20. „Der Bart muss weg."

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"Oh Merlin, endlich!!", begrüßte mich Marlene erleichtert und schmiss ihre Feder so beherzt beiseite, dass sie nun einen großen Fleck auf dem Pergament hatte, was sie jedoch nicht weiter zu stören schien. "Wie war Quidditch?"

Ich lächelte erschöpft aber glücklich.

"War toll."

"Quidditch?", fragte May aus dem Bad. "Du bist doch gar nicht in der Mannschaft. Außerdem hat Gryffindor Montags und jeden zweiten Samstag Training, nicht Mittwochs!"

"Ich hab bei Slytherin ein bisschen geholfen mit dem Sucher und den Jägern", rief ich und strich mir die durch den Wind verknoteten Haare aus dem Gesicht.

"Den Slytherins?", knurrte jemand anderes.

Ich verdrehte die Augen und sah hilfesuchend zu Marlene.

"Was macht der denn hier?", flüsterte ich und legte meine Sachen auf meinen Nachttisch.

Marlene zuckte mit den Schultern.

"Räumt ihr bitte kurz das Bad? Ich muss duschen!", rief ich und sammelte mir diesmal wohlbedacht vorher Wechselsachen aus dem Schrank.

Die Tür ging auf und May zog Black raus, der mich feindseelig ansah.

"Ich bezweifle, dass selbst die Slytherins Hilfe von so einer hochgradig mittelmäßigen Sucherin brauchen...", zischte er.

"Sirius, ist gut jetzt", sagte May streng und drückte ihn auf ihr Bett. "Warte Tosh, ich muss noch kurz was holen..."

Ich nickte und stand mit unter den Arm geklemmter Kleidung abwartend vor dem Bad.

May kam mit einer Schüssel heraus, in der ein silbernes Gerät schwamm.

Ich kniff meine Augen näher zusammen, um einen genaueren Blick drauf zu erhaschen, aber er schwamm einfach zu sehr in dem von Seife milchigen Wasser herum.

Mit hochgezogener Augenbraue betrat ich das Bad und warf meine Sachen auf den geschlossenen Klodeckel.

Fröhlich summend duschte ich mich und trat nach wenigen Minuten wieder vollkommen sauber und wohl duftend aus dem Bad.

Im Schlafsaal erwartete mich ein seltsames Bild.

Sirius saß auf dem Rand Mays Betts und sah zu eben jener hoch die mit dem Gesicht zu ihm auf seinem Schoß saß.

"Nein, ich will dich nicht küssen. Du bist stopplig...", mäkelte May rum und richtete ihre Nachttischlampe auf ihn. "Und jetzt halt still."

Sie griff in sein halblanges Haar und machte einen provisorischen Dutt.

"Was stellst du nur mit meinen schönen Haaren an", fragte er im weinerlichen Ton und sah ihr bei jeder Bewegung mit einem liebevollem Lächeln zu.

"Nichts. Obwohl ich auch nichts dagegen hätte, es abzuschneiden."

Er sah sie geschockt an, grinste dann aber.

"Wieso können wir das nicht einfach mit einem Zauber machen?", fragte er beleidigt, als May etwas aus der Schüssel fischte. .

"Weil ich ganz genau weißt, dass du dir diesen hässlichen Bart sofort wieder nachwachsen lässt."

Er schmollte.

Ich beugte mich über meine Tasche und zog Schreibsachen hervor, um jetzt endlich meinem Vater diesen bescheuert enttäuschenden Brief zu schreiben.

"Tosh? Ich brauche mal kurz deine Hilfe...", murmelte Marlene und schob mir ihr vollgeschriebenes Pergament zu. "Kannst du mal drüberlesen?"

Ich nickte seufzend und beugte mich über ihren Aufsatz.

"Gänseblümchen- wurz  nicht- Wurzel", antwortete ich schließlich, nachdem ich ihr Pergament nochmal überflogen hatte. "Meiner liegt auf dem Nachttisch, wenn du nohmal schauen willst."

Sie nickte lächelnd und durchaus erschöpft, als wäre dieser Aufsatz unfassbar anstrengend gewesen.

"Oh! Und... Ich komme immernoch nicht mit den ungesagten Zaubern klar...", murmelte sie umd schielte hoffnungsvoll zu mir rüber.

Ich sah einmal auf mein Bett, wo die Sachen bereits für den Brief an Vater bereit lagen.

Mir war nichts lieber, als diesen weiter aufzuschieben.

Ohne ihr zu zeigen, ob ich ihr helfen wollte, nahm ich ihr Pergament, betrachtete es und riss es der Länge nach durch.

"Hee!", rief Marlene empört und zog ihren Zauberstab.

Schnell jagte ich ihr den Zauber auf den Hals, den Sev mir beigebracht hatte und bewirkte, dass einem die Zunge am Gaumen klebte.

Sie machte protestierende Geräusche, die man jedoch nicht verstand.

Mit einer auffordernder Geste deutete ich in Richtung Aufsatz.

Sie brummte etwas, was sich anhörte, als sollte es ein unbegeistertes "Na super..." werden.

Ich setzte mich auf den Tisch, nahm mir einen Apfel und schlug meine Zähne hinein, ehe ich meinen Blick abwesend erneut zu May richtete, die lachend versuchte den Black unter ihr zu rasieren, ohne ihn bei den Grimassen, die er machte zu schneiden.

Ich lächelte leicht in mich hinein.

Sie waren schon ein außerordentlich süßes Paar, wie sie so dauernd zankten und dann wiederum flirteten, als würde es keinen Morgen geben.

Auch wenn ich Sirius nicht sonderlich mochte, hoffte ich, dass sie noch lange zusammen blieben.

Jemand neben mir stieß einen triumphierenden Grunzer aus und wedelte vor mir mit dem reparierten Aufsatz herum.

Ich nahm das Pergament stirnrunzelnd entgegen und riss es diesmal in dir Breite.

Sie seufzte, hielt mir den Mittelfinger entegen und versuchte es erneut.

Diesmal brauchte sie nur 3 Versuche, um ihre Hausaufgaben zu retten und wurde dabei nicht mal ansatzweise so rot wie noch zu vor.

"Na siehst du, geht doch...", grinste ich und löste ihre Zunge mit einem simplen Zauberstabschwenk.

"Wenn du das nächste Mal auf diese Mittel zum Zweck verzichten würdest...", brummte sie und schnappte sich meine Pergamentrolle für Zaubertränke.

"Nein!", lachte May grade und zog meine Aufmerksamkeit so auf sich. "Ich lasse keinen Schnauzbart stehen! Dann siehst du noch aus wie Sluggy!"

Ich schmunzelte und kurz zu Lily, die fieberhaft über ihrem Zauberkunstbuch brütete.

Dann zog ich mich auf mein Bett zurück, um angespannt die Feder anzusetzen, aber erneut wurde ich unterbrochen, was mich nicht im Geringsten ärgerte.

"Wieso bist du eigentlich nicht nach dem Training in den Umkleiden duschen gegangen?", fragte May aus dem nichts, ohne mich anzuschauen.

Ihr konzentrierter Blick galt Sirius, der seinen Kopf in den Nacken legte, damit May auch an die Stoppeln über seinem Kehlkopf rankam.

"Weil Dylan auf sie steht", feixte Marlene sofort, als hätte sie nur darauf gewartet.

"Pickel-Dylan?"

"Er hat keine Pickel, dass sind Aknenarben!", protestierte Lene und zwinkerte mir zu.

"Kommt auf's gleiche raus. Der Hund ist hässlich!"

Ich seufzte und versuchte mich erst gar nicht in die Diskussion über mich einzumischen.

Tatsächlich war ich um seltsame Momente mit dem Kapitän zu vermeiden direkt nach seinem Wink geflüchtet.

"Außerdem, Tosh. Du hilfst den Slytherins? Ernsthaft?!"

Ich sah auf.

"In Gryffindor wurde ich ja nicht angenommen, weil ich jemanden gefault  habe. Da dachte ich, dass ich mit meinem bösen, schwarz magischen Geist viel besser zu den Slytherins passen würde", höhnte ich, konnte die Ironie aber so gut verstecken, das Sirius mit grimmiger Genugtuung gegen die Decke starrte, offensichtlich mit jedem meiner Worte zufrieden.

---1057 Worte---

Und der Regen blieb| Eine Rumtreiber Fanfiction Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt