-Sonntag, 6. Januar 2019-
Vor zwei Tagen bin ich wieder hier in Toronto angekommen, weil morgen die Schule wieder losgeht. In ungefähr einer Woche kommt Shawn wieder, bleibt bis zum 6. März und fliegt dann nach Amsterdam, weil dort seine Tour losgeht. Das heißt, dass ich nicht mal zwei Monate gemeinsam mit ihm haben werde und ich weiß jetzt schon, dass die Zeit, die mir bleibt, viel zu schnell vergehen wird.
Seufzend lasse ich mich auf mein Bett fallen und mustere die Tasche, die ich immer noch nicht komplett ausgeräumt habe. Gerade wollte ich aufstehen, um mich doch dazu durchzuringen, da klingelt mein Handy und ich nehme den FaceTime-Anruf von Shawn lächelnd an. „Hey Honey!" Mein Freund grinst mich durch den Bildschirm an, was ich erwidere. „Ich vermisse dich." Leicht lachend schüttle ich den Kopf. „Du hast mich vor zwei Tagen das letzte Mal gesehen Shawn!" Er zuckt unschuldig mit den Schultern und bringt mich damit erneut zum Lachen.Ich habe keine Ahnung, wie lange genau wir noch geredet haben, aber als Karen mich von unten ruft, muss ich auflegen. Heute fahren Aaliyah, Manuel, Karen und ich zu einem Icehockeyspiel der Maple Leafs und da ich die Mannschaft bereits ein Mal live gesehen habe, wird es bestimmt umso besser. Meine Haare fasse ich schnell noch zu einem hohen Zopf zusammen, schnappe mir mein Handy und gehe dann nach unten, wo Shawns Eltern bereits warten. Gerade ziehe ich mir meine Schuhe an, da kommt auch Aaliyah und grinst mich fröhlich an. Zu viert machen wir uns auf den Weg nach draußen und setzen uns in den Wagen, um dann zum Stadion zu fahren.
Als wir wieder aussteigen und ich nur für einen Moment nicht aufpasse, springt Aaliyah auf meinen Rücken und ich hätte beinahe mein Gleichgewicht verloren, konnte mich aber gerade so noch wieder fangen. „Lauf!" fordert Aaliyah mich lachend auf, weshalb ich grinsend meine Augen verdrehe, ihrer Aufforderung schließlich aber doch nachkomme. So trage ich sie also bis zum Eingang huckepack, bevor ich sie dann wieder absetze.
Wir suchen unsere Plätze und während Karen und Manuel sich unterhalten, beobachte ich die Spieler, die sich unten auf dem Eis warmmachen. „Gibt es Icehockey bei euch in Deutschland auch?" fragt Aaliyah mich da von der Seite und ich gucke sie kurz fragend an. „Ja schon, aber es ist bei Weitem nicht so beliebt wie hier in Kanada. Deutschland ist da eher ziemlich im Fußballfieber." Leicht lachend fahre ich mir durch meine Haare und sehe aus dem Augenwinkel, dass auch Aaliyah sich ein Lächeln nicht verkneifen kann. „Warst du vor dem Spiel mit Shawn denn schon bei einem Spiel?" Gedankenverloren nicke ich, als der Beginn des Spiels abgekündigt wird.
Das Spiel ist ziemlich spannend, aber leider mussten sich die Maple Leafs am Ende knapp geschlagen geben, weshalb ich enttäuscht die Unterlippe hervorschiebe. „Hey, du kennst die Mannschaft doch erst, seit du hier bist!" „Na und? Die Mannschaft ist mir halt sympathisch, da darf ich doch wohl mitfiebern!" verteidige ich mich und hebe die Hände, was Aaliyah zum Lachen bringt. Auch Karen und Manuel schmunzeln, woraufhin ich erneut schmolle. „Immer werde ich ausgelacht..." grummle ich dann und verschränke beleidigt die Arme vor der Brust.Zuhause haben Aaliyah und ich noch beschlossen, die Harry Potter Filme weiterzugucken, aber da wir ja morgen beide wieder zur Schule müssen, konnten wir nicht wirklich viel schauen. In meinem Zimmer bemerke ich, dass mir eine Nachricht geschickt wurde, die ich schnell öffne, da sie von Liam kommt.
‚nächsten samstag ist chloes beerdigung und ich wollte dich fragen, ob du auch kommen willst' Kurz zögere ich, aber da ich Chloes Eltern gerne selbst mein Beileid aussprechen will und die Beerdigung meine letzte Chance ist, Chloe noch ein letztes Mal zu sehen, sage ich schließlich zu. Dann atme ich tief durch und lege mich in mein Bett, um an die Decke zu starren und nachzudenken.
Chloe hat es definitiv nicht verdient, jetzt schon gehen zu müssen, sie war schließlich nur wenige Monate älter als ich.
Irgendwie habe ich Angst vor Samstag, weil ich keine Ahnung habe, wie ich darauf reagiere, Chloe in einem Sarg liegen zu sehen. Ich schlucke schwer und versuche, mich wieder zu beruhigen. Abermals lasse ich alle gemeinsamen Momente mit Chloe Revue passieren und schließe meine Augen. Trotzdem kann ich nicht verhindern, dass mir einige Tränen die Wangen herunterlaufen und auf meine Bettdecke tropfen.
Dank Chloe hatte ich eine tolle Zeit hier und ich habe keine Ahnung, wie ich das morgen ohne sie durchstehen soll. Vielleicht werde ich komplett abgelenkt sein und nichts auf die Reihe bekommen, weil mich alles in der Schule an sie erinnert, vielleicht wird es aber auch komplett anders laufen.
Leise seufzend setze ich mich wieder auf und beschließe, Shawn über FaceTime anzurufen. Es ist mir egal, wie spät es bei ihm gerade ist, ich hoffe einfach, dass er wach ist. Tatsächlich nimmt er den Anruf an, aber seine Augen weiten sich, als er sieht, wie ich weine. „Honey, was ist denn los?" fragt er besorgt und ich atme tief durch. „Liam hat mir gerade geschrieben, dass am Samstag Chloes Beerdigung sein wird und ich... ich musste gerade wieder an alles denken... Ich habe Angst davor, wie es morgen sein wird, wie ich reagieren werde und..." Ich rede nicht weiter, aber Shawn scheint mich trotzdem zu verstehen. „Ich kann nur erahnen, was gerade in dir vorgehen muss und ich wünsche mir nichts mehr, als gerade bei dir sein und für dich da sein zu können, aber eins weiß ich sicher: Du bist stark und kannst das schaffen! Tu es für Chloe und nimm diese Hürde; denk dran, dass sie immer bei dir sein wird. Du siehst sie zwar nicht, aber in deinem Inneren kannst du spüren, dass sie auf dich aufpasst." Ich kann nicht anders, als schwach zu lächeln. Shawn schafft es immer wieder, mich aufzumuntern, egal, wie schlecht es mir in dem Moment eigentlich geht. „Danke Shawn. Wirklich, ich weiß nicht, was ich ohne dich machen würde..." Shawn lächelt mich nur warm an. „Für dich würde ich alles machen, Honey."
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ᴛᴏʀᴏɴᴛᴏ ʟᴏᴠᴇ || sᴍ
FanficEmma bekommt durch ein Auslandsjahr in Kanada die Chance, ihrem alten Leben kurzzeitig zu entfliehen. In Kanada angekommen muss sie sich allerdings bereits ihren nächsten Problemen stellen, denn nichts läuft so, wie geplant. Zu allem Überfluss tritt...