4. „Ich glaub, ich bin hier falsch...?“
Grade, als ich meine Hand nach dem greifenförmigen Türklopfer ausstrecken wollte, klackte das Schloss und die Tür schwang von allein auf.
Und jetzt stand ich dort.
Wie ein Idiot in einer Pose verharrend, die dem Ruf nach einem Taxi gleichte.
"Kommen Sie rein."
Eine warme, freundliche Stimme, der man das vortgeschrittene Alter dennoch anhörte ertönte aus dem Büro.
Ich atmete kurz tief ein und aus und machte dann einen großen Schritt über die Türschwelle.
"Guten Abend, Professor", begrüßte ich ihn höflich und blieb in der Mitte des Raumes stehen.
Er war hell und rund, vollgestopft mit kleinen, surrenden Messgeräten und dicken Büchern.
Mein Blick glitt über die Bücherregale, die einige Meter in die Höhe gingen, über kleine Gefäße und dazugehörige Geräte und blieben schließlich auf dem Schreibtisch an einem alten, zerfetzen Hut hängen.
"Schön Sie zu sehen, Ms Gaunt. Ich hatte bis vor ein paar Monaten nicht mit ihnen gerechnet", sagte er, erhob sich von seinem Stuhl und wies auf den für Besucher.
Seine blauen Augen funkelten nicht ansatzweise so misstrauisch über seine Halbmonbrille hinweg, wie die von McBadass und auch seine Körpersprache war offener und vertrauenswürdig.
"Ich auch nicht mit Ihnen", erwiederte ich und setzte mich.
Er schmunzelte und trat hinter seinem imposanten Schreibtisch hervor und blieb vor mir stehen.
"Ich denke, Sie wissen warum Sie hier sind?"
Ich nickte mit einem leicht mulmigen Gefühl im Bauch.
"Um meinem Haus zugeteilt zu werden."
Er nickte und hob den Hut an.
"Ich dachte, ich hab noch ein paar Minuten!"
Die Stimme ließ mich zusammenzucken.
Hatte der Hut grade... Gesprochen?!
"Ich werde Ihnen den Hut jetzt aufsetzen und dieser wird Sie dann zu ihrem Haus zuteilen."
Ich weiß.
Ganz knapp verkniff ich mir diesen Kommentar und nickte einfach nur.
Dumbledore betrachtete mich noch eine Weile, ehe er den Hut anhob und um mich herum trat, um ihn mir aufzusetzen.
"Eine Gaunt. Damit hätte ich nicht gerechnet."
Dieser Hut sprach tatsächlich!
...also Sachen gibt's, die gibt's nicht...
"Ich hatte schon sehr lange keinen Gaunt mehr unter mir...", murmelte er in Erinnerung vertieft und seufzte.
Dumbledore sah mich abwartend an, als schien er den Hut gar nicht zu hören.
Vielleicht hörte ja such nur ich den Hut und hatte jetzt entgültig den Verstand verloren...
"Und alle, ohne eine Ausnahme kamen nach Syltherin."
Also würde ich auch nach Syltherin kommen, soviel war klar.
Doch der Hut zögerte noch mit einem gedehnten "Hhhmmmmm..."
"Aber ohne Ausnahmen ist mir zu Langweilig. Desswegen schicke ich dich nach..."
"Gryffindor."
Das letzte Wort sagte er laut.
Ich hatte gar keine Zeit, um mich zu freuen, dass ich doch nicht verrückt war, denn mir lief es eisig den Rücken runter.
Was bin ich nur für eine Enttäuschung...
Jeder meiner Vorfahren war in das Haus meines Urahnens gekommen, nur ich nicht...
Ich ließ die Schultern hängen und ließ mir den Hut von Dumbledore abnehmen, welcher mich mit dem Hut in der Hand betrachtete.
"Wieso?", fragte ich leise und verfluchte den Hut, der mich, wie auch immer er das schaffte, angrinste.
Der Professor machte eine lange Pause und öffnete dann bedächtig den Mund.
"Manchmal ist das offensichtlichste so nah vor uns, dass wir es gar nicht wahrnehmen."
Trotz meiner Enttäuschung kam ich nicht ohnehin ihn für seine Weisheit zu bewundern.
"Professor? Wären wir soweit?"
Eine vertreute, schottische Stimme brachte mich dazu herumzufahren.
Professor McGonagall stand mit strenger Miene im Türrahmen und beäugte mich, als könnte ich ihr mit einem Schnipsen die Brille von der Nase klauen.
"Ja... Ja, Minerva. Ms Gaunt ist eine von Ihren Schülern", teilte Dumbledore ihr mit und nickte in meine Richtung.
"Ms Gaunt?", Versicherte sie sich vorsichtshalber.
Dumbledore nickte schmunzelnd.
"Sie kann es auch kaum glauben."
Er hielt ihr den Hut entgegen, als sie auf uns zukam.
Ich stand auf, nickte Dumbledore zu, bevor dieser einfach auf dem Fleck verschwand.
Ich sah ihm verblüfft nach und stolperte McGonagall hinterher.
Sie ging schweigend voran und nach einer halben Ewigkeit kamen wir vor einer unfassbar riesigen Tür an.
"Sie können sich nun zu ihrem Tisch setzen und bei der Einteilung der Erstklässler zuschauen. Zumindest wenn sie das wollen."
Der abwertende Touch in ihrer Stimme blieb mir nicht verborgen, aber einen Grund für ihren Hass gegen mich konnte ich beim Besten Willen nicht finden.
Immerhin war ich grade erst angekommen und hatte kaum ein Wort mit ihr gewechselt.
Ein zweites Mal diesen Tag zweifelte ich meine Entscheidung nach Hogwarts zu gehen an.
Man gab sich ja noch nicht mal Mühe mich nicht auf meinen Nachnamen zu reduzieren.
Mit hängenden Schultern trat ich in die Halle, wodurch zu meinem Unglück auch noch alle Blicke sich auf mich richteten.
Heute war echt nicht mein Tag.
"Tosh! Hier!", rief Regulus und wedelte mit dem Armen in einer "Hier sind wir!"-Manier herum.
Ich sah nur leicht nach unten, schüttelte den Kopf und ging an dem Slytherintisch vorbei.
Und an dem Ravenclawtisch.
Und an dem von den Hufflepuffs.
Und jedes Augenpaar verfolgte mich, wie ich mich wie ein getretener Hund an das Ende des Gryffindortisches setzte.
Niedergeschlagen starrte ich vor mich auf das Holz.
Es gab keinen Ort auf der Welt, an dem ich grade lieber gewesen wäre als Zuhause, bei mir in Irland, wo mich keiner für meinen Nachnamen hasste.
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Sie tut mir Leid. Sorry, Tosh!
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Und der Regen blieb| Eine Rumtreiber Fanfiction
Fanfic*beendet* Tosha Gaunt kommt seit Jahren des Hausunterrichts und Tonnen von Flehen und Betteln endlich auf Hogwarts. Dort wird ihr schlagartig bewusst, wieso Familie Gaunt die Öffentlichkeit meidet. Ihr Nachname. Denn als eine der letzten lebenden Ve...