Kapitel 24

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Es brach die Nacht herein, als ich immer noch auf dem Boden saß und heulte wie ein kleines Kind. Inzwischen waren die Ärmel meiner Serpentjacke rutschig vom Wasser und mein Po wund vom Sitzen. Warum taten sie mir sowas an? Und jetzt verstand ich wie Betty sich gefühlt haben musste, als sie mit mir Schluss gemacht hat. Nur hatte ich dafür jemanden töten müssen, was mich den Rest meines Lebens verfolgen würde. Nie wieder würde ich glücklich sein, denn wenn meine Lippen auch nur den verzweifelten Versuch wagen würden nach oben zu gehen, würde ich mich an die Bilder des Blutstroms aus Chics Hals erinnern. Mein Leben war vorbei, auf die eine oder andere Weise. Heute hatte ich mir jegliche Chancen auf ein normales Leben verbaut, denn was ich ab jetzt leben müsste, wäre kein Leben. "Es ist vorbei", seufzte ich und nahm das Messer, das auf dem Boden lag wieder in meine Hand. Das Blut von Chic hing daran, genau wie jenes von Charles, Bettys Bruder. Ich sah es an und empfand nichts als Abscheu gegen mich selbst, gegen Chic und gegen die Person, die mir das angetan hat. Die Dunkelheit brach herein und ich hielt das Messer vor mich auf meine Brust gerichtet. Angst brauchte ich nicht mehr, sie war längst verlogen, wie ein Schwarm Fliegen. Inzwischen hatte mich Verzweiflung ausgefüllt und Besitz über mich genommen. Meine Hände zitterten, also zitterte auch das Messer, als ich es langsam auf meine Brust zukommen ließ.

Sweet Pea sackte zu Boden, es war wie in Zeitlupe für Fangs. In ihn bohrte sich die Angst und die Verzweiflung. Wild versuchte er loszukommen und seinen Freund zu helfen und endlich schaffte er es gegen den Goulie anzukommen, der ihn festhielt. Er stand auf, stieß den Mann mit dem Messer um und rannte auf Sweet Pea zu. Die Goulies, die vor seinen Freund standen, schubste er weg und schmiss sich neben ihn auf den Boden. "Bitte, zu mir das nicht an", flüsterte er zittrig und berührte mit seiner Hand die Schulter des Serpents. Er hatte die Augen halb geschlossen, atmete nur noch kurz und schlaff. Das Messer steckte in seinem Bauch, um das Metall herum floss Blut. "Scheiß Kerle!", fauchte Fangs. Er spürte sein Herz rasen und sich innerlich zerbrechen. "Ich liebe dich", schluchzte er und tatsächlich schien Sweet Pea es zu hören. Einen kurzen Augenblick öffneten sich seine Augen weiter und er beugte sie zu Fangs. Ihre Lippen berührten sich, dann fiel der verletzte Serpent zurück. "Lauf Fangs", waren seine letzten Worte. Aber er konnte nicht. Er liebte ihn zu sehr, als dass er ihn einfach liegen lassen könnte. Doch er wusste auch, dass er jetzt gehen musste, für Sweet Pea gab es keine Zukunft, für ihn schon. Schweren Herzens ließ er den, den er über alles liebte zurück und flüchtete vor den Goulies.

Vor dem Gebäude warteten die Serpents, starrten auf den Ausgang des Whyte Wurm und als sie Fangs sahen, atmeten sie erleichtert ein. "Wo ist Sweet Pea?", fragte schließlich der Erste. Bei diesen Worten brach Fangs in Tränen aus und ging schluchzend an der Menge vorbei. Sie folgten ihm, hakten unsensibler Weise nach und mussten sich mit der Antwort "tot" zufrieden stellen. Auf halben Weg brach er schließlich auf zusammen, aus Trauer oder wegen den Wunden, die unaufhörlich bluteten, wusste er selbst nicht Mal. Er schloss die Augen und versuchte sich auf seinen besten Freund zu konzentrieren, auch wenn das nur noch schmerzhafter war. Als jemand ihm versuchte hochzuhelfen, öffnete er wieder seine Augen. "Tut das nicht", schluchzte er, "Ich kann nicht leben." Ein Serpent mit verwuschelten braunen langen Haaren zog ihn weiter hoch. "Wenn du nicht leben wollen würdest, würdest du noch da drin hocken", gab er zurück, "Was ist da eigentlich passiert?" Er deutete mit seinem Kopf auf die Wunden auf Fangs Brust, die sich bis zum Bauch zogen. Seine Stimme zitterte, als er erzählte, was passiert war und natürlich ließ er den Teil mit dem Kuss aus. Es ging sie nichts an. Wütendes Gegrunze kam von der Menge. "Wir sollten zurück und sie alle machen!", schrie jemand, worauf zustimmendes Gejaule folgte. "Die sind doch längst weg", seufzte Fangs.
Still schweigend trabte die Masse an Serpents durch die Straßen, begegneten keiner Menschenseele und kamen schließlich vor FPs Trailer an. Einer der Älteren klopfte. FP lugte aus der Tür heraus. "Was ist los?", fragte er überrascht, "Wo ist Jughead? Er ist euer Anführer, nicht ich." Die Serpents protestierten. "Er ist nicht einmal da, wenn man ihn braucht!", rief jemand. Der Blick von Jugheads Vater wanderte über die Serpents, bis zum verwundeten Fangs. An ihn richtete sich wohl seine nächste Frage: "Was ist passiert?" Er sah zu Boden, er konnte einfach keinen anderen Serpent ins Gesicht sehen. "Sweet Pea ist tot", wiederholte er noch einmal.

Southsider VS Northside - Riverdale, die Stadt des KriegesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt