-Sonntag, 2. Dezember 2018-
Heute ist der erste Advent und ich bin noch nicht einmal ansatzweise in Weihnachtsstimmung. Chloe liegt nun seit fast zwei Wochen im Krankenhaus und ist immer noch nicht wieder aufgewacht. Es ist immer noch unklar, ob sie je wieder zu sich kommen wird, weil ihre Werte einfach nicht stabil werden.
Dann kommt noch dazu, dass Shawn seit einiger Zeit nicht mehr im Land ist, weil er eine Festival Tour gibt und wenn ich mich nicht täusche, gerade in Brasilien ist. Die Schule ist ohne Chloe tatsächlich total langweilig und ungewohnt geworden. Zwar treffen Liam und ich uns immer noch in den Pausen gemeinsam, aber gerade im Unterricht fehlt sie mir unglaublich und mit jedem Tag hoffe ich ein Stückchen mehr, dass sie aufwachen und wieder die alte Chloe wird.„Emma, pass auf!" Leider zu spät, die Tasse ist mir schon runtergefallen und so dumm, wie ich halt bin, will ich die Scherben mit bloßen Händen aufheben und schneide mich natürlich. Fluchend ziehe ich meine Hand wieder zurück und fuchtle mit ihr herum, als würde der Schmerz dadurch verschwinden. Karen beugt sich schnell zu mir herunter und betrachtet meine Hand kurz, bevor sie Manuel bittet, aus dem Bad Pflaster zu holen. Sie verarztet meine Hand und mustert mich dann mitleidig. Ich seufze und fahre mir durch die Haare. „Was ist denn nur in letzter Zeit los mit dir, Emma?" Auch Manuel guckt mich fragend an. „Keine Ahnung... Ich schätze, dass ich nicht wirklich weiß, wie ich mit der Sache mit Chloe umgehen soll oder wie ich mich jetzt gegenüber Liam verhalten soll oder..." Ich atme laut aus und schließe meine Augen kurz. „Das einzige, was gerade normal läuft, ist mein Job im Café und ich bin dankbar für diese Ablenkung, aber trotzdem... jedes Mal, wenn ich nach der Schule bei Chloe vorbeischaue, fühle ich mich so komisch und... irgendwie neben der Spur. Und dann ist da noch Shawn und..." Shawns Eltern gucken mich fragend an und ich schüttle schnell den Kopf. „Nein, es ist nur: Ich vermisse ihn und die Tatsache, dass er nicht einmal zu Weihnachten hier sein kann, macht mich jetzt schon halb verrückt, obwohl ich ihn gerade jetzt wirklich gebrauchen könnte..." „Ich glaube, das Beste wäre, wenn du dich erst einmal ausruhst. Vielleicht kannst du deine Gedanken so ja ein wenig ordnen." schlägt Karen nach kurzer Zeit vor und ich stimme leicht lächelnd zu. Also stehe ich wieder auf und gehe nach oben in mein Zimmer, wo ich das Album von Shawn anmache und es dann etwas lauter stelle als gewöhnlich, um mich dann auf mein Bett zu legen und leise mitzusingen. Nach einiger Zeit und eher durch Zufall höre ich die Vibration meines Handys und stelle die Musik wieder etwas leiser, als ich sehe, dass Shawn mich über FaceTime anruft. Schnell nehme ich den Anruf an und sehe kurz darauf schon sein Gesicht, das allerdings halb von einem Kissen verdeckt ist. Seit Shawn aufgebrochen ist, benutze ich FaceTime das erste Mal in meinem Leben regelmäßig und wir reden auch fast jeden Abend miteinander. „Honey!" sagt Shawn erfreut, als er mein Gesicht erblickt und ich lächle ebenfalls leicht. „Hey Shawn." begrüße ich ihn leise. „Hörst du gerade mein Album?" Ich nicke und fahre mir durch meine Haare. „Irgendwie muss ich deine Stimme den Tag über ja hören, jetzt wo du nicht mehr immer da bist." „Glaub mir, ich hätte dich auch liebend gerne bei mir. Aber sag mal: Was hast du da an deiner Hand?" Kurz gucke ich verwirrt, bevor mir die kleine Verletzung an meiner Hand wieder einfällt. „Naja, ich habe eben eine Tasse zerstört und dann in die Scherben gegriffen. Aber es ist nichts Schlimmes." Ich winke ab und kann Shawns ungläubiges Kopfschütteln durch den Bildschirm sehen. „Gibt es etwas Neues bei Chloe?" Enttäuscht schüttle ich den Kopf und senke den Blick auf meinen Homebutton. „Ihr Zustand ist immer noch unverändert und immer noch kritisch. So langsam beschleicht mich die Angst, dass sie wirklich nicht mehr aufwachen könnte..." „Sie ist eine Kämpferin, sie wird das schaffen." Ich nicke und schlucke dann hart. „Und wie läuft es so im Café?" Ich bin wirklich dankbar für die Frage, weil jeder Gedanke, dass Chloe sterben könnte, enorm wehtut. „Gut. Es ist viel los, aber es macht Spaß. Neulich wollte ein Mädchen tatsächlich deine Nummer haben, weil sie mich erkannt hat." Shawn hebt eine Augenbraue und schüttelt seinen Kopf. „Tja, ich habe ihr eine Nummer gegeben, allerdings war das die Nummer für psychiatrische Hilfe in Deutschland. Als sie das verstanden hat, war ihr Gesicht wirklich unbezahlbar." Ich kann mir ein Grinsen nicht verkneifen und als Shawn herzhaft auflacht, wird es nur noch breiter. „Und wie ist es in Brasilien?" „Warm. Und wir müssen in knapp 1 Stunde aufstehen, um weiter nach London zu fliegen." „Hast du schon geschlafen?" Shawn schüttelt den Kopf und ich gucke ihn leicht wütend an. „Du weißt, dass du den Schlaf gebrauchen kannst. Die Auftritte sind anstrengend und das weißt du sogar besser, als ich." „Ja ich weiß, aber ich kann ohne dich so schlecht einschlafen!" Ich seufze und lasse meinen Kopf in das Kissen fallen, das ich mir eben gegriffen habe. „Du musst es aber versuchen! Shawn, du schläfst in den letzten Tagen viel zu wenig. Bitte versprich mir, wenigstens ein bisschen auf dem Weg nach London zu schlafen." Shawn zögert kurz, nickt dann aber doch. „Ich liebe dich, Shawn." murmle ich und Shawn lächelt ganz leicht. „Ich liebe dich auch, Emma." murmelt er und winkt noch kurz in die Kamera, bevor ich den Anruf beende und leise stöhne. „Verdammt nochmal." Kann eine Person überhaupt so abhängig von einer anderen sein, dass nicht einmal Schlafen mehr richtig möglich ohne sie ist? „Er liebt dich." sagt Aaliyah da auf einmal und schließt die Tür hinter sich wieder. „Ich liebe ihn doch auch, aber er... ich fühle mich schlecht, weil er wegen mir so wenig schläft. Gerade für ihn ist das wichtig, genug Schlaf zu bekommen!" Aaliyah nickt verständnisvoll und setzt sich zu mir. „Ich kann das verstehen, Emma."

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ᴛᴏʀᴏɴᴛᴏ ʟᴏᴠᴇ || sᴍ
FanfictionEmma bekommt durch ein Auslandsjahr in Kanada die Chance, ihrem alten Leben kurzzeitig zu entfliehen. In Kanada angekommen muss sie sich allerdings bereits ihren nächsten Problemen stellen, denn nichts läuft so, wie geplant. Zu allem Überfluss tritt...