34. „Nackte Angst."

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Ich riss mich mit verärgerter Miene von diesem Trottel los und richtete meinen Blick nach vorn zu dem Tisch.

Meine Augen glitten den langen Tisch entlang, bis sie am Ende, am Chefsessel hängen blieb und ich zusammenfuhr.

Die Stühle waren besetzt von ebenso schwarz gekleideten Leuten, dessen Blicke unverhohlen auf mir lagen, aber im Gegensatz zum Mann an der Spitze zurückhaltend wirkend.

Am Ende, auf dem letzten, komfortabelsten Stuhl saß der Mann, in den sich mein Irrwicht verwandelt hatte.

Du-weißt-schon-wer.

Ich merkte, wie sich meine Nackenhaare aufstellten und mein Herzschlag sich verdoppelte.

Adrenalin raste durch meinen Körper.

Davor hatte mich Regulus warnen wollen.

Einem Todesser in Hogemead, der mich bei dem ersten Anblick direkt wie ein Postbote ein Paket mitnehmen würde.

"Tosha", sagte er mit einem freudlosen Lächeln, das wohl darauf ausgelegt war, nett zu wirken. "Schön, dich endlich hier zu haben."

Ich sah ihn wie ein Kaninchen in Schockstarre an und dachte im letzten Moment, alle meine Gefühle von mir anfallen zu lassen, weil er sicher versuchen würde in meine Gedanken einzudringen.

"Du bist begabt in Okklumentik", sagte er anerkennend. "Wir haben viel Gemeinsam, wie ich sehe..."

Meine braunen Augen glitten über die gutaussehende Gestalt des dunklen Magiers, der den musternden Blick erwiderte.

Er war eins zu eins mein Irrwicht gewesen.

"Zum Beispiel die Zunge", führte er seine Ausführungen weiter und verschränkte seine Hände auf dem Tisch, wobei ich erst jetzt bemerkte, dass er Parsel mit mir redete. "Wir sollten reden... Allein..."

Ich wagte es nicht, mich zu bewegen.

Er würde mich umbringen.

Erst würde ich seinen Forderungen, ihn zu unterstützen und ihm den Aufenthaltsort meiner Familie zu verraten ablehnen und dann würde er mich beiseite schaffen.

"Lasst uns allein", sagte er dann unterkühlt auf Englisch, woraufhin sich fast alle gleichzeitig erhoben und an mir vorbei strömten ohne mich noch eines weiteren Blickes zu würdigen.

Er machte eine einladene Bewegung auf einen der Stühle neben sich.

Ich blieb kurz stehen und versuchte mich in Bewegung zu bringen, doch der Schock saß mir einfach zu tief in den Knochen.

Und da ich so konzentriert damit war, meinen Kopf vor ihm zu verschließen, hatte ich auch keine Möglichkeit über einen Fluchtplan nachzudenken.

Ich zwang mich in einer aufrechten Haltung auf ihn zu zu bewegen und ließ mich neben ihn auf einen der Stühle sinken.

"Wie geht es dir, Tosha?", fragte er und man hörte sofort raus, dass er es nur fragte, um zu fragen. "Du hast mich mit deinem Auftauchen wirklich überrascht... Tatsächlich dachte ich, ich wäre der letzte... Nachkomme."

Ich nickte nur mit einem sehr trockenen Hals.

"Wie viele gibt es noch von uns?"

"Nur meinen Vater und meine Mutter...", log ich und sah ihn direkt in die Augen, währendessen ich ein paar Gedanken fälschte, die mich und meine Eltern zeigten, wie wir meine vermeindliche Oma im Garten begruben.

"So wenig? Keine Geschwister? Wer ist deine Mutter?", fragte er wissbegierig weiter und ich meinte seine dunklen Augen kurz rot schimmern zu sehen.

"Nein, sir."

Er nickte bedauernd und musterte mich weiter.

"Und trotzdem seid ihr noch stark? Trotz... Des kleinen Blutanteils..."

Kurz schoss ein Bild von meinem Vater durch meinen Kopf, der mir erzählte, dass alte Zaubererfamilien, die auf ihr Blut und ihren Namen stolz waren, oft Cousins und Cousinen verheiratet hatten, um die "Werte" zu waren.

"Du denkst nicht so?", fragte er, der offenbar ununterbrochen Zugang zu meinen kontrollierten Gedanken hatte.

"Wir haben Schwäche verloren... Es ist nicht mehr so, wie wir vor mehreren Jahrhunderten mal waren", log ich weiter und ließ einen Film ablaufen in meinem Kopf ablaufen, der von meiner Mutter handelte, die mir bemüht versuchte die ersten Zauber beizubringen.

Dass ich eine sehr, sehr große, sehr, sehr mächtige Familie hatte, verschwieg ich in meinen Gedanken.

"Das ist sehr bedauerlich", seufzte der dunkle Lord und wirkte sehr enttäuscht. "Dann wirst du mir nicht so behilflich sein können, wie ich es mir gewünscht hatte."

Ich hielt bemüht seinen Augenkontakt, der so unmenschlich wirkte, dass mir ein Schauer den Rücken runterraste.

"Eine Sache kannst du für mich tun, Tosha. Hast du von deinen Eltern von der Kammer des Schreckens erfahren?"

Ich nickte beherrscht und ließ mir ein weiteres Szenario einfallen.

"Eine Kammer, die Salazar Slytherin heimlich erschaffen hat und in der ein Monster haust."

Erneut zuckte ein freudloses Lächeln über seine Lippen.

"Gut. Ich will, dass du sie in unserem Namen öffnest", erklärte er in einem Tonfall, der keinen Widerspruch zuließ.

"Ja, sir", würgte ich hervor.

"Ich habe dich, wie du bereits wissen solltest zu einigen, behilflichen Sachen geleitet... Ich möchte, dass du dies nun allein weiterführst."

Ich nickte erneut und ballte die Hände unter dem Tisch zu Fäusten.

Lang könnte ich die schützende Barriere nicht mehr auferhalten.

"Ich habe Jemanden, der dies überwachen wird."

Dylan und Regulus.

Die Erkenntnis traf mich wie ein Dolch.

Ich hatte keine Chance, dem irgendwie zu umgehen.

Alle, die sich in Hogwarts befanden und Muggelgeboren waren, würden durch mich in höchster Gefahr schweben.

May...

Lily...

"Ja, sir."

Er nickte und musterte mich noch kurz.

"Gut. Entschuldige noch einmal für den unsanften Transfer, aber ich habe befürchtet, dich hier sonst nicht antreffen zu können. Lucius wird dich nach Hause bringen."

---859 Worte---

Und der Regen blieb| Eine Rumtreiber Fanfiction Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt