Kapitel 31

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Noch immer saß ich im Keller an einen Stuhl gefesselt, während die Frau, von der ich glaubte, dass sie meine Mutter wäre, durchdrehte. Hektisch kreiste sie umher, hielt sich beide Hände an den Kopf, als würde er drohen zu explodieren. "Nein, nein", zischte sie zu sich selbst, immer und immer wieder. Ich traute mich kaum zu atmen, geschweige denn zu reden. Diese Szene verstörte mich so abgrundtief.
Jeder Erinnerung mit ihr tat weh, jedes Lächeln von ihr wurde zu einem dämonischen Grinsen. In was war ich da nur hineingeraten? Was hatte ich verbrochen, um das zu verdienen?
Und auch wenn sie wie eine Irre hier herumrannte und sie mich gezwungen hat Chic zu töten, liebte ich sie dennoch. Was war ich nur für ein Muttersöhnchen? Endlich hielt sie an, sodass ich ihre roten Augen und verschnodderte Nase sehen konnte.
"Warum habe ich das getan?", jaulte sie. "Was getan?", warf ich ein. Ihre Schneidezähne bissen sich auf ihre Unterlippe und ihre Hände waren zu Fäusten geballt. Ich erahnte übles und wollte schon überlegen, ob ich das Darauffolgende überhaupt wissen wollte, da wiederholte sie nochmal das, was sie vor fünf Minuten schon zu mir gesagt hatte: "Ich habe dich Chic töten lassen." Ihre Stimme klang entsetzt und zittrig und auch ihre Hände, die sie vor den Mund gelegt hatten, zitterten. Noch nie hatte ich sie mit so großen Augen gesehen, die wie ein Wasserfall liefen. "Chic hatte es verdient", versuchte ich sie zu beruhigen, auch wenn ich selbst wusste, dass das nicht stimmte. Mich selbst hatte meine eigene Tat so sehr entsetzt, dass ich sterben wollte. An meinen Händen klebte das Blut von Chic, nicht an ihren. Es war meine Entscheidung getan, es zu tun und ich bereue sie mit jedem Atemzug.
"Nein. Nein", keuchte sie und ich bekam schon Angst, dass sie einen Asma Anfall bekommen würde. "Ich habe das aus puren Egoismus getan", murmelte sie panisch und fing an ihre Fingernägel zu knabbern. Alles in mir spannte sich an, meine Hände zerrten an den Fesseln, doch bekamen sich nicht frei. "Mum", murmelte ich, auch wenn ich wusste, dass sie das am Wenigsten hören wollte, "Ich habe ihn getötet. Nicht du." Das über meine Lippen zu bringen, kostete Überwindung und Selbsthass, dennoch tat ich es. "Ich habe dich erpresst. Ich habe den Sohn des Mannes erpresst, den ich liebe", flüsterte sie und ich weiß nicht warum, aber diese Worte wärmten mein Herz und es fühlte sich so an, als würde alles wieder gut werden.
"Chic konnte nichts dafür. Ich habe bloß nicht ertragen, dass ich ihn mit einem anderen Mann als FP gezeugt habe", seufzte sie. Zuerst verstand ich nicht, was sie damit sagen wollte, doch dann wurde mir klar, dass Chic ihr Sohn war. "Er sieht dir nicht wirklich ähnlich", entgegnete ich. "Er sieht Betty ähnlich, stimmt's?", fragte sie. Ich kniff meine Augen zusammen. "Die Haarfarbe vielleicht", murmelte ich angewidert, verdrängte die Gedanken, in denen ich Betty mit Chic verglich. "Seine Aggressionen, sein Übermut...", fügte sie mit geschlossenen Augen hinzu. Tatsächlich kamen mir die Beiden immer ähnlicher vor. "Du meinst doch nicht...", fragte ich ehrfürchtig, schaffte es aber nicht, den Satz fortzufahren, denn mir lief es eiskalt den Rücken herunter bei diesem Gedanken. Aber sie nickte. "Ja, Jug, Hal ist sein Vater."

"Pah!", schnaubte Sweet Pea und stellte sich trotz schmerzender Verletzung auf. "Sie denken ernsthaft, dass ich bei ihrer kranken Scheiße mitmache?", knurrte er und hielt sich gerade noch zurück, ihn zu schlagen. Diesen Kampf würde er verlieren, das musste er verletzten Stolzes zugeben. Das Lächeln auf Hirams Lippen verschwand. "Ich hatte es gehofft", gab er zischend zu und sah mit seinen zu Schlitzen geengten Augen wie eine Schlange auf der Jagd an. Ironie, wenn man bedenkt, dass die Schlange das Zeichen der Serpents war, das er auf seinem Hals trug. "Ich helfe ihnen bestimmt nicht", bekräftigte der Junge wütend und trat mit dem Fuß aus, aber so, dass er den Kerl nicht traf.
"Warum nicht?", hakte Veronicas Vater nach. Diese Verdührungsversuche gingen dem Serpent mächtig auf den Geist. "Warum sollte ich?", entgegnete er. Kurz herrschte Stille, als müsste der geheimnisvolle Mann überlegen. In der Zeit machte sich Sweet Pea auf alles bereit, stellte sich mögliche Versuchungen und Listen vor und er war sich sicher, dass er ihm niemals vertrauen würde.
"Du könntest der Serpentkönig werden", bot Hiram an. "Das hatten wir bereits." Er verschränkte die Arme vor der Brust, machte ein Gesicht, das so viel bedeutete wie: "Machen Sie einen besseren Vorschlag." Aber das tat er nicht. "Wenn du dich verkleidest, wird dich keiner erkennen. Du könntest Jughead töten. Du magst ihn doch sowieso nicht." Verlockend, das musste er zugeben, aber er lehnte höflich ab. "Er hat Fangs geholfen. Ich bin ihm etwas schuldig."
"Wie rührend. Aber du bist nicht Fangs. Fangs ist der Kerl, der dich hat hängen lassen", meinte Hiram abwinkend. Ihm ballten sich die Fäuste. "Reden Sie mir ja nicht ein, dass Fangs ein schlechter Mensch ist!", fauchte er wütend, "Sie sind nämlich einer." Diese Worte lösten irgendetwas bei ihm aus. Auf jeden Fall sah es aus, als würden seine Augen glühen und er sich gleich auf ihn stürzen wollen. Sweet Pea wich zurück. Hiram baute sich auf, wie ein Schmetterling, der gerade aus einem Kokon kam, nur wütender und gefährlicher. Seine Augenbrauen zogen sich so krass zusammen, dass sie fast zu einer einzelnen Monobraue verschmolzen, während auf seiner Stirn viele aneinanderreihende Falten auftauchten. Er sah aus wie ein wildes Tier, eine ungezähmte Bestie, die bis jetzt noch an einer unsichtbaren Leine hing, aber die Leine kurz davor war, unter der Stärke des Tieres nachzugeben.
"Traust du dich die Worte zu wiederholen?", knurrte er, so laut und deutlich, dass dem Serpent das Blut gefror. Diese Gang war für ihre Boshaftigkeit, Grausamkeit oder was auch immer bekannt, dabei hätten sie einfach nur den vornehmen Herr Logde ansehen müssen und dann hätten sie ihr Monster gehabt. Natürlich war Sweet Pea jetzt nicht mehr danach seine gesagten Worte zu wiederholen, weil es ihn noch wütender machen würde, wovor er tierische Angst hatte. Aber wenn er es jetzt nicht sagte, würde es ihm nie einer sagen. Zudem hatte er Ehre zu verlieren. Also nahm er all seinen Mut zusammen und ging einen Schritt nach vorne. Hiram schaute noch böser, wenn das überhaupt ging und hatte einen mahnenden Blick. Er hoffte noch immer, dass Sweet Pea nicht die Dreistigkeit besaß, ihm die Meinung zu galgen. Doch dann kannte er seinen Gefangenen wohl nicht gut, denn Sweet Pea riss seinen Mund auf. "Sie sind ein schlechter Mensch." Er versuchte seine Stimme genauso selbstsicher wie die von Hiram klingen zu lassen. Schwäche würde ihm jetzt das Leben kosten.
Man konnte die Spannung in der Luft Knistern hören, man konnte ihre Elektrizität spüren. Noch schien alles still zu stehen, aber das würde sich bald ändern, sobald das Tier vollkommen erwachte. Noch hielt Mr. Logde die Augen zu, zu konzentriert auf das Feuer in ihm.
Dann öffneten sie sich.

Southsider VS Northside - Riverdale, die Stadt des KriegesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt