Kapitel 18

23 2 0
                                    

Wenn man merkt, dass man in der Falle sitzt, wird man schnell nervös. Bedeutete das das Ende von Riverdale? Werden wir alle sterben? Eigentlich wussten wir es schon, wir wussten, dass keiner von uns lebend herauskommen würde. Wir fragten uns nur noch wie lange wir überleben würden. Auch ich hatte Angst. Angst war etwas ganz natürliches, es machte uns wachsam, warnte uns und gab dem Überlebensinstinkt einen Sinn.

"Die Southside tut uns das an!", schrie eine schwarzhaarige Frau aus der hinteren Ecke des Saals. Sofort sprangen um die zehn Personen auf und fuhren sie wütend an. "Die Southside hat nichts damit zu tun!", brüllte Sweet Pea und baute sich angriffsbereit auf. Auch Fangs, Toni, mein Vater, ich und fünf weitere Serpents standen. Neben meinem Vater saßen meine Mutter und Jellybean und beachteten uns nicht. "Beruhigt euch!", befahl die laute Stimme von Archies Dad. Doch niemand hörte auf ihn, wir diskutierten heftig weiter. Erst als sein Geschrei uns alle zusammenzucken ließ, achteten wir auf den Bürgermeister. "Hermiones Tod hat ihn verändert", flüsterte Betty neben mir. Sie saß neben mir, schaute nach vorne, sprach aber zu mir. "Was meinst du?", flüsterte ich, versuchte irgendetwas anderes an ihm zu bemerken, aber außer seinem ungeflegtem Bart, seinen längeren strähig fettigen Haaren und den schmutzigen Klamotten fiel mir nichts auf, dass er sich verändert haben könnte. "Er trauert, da hat man wichtigeres als Pflege im Sinn", fügte ich hinzu. Betty schaute ihn weiter an. "Ich meine nicht sein Aussehen", entgegnete sie, doch ich war nur halb bei ihr. Die Serpents stritten sich mit den Northsider, schon wieder oder eher gesagt, immer noch. Gerade schritt Sweet Pea bedrohlich zu einem trotzigen alten Mann heran. "Achja?", zischte der Serpent, laut genug, dass man es durch den ganzen Raum hören konnte. "Jug!", ermahnte mich Betty. Sofort wechselte mein Blick von Sweet Pea zu ihr. "Sorry, was?", erkundigte ich mich und sah sie deutlich die Augen verdrehen. "Er ist aggressiver geworden", merkte sie an, "Als wäre ihm alles egal." Ich hatte keine Zeit über ihre Worte nachzudenken, geschweige denn sie wirklich mitzubekommen, denn meine Aufmerksamkeit galt Sweet Pea und dem Mann. "Wenn nennen sie hier eine Schlangenschlampe?", knurrte er und kam näher zu ihm heran. "Keinen Schritt näher, Serpent!", drohte der Mann und hielt ihm blitzschnell eine Knarre vor das Gesicht. Etwas überrascht zuckte Sweet Pea zurück, beugte sich aber dann wieder knurrend nach vorne, während die Menschen sich erschrocken in ihre Sitze pressten und kreischten. "Dabei gelten wir Serpents als gewalttätig", verhöhnte er ihn, "Und trotzdem wagt ihr unschuldigen Northsider es, dauernd uns Serpents abzuknallen." Jeder wusste, was er meinte und vor allem wen. Fangs nickte zustimmend und jaulte. "Die Northsider sind hier doch die Bösen." Die Serpents brüllten, während die Northsider in wütendes Getuschel fiel. "Wie könnt ihr es wagen?", fuhr es aus Mrs. Klump, die sofort von ihrem Ehemann heruntergezogen wurde. Er sah beschämt zu Boden und zog und zupfte, doch sie blieb wo sie stand. Sweet Pea wurde auf auf sie aufmerksam, schaute ihr wütend entgegen. "Schlampe!", entfuhr es ihm, für alle Beteiligten laut hörbar. Er ging auf sie zu. Man sah ihm an, dass er bereit war, gewalttätig zu werden. Die Menschen duckte sich, wagten nicht sich zu bewegen und auch ich war überfordert mit der Situation. Plötzlich knallte ein Schuss. Alle kreischten und gingen ängstlich zu Boden, doch es folgte kein Weiterer. Es hat etwas Zeit gedauert, bis sich die Menschen wieder aus ihren Verstecken trauten. Alles schien ruhig, die Kugel hatte wohl niemanden getroffen. Das Licht schien weiterhin auf uns herab, der Sheriff kam mit seinen Deputys angerannt, schauten sich um und schlugen dem alten Mann die Knarre aus der Hand, die er nach vorne gerichtet hielt, bevor sie ihn mit Handschellen ausstatteten und schon den Raum verlassen wollten. Dann schrie eine weibliche Stimme, Mrs. Klump, und zeigte auf Sweet Pea, der immer noch kurz vor ihr stand. Von hier sah ich nur seinen Hinterkopf, alles schien normal. Die Menschen versammelten sich um ihm und als ich mich nach vorne drängte, gleichzeitig mit den Cops, sah ich seine Beine. Das eine war blutverschmiert. "Scheiße!", fluchtete ich, rannte zum Serpent, der wie erstarrt auf das Blut starrte. Das Blut klebte an seinen Händen. "Tut doch etwas!", brüllte ich, "Ruft einen Krankenwagen!" Doch keiner machte die Anzeichen etwas zu tun. Alles um mich herum geschah wie in Zeitlupe. Sweet Pea fiel bei der Schubsenden Menschenmenge zu Boden, konnte gerade noch seinen Sturz mit den Händen abfangen. Ich schrie, sie sollen etwas tun, doch sie drängten sich nur um ihn. Mit den Händen versuchte ich die Wunde abzupressen. Die Meute tobte.
Ein zweiter Schuss fiel in dieser Nacht. Alle erschraken, wichen zurück, krochen erneut auf dem Boden. Doch diesmal war gar nichts passiert, außer ein Loch in der Decke. "Geht weg von dem Jungen!", befahl Sheriff Keller und Drang nach vorne und half Sweet Pea auf, der immer noch meine Hände auf dem Oberschenkel hatte. "Geht's dir gut?", fragte er besorgt. Mir fehlte die Geduld. "Na klar geht's ihm gut. Kann jetzt jemand einen Krankenwagen rufen?", fauchte ich. "Das Netz ist tot", meinte der Sheriff und brachte uns beide in einen Nebenraum des Rathauses, wo es ruhiger war, weil kein einziger Mensch den Raum betreten durfte. Doch, eine Frau kam noch herein. "Wo ist er?", fragte sie rasch und der Sheriff deutete auf den Jungen, der auf meiner Schulter gestützt war. Fast sein ganzes Gewicht lastete auf mir, kein gutes Zeichen. Die Frau nahm den Notfallkoffer, der auf einem der Tische lag und legte den Serpent auf den Boden. Sie zog sich Handschuhe über die Finger und desinfizierte die Wunde. "Tut mir leid", flüsterte sie, "Das wird jetzt weh tun." Dem Kasten entnahm sie eine feine Zange mit der sie in die Wunde fuhr. "Zum Glück sind sie hier, Frau Doktor", seufzte der Sheriff und verließ nach einem Murmeln der Ärztin den Raum. "Er schafft das doch oder?", wollte ich ungeduldig wissen, doch darauf bekam ich keine Antwort. Mit ihrer Zange wühlte sie in seinem Fleisch und mir wurde vom Anblick schlecht. Er stöhnte, sein Atem ging schneller. Vor lauter Zweifel drückte ich mit meinen blutigen Händen, die Seinen. "Du schaffst das man", motivierte ich ihn Ernst. Er musste Grinsen. "Werd jetzt bloß nicht schwul", stöhnte er und verzog das Gesicht erneut. Dann machte die Ärztin eine ruckartige Bewegung und die Kugel war draußen. Der Serpent sog radikal die Luft ein. Erneut wusch dir Ärztin die Wunde aus und verband ihn mit einem Pressverband.

Southsider VS Northside - Riverdale, die Stadt des KriegesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt