39. „Friseursalon Gaunt, was darf es denn bitte sein?"

3K 186 16
                                    

"Ich möchte dich was fragen", verlangte ich und teilte seine komplett verfilzten Haare in mehrere Abschnitte.

"Immer raus damit", sagte er gähnend und ließ seine Fingerknöchel knacken, woran ich mittlerweile gewöhnt hatte.

"Naja... Wieso nicht May?", murmelte ich leise und lauschte in der kurzen Pause dem Knacken des Kaminfeuers, wobei ich den ersten Teil seiner schwarzen Haare, bis kurz über die Schultern reichenden von unten nach oben anfing durchzukommen.

Er seufzte und holte in seiner Überlegung nach einer Antwort tief Luft.

"Weißt du... Es hat einfach nicht mehr gepasst."

Ich biss mir auf die Lippe und zog eine Augenbraue hoch, was er natürlich nicht sehen konnte, da ich hinter ihm saß, um besser an seine Haare zu kommen.

"Aber... Wieso nicht? Ihr wart doch glücklich...?",fragte ich weiter befeuchtete die Spitzen etwas, um sie besser durchzubekommen.

"Was soll das, T? Willst du mir was sagen? Sollte ich wieder mit ihr zusammenkommen?", erwiderte er genervt.

"Neeein...", sagte ich schnell. "Ich ... Ich will es nur verstehen, das ist alles..."

Er seufzte nochmal und überlegte kurz.

"Als wir zusammenkamen, das war mitte letztem Jahres, war ich glücklich. Ich mochte sie wirklich und das war mir zuvor noch nie mit einem Mädchen passiert... Als James davon Wind bekam, waren May und ich eine Woche später zusammen."

Er klang als würde er bei der Erinnerung schmunzeln.

"Und wie gesagt... Das war das erste Mal, dass ich so ein Gefühl bei einem Mädchen hatte. Ich dachte ich würde sie lieben. Ich dachte so fest daran und es lief mit ihr ja auch wirklich ziemlich gut und... Dann kamst du...", erzählte er weiter und schmunzelte. "Als du dann in unserem Abteil saßt... Mit diesen kurzen braunen Haaren und braunen Augen, winzig und im Vergleich zu May so komplett anders... Keine Ahnung. Da war so etwas, was mir nicht gefiel... Ich hab bemerkt, dass ich für May über all die Zeit nur freundliche Zuneigung empfand. Denn das, was ich fühlte, wenn ich dich sah, fühlte sich anders an."

Ich ließ das einen Moment sacken.

"Aber... Ich bin doch gar nichts besonderes..."

Tatsächlich sah ich aus wie jedes andere Mädchen auch.

Braune Haare, braune Augen, keine so schöne Sanduhrenfigur wie May und etwas pummeliger war ich auch.

Keine strahlend blauen Augen, keine schönen blonden Haare.

Noch dazu war sie ungefähr einen halben Kopf größer als ich.

"Sag das nicht."

"Es ist aber so. Und es ist auch okay, aber... Ich will es verstehen..."

Ich machte mich wieder daran seine Haare auszukämmen und legte einen großen Teil auf seine Schulter.

"Keine Ahnung. Es ist einfach so. Und ich finde dich besonders. Deine Macken und Kanten, wie du vielleicht schon aus meinem Brief weißt..."

Es tat gut, es von ihm zu hören, auch wenn ich mir etwas schlecht vorkam, weil ich noch immer nicht dasselbe für ihn zu empfinden schien.

"N'Abend, ihr zwei", begrüßte uns May, die grade mit James vom Quidditchfeld kam. "Warte... Du darfst seine Haare anfassen?!"

Ich sah erschrocken auf und ließ fast den Kamm fallen.

"Uuuhh... Ja? Denk ich?"

"Was hast du ihm gegeben? Morphium?"

James grinste und lehnte sich an eine Wand.

"Naja. Vielleicht schaffst du es, ihn zu überreden, endlich seine Haare zu schneiden", seufzte May und öffnete die Schnüre ihres Brustschutzes an den Seiten.

Ich biss mir kurz verlegen auf die Lippe und ließ meine Hände, inklusive des Kamms sinken.

"Also eigentlich mag ich seine Haare...", murmelte ich ratlos, was ich sonst darauf erwidern sollte.

"Ha! Siehst du, May!"

"Aber der Bart bleibt ab. Sonst siehst du noch aus wie Jesus in schwarzer Version...", nuschelte ich in mich rein.

"Damit bin ich zufrieden."

Dann schwang das Bild erneut zur Seite und Professor McGonagall kam mit einem so ernsten Ausdruck in's Zimmer, dass es mich fast traf wie ein Schlag.

"Ms. Kilmister, schön, dass ich sie hier treffe. Könnte ich sie kurz allein sprechen?"

May tauschte unsicher ein paar Blicke mit uns.

"Geht es um unseren Verdacht bezüglich Regulus und Dylan?", fragte sie zaghaft.

McBadass musterte uns kurz und nickte dann.

"Ich habe eine Durchsuchung ihres Elternhauses und Zimmer angeordnet, aber in beiden waren weder Kinder noch Eltern anzutreffen."

Ich wandte mein Blick ab und sah stattdessen meine Finger an.

"Ich habe bereits mit dem Schulleiter gesprochen und er hat zugestimmt sie so lange aus Hogwarts auszuschließen, bis sich alles geklärt hat. Trotzdem bleibt es seltsam, dass sie kurz nachdem sie ihren Verdacht geäußert haben, Ms May, untergetaucht sind."

Ich biss mir auf die Lippe, starrte ein vereinzeltes Haar auf Sirius' T-Shirt an und versuchte nicht allzu schuldbewusst auszusehen.

"Vielen Dank, Professor", lächelte May und tauschte triumphierende Blicke mit den Jungs.

"Wir danken Ihnen. Sollten sie nochmal Verdächtigungen haben, melden sie sich bitte bei mir. Sie scheinen dafür ja einen besonderen Blick zu haben...", sagte McBadass streng, schmunzelte mitten im Satz und nickte uns zu.

---801 Worte---

Und da ist der Punkt, an dem ich nicht mehr weiß, wie es weitergehen sollte...

Und der Regen blieb| Eine Rumtreiber Fanfiction Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt