Kapitel 22

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Wir hörten erst auf zu rennen, als die Geräusche vor uns aufhörten und unsere Lungen sich wie Feuerbälle anfühlten. "Wo ist der Mistkerl hin?", knurrte ich und trat gegen eine Birke. Betty neben mir schnaufte und hielt sich die Seiten. "Ich weiß es nicht, Jug", sagte sie. In mir brodelte die Wut, der Selbsthass, weil ich ihn hatte entkommen lassen. Alles hätte vorbei sein können, sie hätten nur ein bisschen schneller sein müssen, doch er war ihnen entwischt. "Verdammt!", brüllte ich. Aus den Augenwinkeln sah ich Betty zurückweichen. Zuerst dachte ich, es wäre wegen mir, doch dann flüsterte sie den Namen des Betrügers, Chic. Schnell drehte ich mich zu ihr, sah den Blonden mit einem Messer auf uns zugehen. Kurz dachte ich, dass er der wäre, dem wir gefolgt sind, doch das konnte nicht sein. Er muss etwas anderes von uns wollen. "Chic?", fragte Betty zitternd, "Was soll das?" Aber der Kerl machte nicht die Anstalt stehen zu bleiben. Wir beide wichen zurück, redeten auf diesen Mistkerl ein, doch in seinen Augen funkelte etwas Böses. "Du hast mich ihm ausgesetzt, Betty. Du bist genau wie er, genau wie dein Vater", zischte er, doch es klang eher euphorisch, als wütend. Für mich war er nichts weiter als ein Psychopath. "Und du? Was bist du, du Killer?", entgegnete ich. Aus seinem Mund kamen schreckliche Laute, die zwar an ein Lachen erinnerten, aber viel boshafter und schrecklicher klangen. Jetzt, wo er immer näher kam, sah ich, dass am Messer bereits altes Blut klebte. "Was hast du getan, Chic?", flüsterte meine Freundin, richtete ihren Blick auf die Waffe. Sie zitterte am ganzen Leib, auch ihre Stimme konnte man nur noch kaum verstehen. "Das ist das Messer, womit ich deinem Bruder in die Brust gestochen habe", höhnte er, "Seine letzten Worte waren 'Warum, Chic? Du warst mein Freund'. Ich bin einfach weggerannt und habe ihn sterben lassen." Bettys Augen wurden groß und wässrig. "Was bist du für ein Monster?", fauchte Betty tobend und schlug trotz Messer auf Chic ein. Überrascht von Angriff fiel er auf den Boden. "Halt Betty!", rief er, doch sie zögerte nicht mal, sondern drosch weiter auf ihn ein. "Willst du deinem Bruder etwa nocheinmal so etwas antun?", zischte er. Mir blieb der Mund offen und selbst Betty hörte auf ihn zu Verletzen. Sie stand regungslos über ihn. "Du bist nicht mein Bruder", gab Betty zurück und wollte wieder auf ihn einschlagen, da sagte er rasch: "Doch Betty. Wir haben den gleichen Vater. Aber meine Mutter ist..." Weiter kam er nicht, denn Jughead sprang auf ihn und trennte ihm mit seinem Messer die Kehle auf.

"Sweet Pea?", keuchte Fangs zwischen den Schlägen, die er regelmäßig abbekam. Sein Gesicht blutete und war von Prellungen übersäht, seine Kleidung zerrissen und ebenfalls blutig. Zack, da bekam er auch schon wieder den nächsten Schlag, der ihn zu Boden brachte. Aus seiner Hosentasche wurde ihm sein Taschenmesser geklaut und direkt vor seine Nase gehalten. "Bastard", fluchte er und bekam als Antwort das Messer über die Brust gezogen, während seine Hände von dem Anderen festgehalten wurden. Wütend versuchte er sich dagegen zu wehren, rüttelte sich und kämpfte, doch die zwei hielten ihn stark fest.
Sweet Pea wurde von zwei Goulies an die Wand gepresst, der Dritte stand bedrohlich vor ihm. Er wollte Fangs antworten, doch er kam kaum zu Luft. Als der Goulie ihm zu Nahe kam, trat er ihm mit seinem gesunden Bein gegen seinen Oberschenkel. Überrascht stolperte er zurück, knurrte und sah ihn wütend an. "Ihr Serpents seid echte Lappen", lachte er und kramte aus seiner Hosentasche ein Taschenmesser. Das hielt er dem Serpent an die Kehle. "Und jetzt wirst du mir den Namen des Serpents nennen, den ich als nächsten Töten soll", zischte er, "Dann lasse ich dich am Leben." Wut stieg in Sweet Pea auf. "Fick dich", knurrte er. Das Messer hielt nicht lange still.

"Waren das Wölfe?", rief Cheryl entsetzt und blieb Luft holend stehen. Auch Toni keuchte vom langen schnellen Sprint, den sie aus Angst hingelegt haben. "Ich weiß nicht", gab sie zu, "Aber es sah so aus." Ihr fiel ein Schauder über den Rücken. Wegen den wackligen Knien waren sie gezwungen, sich auf den Gehweg zu setzten, der wie leer gefegt war. Keiner von den beiden traute sich ein Wort zu sagen, denn die Bilder, die sie sich ausmalten, waren mehr als schrecklich. Auf der Straße fuhr ab und zu ein Auto, aber auch diese waren zügig verschwunden, als würden sie weglaufen. "Wie geht's deiner Haut?", fragte Toni schließlich doch, auch wenn sie die Antwort fürchtete. Es wurde immer rötlicher und die Blasen sahen nicht gut aus. "Wir müssen einen Arzt auftreiben", murmelte Toni, doch ihre letzten Worte wurden von einem Knurren und darauffolgenden Gejaule übertönt. Sofort waren beide wieder auf den Beinen, wussten nur nicht, wohin sie rennen sollten. Nervös blickten sie sich um, bereit bei jeder kleinsten Bewegung wegzulaufen. Und dann sahen sie einen Schatten auf vier Beinen.

Jede freie Sekunde verbrachten Archie und Veronika vor dem Grab ihrer Mutter. Während Veronika ihr Gebet sprach, wachte Archie und lauschte nach Gefahren. Als Veronika dieses Mal Aufstand, war Archie noch ungeduldiger als die letzten Male. "Es tut mir leid, V", sagte er wie jedes Mal und sah der Schönheit ins Gesicht, deren Tränen ihre Wangen zierten. Aber dieses Mal brachte Archie mehr hervor. "Veronika, wir wissen beide, dass die Welt weiter gehen muss." Ihr stand die Wut und Enttäuschung ins Gesicht geschrieben. "Was willst du damit sagen, Archie?", fauchte sie. Der sanfte Wind strich durch ihr schwarzes Haar. "Wir müssen weiter leben und etwas gegen Blackhood unternehmen, anstatt die ganze Zeit vor ihrem Grab zu hocken", versuchte er ihr klar zu machen, doch er hätte wissen müssen, dass es der falsche Zeitpunkt war. Seine Verlobte unterdrückte die nahenden Tränen, aber die Wut, die platzte aus ihr heraus. "Das denkst du also darüber? Dass wir nichts tun?", knurrte sie, "Da liegt meine Mutter." Archie verstand ihre Verzweiflung, ihre Trauer, aber er wusste, dass sie ihr nicht helfen, sondern sie von innen heraus auffressen wird. Als er ihr das gerade knallhart ins Gesicht sagen wollte, wurde er von einem Schuss aufgehalten. Beide drehten sich Richtung Wald, aus dem er gekommen ist. Dort stand ein Mann mit einer Mütze über den Augen, vollkommen in schwarzen Klamotten gehüllt und mit einer Pistole auf die andere Seite gerichtet, wo ein Mann sich den Bauch hielt. "Nein!", rief Archie verzweifelt.

Southsider VS Northside - Riverdale, die Stadt des KriegesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt