Kapitel 29

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Ein verunsichertes Lachen kam mir über die Lippen, heiser vor Durst und panisch vor Angst. "Du willst mich auf den Arm nehmen", keuchte ich, in der Hoffnung, dass auch sie lachte und sagen würde, dass sie mich hinters Licht geführt hat. Doch ihr Gesicht verzog nicht ihre ernste wütende Miene und sie tat mir auch nicht den Gefallen, das Ganze als Spaß abzustempeln.
"Das kann nicht sein. Ich habe das Foto von Charles gesehen. Ich sehe nicht Mal ein wenig so aus wie er", warf ich ein und fühlte mich schon tausend Mal besser. Diese Erkenntnis ließ ein Stein von meinem Herzen fallen.
Doch das Lächeln auf seinen Lippen beunruhigte mich, diese Verhöhnung, diese pure Vernichtung.
"Ein Foto auszutauschen ist nicht wirklich schwer", sagte sie möglichst unschuldig, doch mir war klar, was sie gemacht hätte, wenn sie die Wahrheit sprechen würde. Aber das tat sie nicht.
"Ich finde es scheiße, dass du mich nicht als deinen Sohn anerkennst, aber dass du sagst, dass jemand anderes meine Mutter ist, ist Bullshit!", brüllte ich sie an. Am Liebsten hätte ich ihr noch mit meinen Fäusten Schläge verpasst, jedoch wurden sie von einem kratzigen Seil festgehalten.
"Es ist alles wahr", gab sie lächelnd zurück, aber in ihrem Blick lag auch Trauer und Verletzung. Sie war immer noch meine Mutter und sie war noch menschlich.
"Mum", murmelte ich, "Du musst mir gar nichts sagen." Natürlich hoffte ich dann auch kein Wort mehr zu hören, hoffte lediglich ein paar Seufzer und Schluchzer zu hören, was auch passierte, doch zu meinem Unglück riss sie auch ihren Mund auf.
Ihr rollten die Tränen die Wangen runter. "Dein Vater und Alice hatten etwas miteinander und daraus kamst du", schluchzte sie und ich sah, dass sie am ganzen Körper zitterte. In mir regte sich der Drang sie in die Arme zu nehmen, als wäre sie meine Tochter und ich die Mutter.
"Ein Kondomfail also?", murmelte ich entsetzt. Dieser Gedanke machte mich krank, verletzte mich, als hätte mir jemand ein Herz durch die Brust gestoßen und gesagt, dass ich gar nicht hätte geboren werden dürfen.
"Ja", gab sie zu, "Sie konnten mit dir nichts anfangen und gaben dich zu den Schwestern." Inzwischen glaubte ich ihr, so wie sie vor mir stand, verheult und verzweifelt, doch in mir drinnen hoffte ich mir, dass sie sich irrte.
"Wie soll ich dann wieder zu Dad zurückgekehrt sein?", wollte ich zweifelnd wissen und hoffte wie bei jeder Frage, dass sie der Knackpunkt war, wo sie zugab, dass sie mich belogen. "Er hatte dich vermisst, also hat er dich dort abgeholt, deinen Namen geändert und mich als Mutter bekannt gegeben", erklärte sie, als könnte sie es immer noch nicht wahr haben. Sie zog ihre Nase hoch.
"Das lässt du einfach zu?", schnaubte ich ungläubig. Ich konnte gar nicht sagen auf wen ich wütender war, Alice oder FP. Aber eins war für mich klar, denn Alice würde nie meine Mutter sein. "Er kam zu mir, hielt dich in den Armen und sagte, dass du von einem Verwandten bist. Als ich zweifelte, sagte er, dass er dich liebt", weinte sie und ließ kurz eine Pause, als müsse sie überlegen, ob sie das Nächste wirklich sagen wollte, "Und dann hatte ich mich auch in dich verliebt."
Ihre Worte erwärmten mich, erinnerten mich, wer wirklich meine Mutter war. Auch wenn sie mich nicht als ihren Sohn ansah, bedeutete sie mir viel. "Ich liebe dich auch, Mum", flüsterte ich, spürte wieder Wärme in meinem Herzen.
Aber das bestürtzte Gesicht meiner Mutter machte mir Angst. Sie hatte keine Liebe in den Augen, wie ich sie bei Betty sah, wenn ich ihr in die Augen schaute. "Ich kann dich nicht mehr lieben", gab sie seufzend zu und in ihren Augen erschien Kälte.

Als Sweet Pea aufwachte, lag er auf einem Bett, das man aus dem Krankenhaus kannte. Sofort spürte er den Schmerz im Bauch und in seinem Bein. Sein Mund war so trocken, dass die Wüste dagegen nass wirkte. Stöhnend versuchte er sich aufzusetzen, wurde aber von seinen Verletzungen zurückgehalten. Er kniff seine Augen zusammen und zog die Lippen nach unten. Laut atmend ließ er sich zurück in sein Kissen fallen. Doch lange hielt die Ruhe nicht an, denn hinter ihm ertönten spießige Stimme. Alles in seinem Körper spannte sich an, jeder Muskel wollte sich umdrehen und den kommenden Personen seine Faust in die Fresse schlagen. Aber er musste warten, geduldig sein und immer noch brav liegen bleiben, als er vor sich Hiram Logde sah mit strahlendem Gesicht. In seinem Kopf schwirrten tausende Beleidigungen herum, die er für sich behalten musste, wenn er nicht gerade von ihm getötet werden möchte. Wegen seiner Verfassung war er ihm ausgesetzt, konnte sich nicht wehren. Das Grinsen von Hiram verschwand nicht. Es bestand aus Hochmut und Gehässigkeit, was so viel bedeutete wie: "Ich kann tun und lassen, was ich will."
Aber es war dem Serpent nicht wichtig, was mit ihm passierte. Wahrscheinlich wäre es sogar besser gewesen, wenn er dort gestorben wäre.
"Wo ist Fangs?", krächzte er. Der Typ schlenderte um ihn herum und nahm einen Plastikbecher Wasser, der auf einem Nachttisch stand. "Du hast sicher Durst", meinte er und hielt es Sweet Pea an den Mund. Verwirrt starrte er das wellige Wasser an, wusste nicht, ob er trinken oder passen soll. Vielleicht bedeutete dieses Wasser seine Hingabe und die wollte er diesem Arsch niemals geben.
"Trink schon. Das Wasser ist nicht vergiftet und du brauchst es, damit wir uns unterhalten können", sagte Logde fürsorglich, doch er war sich sicher, dass seine Fürsorge nur gespielt war. Trotzdem trank er und es tat ihm gut. Als der Becher leer getrunken war, schmiss der Geschäftsmann das Stück Plastik weg und fragte: "Was wolltest du sagen?"
"Wo ist Fangs?", wiederholte er erfrischt er, lebendiger und wohler. Doch das Lächeln auf den Lippen dieses Tyrannens machte ihm Angst.
"Er hat dich zurückgelassen, alleine, verletzt und hat sich selbst gerettet", höhnte er und tatsächlich taten Sweet Pea diese Worte weh, auch wenn er wusste, dass er es ihm selbst gesagt hatte. "Er ist vor euch geflohen", warf der Serpent wütend ein. Ein Lachen drang aus Hirams Kehle. "Er hat dich uns ausgeliefert", entgegnete er. Seine Fäuste ballten sich vor Wut, auch wenn er nicht wusste, ob sie Fangs oder Hiram galt. Die Entscheidung von seinem Freund war richtig gewesen, aber sie tat auch weh.

Southsider VS Northside - Riverdale, die Stadt des KriegesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt