f i f t e e n.

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-Freitag, 13. Juli 2018-

"Also dann, wir sehen uns Montag!", verabschiede ich mich von Liam und Chloe, bevor ich mich auf den Weg zurück zum Haus von Shawn und seiner Familie mache. Ich weiß immer noch nicht, wie das auf Dauer weitergehen soll, weil Avery und Ethan wirklich zur Haft verurteilt und Olivia zu Verwandten weit weg von hier geschickt wurde. So gesehen habe ich also kein Zuhause und irgendwann kann ich auch nicht mehr bei Shawn übernachten, weil ich ihre Gastfreundlichkeit überstrapaziere, wenn ich es nicht so schon mache.

Aaliyah hat heute früher Schluss gehabt, weil ihr Lehrer krank war und dementsprechend ist sie schon nach Hause gegangen, was ich ihr aber auch nicht übel nehme. Den Weg zurück über summe ich die Melodie von ‚Life of the Party' von Shawn, weil es mir gerade so in den Sinn gekommen ist.

Jetzt ist Wochenende und ich kann mich ja mal nach einer Familie umgucken, die mich vielleicht so kurzfristig noch aufnimmt oder es überhaupt erstmal kann. Als ich die Tür öffne und mir Aaliyah entgegenspringt, zucke ich zusammen und hätte fast sogar aufgeschrien, aber zum Glück konnte ich es noch zurückhalten. Sie grinst mich an und zieht mich dann ins Haus, wo Karen, Manuel und auch Shawn warten. Fragend gucke ich alle einmal an, bis Aaliyah dann mit der Neuigkeit herausplatzt. 

"Du wirst den Rest deines Aufenthaltes auch hier verbringen!", ruft sie überglücklich, woraufhin ich Shawns Eltern nur schockiert anschaue. 

"Ich... also, ihr habt mich aufgenommen?", frage ich völlig überrumpelt, weshalb Karen lächelt. 

"Ja Emma, das haben wir. Shawn hat sich erkundigt, ob das möglich wäre und nachdem er alles weitestgehend organisiert hat, mussten wir nur noch die Formulare unterschreiben." 

Ich merke, wie sich langsam Tränen in meinen Augen sammeln, so glücklich bin ich gerade, und da ich nicht will, dass sie sehen, dass ich gleich anfange, zu weinen, laufe ich einfach zu Karen und Manuel, um sie nacheinander in den Arm zu nehmen. Lächelnd erwidern die beiden meine Umarmung und nachdem ich auch Aaliyah freudestrahlend umarmt habe, drehe ich mich zu Shawn. Er lächelt mich ebenfalls an, bevor ich ihn fest umarme. 

"Danke. Für alles", flüstere ich ihm ins Ohr, weshalb er mich ein wenig näher an sich drückt.

"Hey Emma, ich zeige dir das Zimmer, in dem du schlafen kannst", meint Aaliyah dann und zieht mich am Arm hinter sich her, als ich Shawn wieder losgelassen habe. Das Zimmer liegt gegenüber dem von Shawn, was mich insgeheim noch ein wenig glücklicher macht. 

"Es war ursprünglich mal das Gästezimmer, aber ich hoffe, das stört dich nicht." 

Schnell schüttle ich den Kopf und betrete das Zimmer. 

"Ich lasse dich mal alleine. Deine Sachen haben Dad und Shawn abgeholt, während wir in der Schule waren." 

Aaliyah deutet noch kurz auf das Bett, bevor sie mich alleine lässt. Tatsächlich sind mein Koffer und mein Rucksack ordentlich gepackt auf das Bett gelegt worden, weshalb ich schmunzeln muss.

Da jetzt ja Wochenende ist, habe ich mich sofort daran gemacht, alles auszuräumen. Und weil ich so glücklich war, habe ich laut Musik gehört und bin irgendwann bei Shawns neuem Album gelandet. Als ‚Mutual' gespielt wird, muss ich lächeln und summe leise mit, während ich die letzten Sachen in den Schrank räume. 

"Dein Lieblingslied von dem Album?", fragt Shawn da auf einmal und ich zucke zusammen. Dann drehe ich mich zur Tür und gucke ihn an, wie er da mit verschränkten Armen am Rahmen angelehnt steht und mich angrinst. Ich streiche mir eine Haarsträhne hinter das Ohr und lächle leicht beschämt. 

"Ich denke schon. Aber wenn du gefragt hättest, welches Lied, das du je veröffentlicht hast, ich am liebsten höre, könnte ich dir nicht antworten. Ich liebe alle deine Lieder und ich höre deiner Stimme unglaublich gerne zu." 

Dann grinse ich kurz und drehe mich wieder weg, damit er nicht sieht, wie ich rot werde. 

"Das bedeutet mir wirklich viel Emma", sagt er leise und ich höre, wie er durch den Raum geht. Dann fühle ich, wie er eine Hand vorsichtig auf meine Schulter legt. Langsam drehe ich den Kopf leicht, gucke ihn aber nicht richtig an. 

"Warst du schon einmal auf einem Konzert von mir?", fragt Shawn sanft und ich schüttle leicht den Kopf. 

"Ich wäre schon gerne einige Male hingegangen, aber entweder hatte ich kein Geld, keine Zeit oder du bist nicht nach Hamburg gekommen." 

Aus dem Augenwinkel kann ich sehen, wie er schmunzelt. Inzwischen hat das nächste Lied angefangen und als ich erkenne, dass es ‚Perfectly Wrong' ist, schlucke ich. Shawn scheint nun auch bemerkt zu haben, welches Lied gerade läuft, denn er atmet tief durch, bevor er tatsächlich anfängt, leise mitzusingen. In echt und keinen Meter von einem entfernt hört sich seine Stimme noch einmal schöner an und ich schließe die Augen, um dem Klang einfach zu lauschen. Als das Lied sich dann langsam dem Ende neigt, drehe ich mich nun doch zu ihm um und gucke ihm tief in die Augen. Ich schlucke und genieße es irgendwie, wie er mich anschaut. Früher habe ich mich immer unwohl gefühlt, wenn jemand mich zu lange angeguckt hat, aber bei ihm ist es etwas anderes, bei ihm ist es irgendwie ein schönes Gefühl.

Keine Ahnung, wie lange wir dastanden, aber irgendwann klopft es an der Tür und Karen fragt, ob wir zum Abendessen kommen. Weiß sie, dass Shawn hier bei mir ist? 

"Ähm, ja wir kommen sofort", sage ich und hätte mich selbst dafür schlagen können, wie unsicher meine Stimme klang. Shawn sagt nichts und als wir hören, wie Karens Schritte sich wieder entfernen, gehen wir gemeinsam nach unten in die Küche, um dann mit seiner Familie zu essen. Wir unterhalten uns großartig und ich bin wirklich froh, dass ich meinen Aufenthalt hier bei Shawn zuhause mit ihm und seiner Familie verbringen darf. 

"Ich möchte euch danken. Es ist alles andere als selbstverständlich, dass ihr mich einfach so aufgenommen habt." 

Karen schmunzelt und stellt ihr Glas ab. 

"Oh Emma, das ist sehr wohl selbstverständlich. Du bist ein nettes Mädchen und wir mögen dich. Wir alle." 

Dabei wirft sie ihrem Sohn einen kurzen Seitenblick zu, allerdings gehe ich nicht darauf ein und lächle nur leicht, bevor ich schnell aufesse.

ᴛᴏʀᴏɴᴛᴏ ʟᴏᴠᴇ || sᴍWo Geschichten leben. Entdecke jetzt