Archie stand daneben, wusste nicht, was hier gerade geschehen ist. "Ihr wisst bescheid?", erkundigte sich Fred immer noch schluchzend. Sein Sohn nickte leicht, wusste nicht, ob das etwas ändern würde. "Warum sagst du mir das nicht, mein Junge?", warf er ihm vor und konnte ihn gar nicht mehr richtig ansehen. Veronica lag weinend im Bett und vergrub ihr halbes Gesicht unter der Bettdecke. "Ich wusste nicht, dass es dich so sehr interessiert", verteidigte er sich, doch er spürte, wie das letzte bisschen Freundschaft zwischen ihm und seinen Dad zerriss. Er hatte viele Fehler gemacht, sollte das der entscheidende sein? "Ich liebe sie und das weißt du auch", fuhr er ihn beleidigt an, wischte sich mit der bloßen Hand über die feuchten Wangen und zog kräftig seine Nase hoch. "Dad, ich musste für meine Verlobte da sein!", entgegnete er, doch er hörte die Worte seines Sohnes kaum und verschwand rasch aus dem Zimmer.

Southsider VS Northside - Riverdale, die Stadt des KriegesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt