Kapitel 25

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Das Messer tippte auf meine Brust. Nun streckte ich meine Arme wieder aus und wollte mit vollem Karacho mir das Messer in die Brust stechen. "Nein!", schrie jemand. Vor Schreck ließ ich das Messer fallen, öffnete meine Augen und schaute in die nackte Dunkelheit. Es war Archies Schrei, das erkannte ich schnell. Sofort sprang ich auf und lief los, in die Richtung, von der der Schrei gekommen war. Und dann tauchte vor mir der Friedhof auf, heller als der dunkle Wald, da ein paar Laternen ihn erleuchteten. Vor mir saß Archie und hielt einen Mann in seinen Armen, hinter ihm stand Veronica, die sich die Hände vor den Mund geschlagen hatte. "Was ist passiert?", fragte ich zitternd und umkreiste Archie, sodass ich das Gesicht des leblosen Menschen in Archies Armen sehen konnte. "Oh mein Gott Archie", stammelte ich, als ich erkannte, wer der Tote war, "Das tut mir so leid." Neben mir trat Veronica näher heran, betrachtete von oben die Familie. "Dad", schluchzte Archie und riss seinen Blick von der Leiche zum Himmel, als würde er ein letztes Gebet sprechen. "Wer war das?", wollte ich angespannt wissen und sah mich um, konnte aber niemanden erkennen. Panisch drehte das schwarzhaarige Mädchen sich um, zum gegenüberliegenden Waldgebiet. "Er ist weg", bemerkte sie zitternd und rutschte näher zu uns heran. Ein kühles Lüftchen wurde von der Nacht gebracht. Es hüllte uns ein und ließ eine Gänsehaut auf unseren nackten Armen erscheinen, während über uns die Laternen flackerten. Frische feuchte Luft drang durch meine Nase, eine Abwechslung zu der mittaglichen Schwüle. "Wir müssen hier weg", stellte ich ungeduldig klar, da zersprang auch schon mit einem Klirren die Glühbirne der ersten Laterne. "Ich lasse ihn hier nicht zurück", entgegnete der Rotschopf. Der Wind pfiff, bedrohlich, als würde auch er uns sagen wollen, dass wir gehen sollten. "Er ist tot, Archie!", rief ich, im nachhinein finde ich es sehr unsensibel, aber ich musste es los werden, "Aber wir müssen es nicht sein." Langsam wurde ich ungeduldig, spürte ein Drängen in mir, etwas, das mir sagte, dass wir so schnell wie möglich hier weg mussten. Das Knistern und Rascheln vor mir verstärkte meine Angst, auch wenn ich niemanden in der Dunkelheit sehen konnte. "Hier ist jemand!", zischte Veronica und schaute Richtung Wald, auch als sie Archie von seinem Vater wegriss und hoch hob. "Lasst das. Ich will hier nicht weg", quängelte er und mir verging die Lust ihm immer wieder unsere Situation aufs Neue zu erklären. Und schon standen wir im Dunkeln. Ein zweites Klirren kündigte das verblassende Licht und somit die verschwindende Hoffnung an. Neben mir atmete das Mädchen schwer, fing vor Angst an zu Bibbern und zu schluchzen. Immer noch wehrte Archie sich in meinem festen Griff, den ich nicht mehr lange halten konnte, wenn er weiter so rumzappelte. Zu unserem Pech musste er seinen Protest noch lautstark durch wilde Beleidigungen ausdrücken und lauter sein als ein Elefant im Porzellanladen. Also ließ ich ihn los. Er stolperte aus Überraschung nach vorne, sein Gejammer verstummte. "Wenn du sterben willst, dann bleib hier und beschütze die Leiche deines Dads. Aber ich werde nicht zulassen, dass deiner Verlobten und deinem besten Freund etwas passiert!", knurrte ich in die Dunkelheit. Seine roten Haare konnte ich schon gar nicht mehr erkennen, geschweige denn seine blasse Haut. Veronica war wohl in diesem Moment die Pfiffigste von uns Dreien und gleichzeitig die Mutigste. Pfiffig, weil sie ihre Handytaschenlampe anschaltete. Mutig, weil jeder Angst davor hätte, etwas zu sehen, was man nicht sehen wollte. Und in diesem Fall stimmte es. Wild raste eine schwarze Gestalt auf uns zu, in seiner Hand ein Messer, das auf uns zeigte. Schreiend drehten wir uns um und rannten.

Durch die hängenden Äste kämpfte Betty sich nach vorne, auch wenn sie kein Ziel hatte. Inzwischen wollte sie gar nicht weg, sie wollte stehen bleiben und sterben. Auf der Stelle, auf der Wurzel, auf der sie stand, wollte sie eingehen wie eine Blume ohne Wasser. "Warum?", seufzte sie und ließ sich in die trockenen Blätter fallen. Der Wind strich an ihren Körper, fast fühlte es sich so an, als würde er ihr sagen, dass sie aufstehen und weitergehen solle. Vielleicht war es auch nur inneren Ich, das sie dazu drängte. Auf jeden Fall stand sie auf und lief weiter, bis sie abrupt stehen blieb. So weit war sie schon gekommen und es war auch nicht mehr weit bis zum Waldrand, dennoch drehte sie sich blitzschnell um und rannte zurück. Die Zweige peitschten ihr Gesicht und das Unterholz wollte sie mit dicken Ästen zum Fallen bringen, doch nichts hielt sie auf. Auch nicht, als die Sonne hinter ihr rot glühte und untergehen drohte. Endlich erreichte sie die Lichtung, aber Jughead war weg. "Jug?", rief sie voller Hoffnung und doch hatte sie irre Angst und Verzweiflung in sich. Was wenn er tot war? Was wenn er ein Monster war? Sie wollte es nicht wahr haben. Wären sie bloß nie in den Wald gegangen. Ein fauler Geruch stieg von der Leiche auf, sodass ihr schlecht wurde. Trotz der Abscheu, trat die Blondine näher zum leblosen Körper und betrachtete diesen Betrüger. Seine blonden Haare sahen in diesem Schnitt echt sexy aus. Dieser Gedanke brachte Betty fast zum Kotzen. Ein Betrüger war er und ein Mörder, nichts, was man lieben könnte. Hinter ihr hörte sie ein Klingeln. Erschrocken sprang sie herum, sah etwas in den Blättern aufleuchten. Vorsichtig trat sie näher, als erwarte sie eine Bombe oder sonst eine böse Überraschung, die sie von Blackhood gewohnt war. Doch nichts geschah und mühelos hob sie das Handy auf. Mit einem Schlag erkannte sie, dass dieses Handy ihrem Verlobten gehörte und bekam teuflische Angst um ihn. Auch wenn er jemanden ermordet hatte, liebte sie ihn dennoch mehr als alles andere. Inzwischen erlosch das Licht des Fundstücks. "Das gehört dir nicht, Betty Schätzchen", knurrte eine tiefe Stimme hinter ihr, sodass sie zusammen fuhr. Ein Sprung reichte und sie blickte Blackhood direkt ins Gesicht. Vor Angst schlotterten ihr die Knie und Schweiß perlte auf ihrer Stirn. Auf ihren Gesicht entstand ein gequält er Ausdruck mit großen weiten Augen und bibbernden Lippen. Sie konnte rein gar nichts sagen, geschweige denn sich bewegen. "Ich habe zu tun, aber ich nehme noch schnell das hier an mich", sagte diese Gestalt gut gelaunt und schnappte sich das Handy aus Bettys Hand und ging.

Southsider VS Northside - Riverdale, die Stadt des KriegesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt