Kapital 27

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Irgendwann musste ich wohl Ohnmächtig geworden sein, denn an den Weg, den ich auf den Bauch liegend geschleift worden bin, erinnerte ich mich nicht. Ich wachte einfach so in einem dunklen Ort auf. Zuerst drang der muffige Kellergeruch in die Nase, gemischt mit dem Hauch von ekeligen Schimmel. Ihr spürte auch die Nässe der Luft in diesem Raum auf meiner Haut und hörte das Plätschern von Wassertropfen auf den Boden.
Meine Hände waren nach hinten hinter einer Stuhllehne zusammengebunden, auf dessen Stuhl ich auch saß. Das Holz machte den Stuhl nicht gerade bequem, aber ein gekidnappter Junge würde wohl kaum in einem Sessel auf weicher Seide sitzen. Unwohl regte ich mich, bewegte meinen Po hin und her, um wenigstens ein wenig das taube Gefühl loszuwerden. Ein darauffolgendes Quietschen deutete darauf hin, dass die Schrauben des Stuhl wohl alt und rostig waren. Hier, wo ich nichts sehen konnte, bereitete mir das kleinste Geräusch höllische Angst und so ließ ich mich zurück in die Ausgangsposition sinken und rührte mich nicht.
Ich hörte ein schnelles erregtes Bum Bum, die ganze Zeit über, mein Herz hatte wohl auch nicht gerade Mut.
Es überraschte mich, als plötzlich das Licht anging und die zugekommene Helligkeit meine Augen brennen ließ. Zwar wich ich zurück, wäre ich aber nicht gefesselt, würde ich mir die Hände vor die Augen halten. Geblendet sah ich auch nicht, wer nun den Raum betrat und vor Angst hätte ich auch fast die Schritte überhört. Kurz und knackig Wärme die Schritte und definitiv von hochhackigen Schuhen ausgeführt. Langsam gewöhnte ich mich an das grelle Licht, doch bevor ich mich im Raum umsehen konnte, stellte sich eine Frau in meinen Blickwinkel. Auch wenn ich nur ihre Taille und den Bauch umwickelt von einem schwarzem Gewandt ansah, wusste ich, dass es sich bei der Person um eine Weibliche handelt. Für einen Mann wäre die Taille zu breit, zu weiblich und der Po zu sehr betont, geschweige denn, dass sie Schuhe mit hohem Absatz trug. Widerwillig sah ich hoch, zum einen voller Angst, zum anderen war ich einfach neugierig. Das Entsetzen stand mir dann buchstäblich ins Gesicht geschrieben. Vor mir stand eine Frau mit schwarzen Haaren, pechschwarz, wie das Gefieder eines Rabens, und dicken rot leuchtenden Lippen, dazu Maskara und eine Menge Puder. "Mom?", fragte ich benommen. Auch wenn mein Kopf noch immer dröhnte, konnte man sie gar nicht verwechseln. Und mit einem Schlag wurde mir bewusst, dass meine Mutter Blackhood war.

Betty stand dort immer noch, wo Blackhood ihr Jugheads Handy aus der Hand gerissen hatte. Voller Angst und lautem Schnaufen starrte sie in die Richtung, in der Blackhood verschwunden ist. Noch immer konnte sie die Szene, die sich gerade vor ihren Augen abgespielt hat, nicht fassen.
Inzwischen war einige Zeit vergangen, aber sie regte sich nicht. Sie wusste einfach nicht, wohin sie gehen sollte. Aber noch länger auf die Leiche zu starten, machte sie auch nicht glücklich, darum hatte sie sich von ihr weggesteckt, auch wenn ihr der Geruch der Verwesung noch immer in der Nase hing. Gegen die Dunkelheit schaltete sie ihre Handy Taschenlampe an, denn sie wusste, dass ein überraschender Hinterhalt gefährlich war. Auch das stille Lauschen fiel bei ihr nicht auf. Es beunruhigte sie, als sie vor sich knackende Äste und raschelnde Blätter hörte. Doch es war zu undeutlich, um herauszufinden, von wo genau das Geräusch kam und wo es hin wollte. Betty war bereit zu fliehen. Ihre angespannten Beine zitterten, während ihr Herz raste. Gleich würde es los gehen, das erkannte sie am näher herankommenden Geraschel. Dann sprintete sie los, düste weg von dem durch den Wald rennenden Menschen und schaltete vorsichtshalber das Licht aus, auch wenn die Folgen mehrere Zwischenfälle wie ein Schlag gegen den Baum und ein Purzeln auf den Boden bedeutete. Plötzlich krachte etwas in sie hinein. Vor Schreck schrie das blonde Mädchen, versuchte ihre Angst unter Kontrolle zu halten, doch sie wuchs und wuchs. Nervös fuchtelte Betty am Handy herum, schaffte es schlussendlich doch, die Taschenlampe einzuschalten.
"Veronica?", rief sie erstaunt und begann gerade sich zu beruhigen, da presste ihr die schwarzhaarige Schönheit die Hand auf die Lippen. Zuerst verstand das Cooper Mädchen nicht warum ihre beste Freundin das tat, doch schnell hörte auch sie die Schritte, die auf sie zu kamen. "Mach das Licht aus!", zischte Archies Verlobte leise und nickend befolgte Betty ihrem Befehl, sodass die beiden Mädchen am Ende im Dunkeln auf den picksigen Waldboden saßen.
Die Geräusche wollten nicht aufhören, sie kamen immer näher. "Was jetzt?", fragte eine der Beiden nervös. Dann sahen sie ein grelles Licht in ihre Richtung scheinen. Wegen den brennenden Augen hielten sich Veronica und Betty mit halb geschlossenen Augen die Hände vor ihr Gesicht. Noch immer saßen sie auf dem Boden, wagten sich nicht zu rühren. Durch das grelle Licht konnten sie zuerst nicht erkennen, wer sie da beleuchtete, auch wenn sie von Blackhood ausgegangen waren. Als ihre Augen sich an das Licht gewöhnt haben und der Lichtstrahl etwas gesenkt wurde, erkannten die Freundinnen, dass es sich bei dieser Person nicht um Blackhood, sondern Archie handelte. Es war als würde ihnen ein Stein vom Herzen plumpsen. Die Körper entspannten sich, ihr Herzschlag ging ruhiger und auch ihr Atem passte sich wieder den normalen Werten an. "Archie, du bist...." Bettys erleichterte Rede wurde dramatisch gekürzt, als plötzlich in Archies Bauch ein Messer gespießt wurde.

Vor ihnen lag der regungslose Sweet Pea, der aussah, als würde er schlafen, nur etwas blutiger. Wie Tiere betrachteten die Ghoulis den Serpent, wechselten ihre Kopfrichtung und schauten ihn als, wäre er ihr Stück Beute. Doch bevor sie über ihn herfallen konnten, schob sich der gerade wieder erwachte Hiram Logde zwischen ihnen. Wütendes Gezische und Geknurre kam von den Serpent Feinden. "Holt Dr. Field", befahl der düstere Mann, der durch seine blutige Nase und den blauen Flecken etwas weniger imposant wirkte. Trotzdem befolgten die Ghoulis seinen Befehl, widerwillig wie Unterworfene, und kamen mit einem blonden Mann mit grauer Brille und runden Gläsern zurück. Der Mann beugte sich über Sweet Pea und runzelte die Stirn, sodass einzige Falten auf seinem ganzen Gesicht entstanden. Sein weißer Kittel, der inzwischen von Blut verschmiert war, peitschte dem bewusstlosen Serpent gegen die Wangen. "Er lebt noch."

Southsider VS Northside - Riverdale, die Stadt des KriegesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt