Kapitel 23

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Den Blick in Bettys Augen werde ich nie vergessen. Ich stand vor ihr mit einem Messer voll Blut in der zitternden Hand und großen Augen. Unter mir lag ein blutender Junge, dessen Kehle aufgeschlitzt wurde. "Was hast du getan?", staunte meine Freundin, ein erschrockenes verabscheuendes Staunen. Unter dem Druck ihres Blickes wich ich zurück, starrte auf meine Hände, auf denen das Blut vom Messer runtergeflossen ist. "Scheiße", fluchte ich, stolperte rücklings in ein Gebüsch und fiel auf den Po. Die trockenen Zweige brachen unter meinem Gewicht und ich landete auf picksendes Geäst. Ein stürmischer Wind fuhr mir durch die Haare, aber auch durch die Äste über mir und rüttelte die Blätter ab, sodass sie auf mir fielen. Ich konnte es nicht ertragen sie anzusehen, die, die ich mehr anbetete, als jeden anderen. Aber gerade sie war es, die mich in diesem Augenblick mit ihren Blicken durchbohrte. Als würden sie fragen, wer ich eigentlich war. Wahrscheinlich dachte sie, dass sie mich nicht richtig kennengelernt zu haben, aber vielleicht hatte ich mich auch nur verändert. Das Geraschel aus ihrer Richtung verriet mir, dass sie Zurückeich, doch was hatte ich anderes erwartet. "Geh nicht", bat ich, auch wenn ich selber keinen Grund nennen konnte, warum sie bleiben sollte. "Du bist ein Monster", flüsterte sie und ging weiter. Jeder ihrer Schritte fühlte sich schmerzvoll an, der darauffolgenden mehr, als der vorige. "Warum hast du das getan?", wollte sie wissen, bevor sie im dichten Wald verschwand. Diese Worte geisterten mir selbst immer und immer wieder durch den Kopf und ich kannte die Antwort. Ich wusste, warum ich das getan habe und ich bereue nur, dass Betty es sehen musste. "Warum, Jughead?", wiederholte sie lauter und angepisster. Ich schluckte. "Er wollte uns offentsich umbringen", verteidigte ich mich und stand auf, um ihr näher zu kommen. "Dieser Mistkerl hat mit diesem Messer deinen Bruder ermordet", fügte ich hinzu. Sie lief rückwärts weg von mir, den Blick auf mich gerichtet, während sie bei jeder meiner Bewegungen zusammenzuckte. Auf meiner Stirn bildeten sich Sorgenfalten, Verzweiflung und Angst machten sich in mir breit. "Ich liebe dich Betty", schluchzte ich, unterdrückte die Tränen, die drohten aus meinen Augen zu kullern. Es fühlte sich schlimmer an als der Tod. Ihr Blick aus Verachtung und Angst war das schlimmste, was ich je gesehen habe. Ich konnte nicht glauben, dass sie Angst vor mir hatte, vor mir, ihrem Verlobten, ihrem Verehrer, ihrem treuen Untergebenen. "Ich kann nicht", keuchte sie, "Ich habe das Gefühl dich nie gekannt zu haben." Nach einer Stille aus Verzweiflung, die sich in uns beiden breit machte, fragte sie noch ein letztes Mal: "Wer bist du, Jughead?" Und wie gerne hätte ich darauf geantwortet, sie beruhigt, noch einmal gesagt, wie sehr ich sie liebe, doch in diesem Moment rannte sie weg. Ihr Blick verließ meinen Körper, sie drehte sich rasch um und sprintete durch den Wald. Und so habe ich sie noch nie rennen sehen, nicht bei den wichtigsten Sportprüfungen, geschweige denn bei Blackhood. Sie hatte Angst, riesige Angst. Ich stand einfach nur mitten im Wald mit einer Leiche und der Tatwaffe in der Hand und schaute ihr hinterher. Dann war ihr schöner Körper zwischen den Bäumen verschwunden und dann hörte ich noch nicht einmal mehr ihre Schritte. Weinend blieb ich zurück, setzte mich auf die Blätter, die wie ein Teppich auf der Erde lagen und vergrub mein Gesicht in meinen Armen. Mein Handy klingelte und ich wusste sofort wer das war. Zitternd holte ich es aus meiner Hosentasche und las die Nachricht von Unbekannt: "Gut gemacht!" Wütend schmiss ich das Handy in den Wald.

"Cha Cha, das ist doch kein Wolf oder?", fragte Cheryl ängstlich und deutete mit dem Zeigefinger auf den Schatten, der vier Beine und Fell hatte. Neben ihr zitterte Toni. "Ich will es nicht ausprobieren", gab sie zur Antwort und rannte mit ihrer Freundin an ihrer Seite weg. Ihre Füße berührten kaum den Boden, sie kamen kaum zu Atem. Hinter ihnen hörten sie das Streifen von Krallen auf Beton und ein tiefes Knurren. Beide stellten sich die gleiche Frage: "Warum sollte ein Wolf das tun?" Aber keiner von beiden konnte im Laufen reden, also behielt jeder ihre Theorien für sich und sorgten dafür erstmal in Sicherheit zu kommen. Bald hörte das Schaben auf und auch die Mädels konnten ihr Tempo nicht mehr halten. Immer langsamer werdend, wurden sie schließlich zum Anhalten gezwungen. Ihre Beine brannten, ebenfalls ihr Lungen. "Was war das?", keuchte Cheryl und wagte kaum zurück zu blicken, aus Angst, der Angreifer könnte noch dort sein. Endlich bekamen beide wieder Luft und sahen sich um. Der Verfolger war tatsächlich weg, zumindestens schien es so. Aber die beiden waren im Gehetze der Jagd an den Stadtrand getrieben, sahen die zugeschüttete Straße und wurden wieder an die verzweifelte Situation erinnert. "Was wenn wir drüber klettern würden?", fragte Toni als erste. Langsam gingen sie auf den Schutt zu. Sah nicht einfach aus darüber in die Freiheit zu gelangen, aber Cheryl würde es versuchen. "Klingt zwar zu einfach, aber ich bin bereit", meinte sie und rannte das letzte Stückchen. Mit ihren Händen streckte sie nach dem ersten herausragenden Gegenstand und zog sich hoch. Neben ihr tat ihre Freundin das Gleiche. Es wackelte und kippte, als die beiden nach und nach nach oben gelangten, doch es hielt, zumindestens fürs erste. Plötzlich gab der Müll unter ihr nach und Cheryl rutschte einige Meter über spitze Gegenstände nach unten. Neben ihr kreischte Toni ihren Namen und kletterte zu ihr, doch sie war ganz auf ihre blutenden Beine und Arme konzentriert, die brannten. "Alles in Ordnung?", fragte Toni über ihr und Cheryl antwortete mit einem heiseren "ja". Auch wenn die Wunden weh taten, mussten sie es schaffen. Motiviert dem Schrecken zu entkommen, kraxelte sie wieder nach oben und war bald auf Augenhöhe mit Toni, die erschreckt anfing zu Keuchen. "Du blutest", stellte sie atemlos fest, doch ihre Freundin zuckte nur mit den Schultern und kletterte weiter. Bald würden sie ihr Ziel erreicht haben, hofften beide, doch so weit kam es nicht. Unter ihnen begann es zu wackeln und scheppernde Geräusche verrieten ihnen, dass dort etwas bewegt wurde. Als die Cheerleader nach unten sahen, erkannten sie eine schwarz eingehüllte Gestalt, die Gerümpel aus dem Schutt entfernte. "Lass das!", fauchte das ITgirl laut, doch er sah nicht nach oben, sondern machte weiter. Und dann krachte der Berg ein und mit ihnen die Serpentmädchen.

"Sweet Pea!", schrie Fangs, in seinen Augen Angst und Verzweiflung, während er selbst von zwei Goulies am Boden festgenagelt wurde und das Messer über den Bauch gefahren bekam.

Southsider VS Northside - Riverdale, die Stadt des KriegesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt