s i x t y n i n e.

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-Samstag, 3. März 2019-

Mit zitterndem Atem sitze ich in meinem Zimmer und halte den Test in den Händen. Obwohl ich ihn noch nicht gemacht habe, bin ich jetzt schon beinahe am Durchdrehen und ich weiß nicht, ob ich das überstehen kann. Ich fahre mir durch die Haare und löse den Blick dann von der Verpackung, um nicht vollends durchzudrehen.
Das Klingeln meines Handys lässt mich zusammenzucken und ich nehme den Anruf an, ohne zu gucken, wer genau anruft. „Ja?" frage ich einfach und horche, wer am anderen Ende der Leitung ist. „Hast du es gemacht?" Ich brauche nicht einmal lange, bis ich verstehe, dass Liam der Anrufer ist und atme tief durch. „Nein." antworte ich dann kurz und knapp. „Wie nein. Was soll das heißen?" „Das heißt, dass ich den Test noch nicht gemacht habe, Liam!" Kurz ist es still, doch dann höre ich, wie Liam seufzt. „Emma..." fängt er dann an, doch ich unterbreche ihn direkt wieder. „Ich weiß Liam. Ich weiß, dass ich es besser machen sollte, aber ich habe einfach Angst. Was, wenn es doch so ist? Ich meine ich vertraue Shawn und ich weiß, dass er nicht so nachlässig ist, aber falls es doch irgendwie passiert ist... dann weiß ich nicht, was ich tun soll. Ich bin 17, Shawn gerade mal 20 und dann ist da noch Schule und Shawn's Karriere und... Ich könnte das nicht, aber ich könnte es auch niemals... naja, abtreiben. Es ist ein Menschenleben und... Oh verdammt Liam, ich bin so durcheinander!" Abermals ist es still, ehe ich Liam abermals durchatmen hören kann. „Mach den Test und ruf mich dann wieder an. Falls er wirklich positiv ist und du schwanger bist, können wir dann weitersehen." Ich nicke, bevor mir einfällt, dass Liam das ja gar nicht sehen kann. „Äh, ja okay. Dann... bis gleich." Ich lege auf und starre den Test kurz noch an, bevor ich ihn nehme und aufstehe, um dann ins Bad zu gehen. Glücklicherweise laufe ich niemandem über den Weg und kann ungehindert das Bad erreichen. Schnell schließe ich die Tür ab, damit niemand einfach hereinplatzen kann und atme tief durch. Dann öffne ich die Verpackung und hole die Bedienungsanleitung und den Test hervor. Den Test lege ich vorerst auf den Rand des Waschbeckens, während ich mir die Anleitung durchlese.

Nachdem ich den Test ordnungsgemäß durchgeführt habe, betrachte ich mich im Spiegel. Mir blickt ein junges, immer noch kränklich wirkendes Mädchen mit leichten Augenringen entgegen, da ich gestern Nacht nicht gut geschlafen habe. Zwar musste ich mich nicht mehr übergeben, aber die Gedanken um das, was möglicherweise passiert ist, haben mich beinahe die komplette Nacht wachgehalten. Ich fahre mir über das Gesicht und werfe immer mal wieder einen Blick auf den Test, der nur eine Armlänge von mir entfernt liegt. Die 10 Minuten, die ich abwarten musste, ziehen sich unendlich in die Länge und ich drehe fast schon durch, als endlich der Alarm meines Handys ankündigt, dass die Wartezeit um ist.

Nun doch etwas zögerlicher greife ich nach dem Test und schaue dann auf das Feld, das das Ergebnis verrät. 2 Stiche bedeuten positiv, 1 Stich negativ...
Ich fahre mir durch die Haare. Auf dem Feld ist ein kleiner Strich zu erkennen und egal, wie lange ich noch dastehe und auf das Feld starre, es kommt kein zweiter Strich zum Vorschein.
Nur ein Strich, negativ, nicht schwanger. Erst jetzt sickert es so richtig durch und ich atme erleichtert aus. Ich habe gar nicht gemerkt, dass ich die Luft angehalten habe und ziehe die Luft dementsprechend nun tief ein, bevor ich den Test mitsamt Anleitung und Verpackung nehme und wieder in mein Zimmer gehe und alles verstecke. Ich muss das irgendwann unbemerkt wegwerfen, um unangenehmen Fragen aus dem Weg zu gehen. Dann hole ich mein Handy hervor und wähle Liams Nummer, um ihm die Neuigkeit zu überbringen. „Und?" fragt er neugierig, als er angenommen hat und bringt mich damit zum Schmunzeln. „Negativ." sage ich einfach nur und lausche, was er dazu zu sagen hat. „Also bist du einfach nur krank." stellt er ganz schlau fest und ich lache. „Ja Liam ich bin einfach nur krank. Aber es geht mir schon wieder besser, vielleicht komme ich Montag, spätestens Dienstag. Und da Shawn eh bald auf Tour geht, hätte ich sowieso keine Lust, alleine zuhause rumzuhängen." Nun ist Liam derjenige, der lacht, aber er beruhigt sich schnell wieder. Kurz ist es still und ich wollte mich gerade verabschieden, da sagt Liam noch etwas. „Du solltest es Shawn sagen." Überrascht hebe ich meine Augenbrauen. „Und was soll ich ihm deiner Meinung nach sagen? ‚Hey Shawn, Liam dachte, dass ich schwanger von dir sein könnte und hat mich deswegen einen Test machen lassen, aber jetzt hat sich rausgestellt, dass der ganze Wirbel umsonst war und ich wirklich einfach nur krank bin hahaha' oder so etwas ähnliches?!" „Es ist deine Entscheidung, aber vielleicht wird alles nachher sonst nur kompliziert und dann hast du es jetzt schon hinter dir. Außerdem, was soll großartig passieren? Ich meine, du bist ja nicht schwanger." Ich nicke abermals. „Ich denke drüber nach. Bis dann Liam." Mit diesen Worten lege ich auf und seufze, ehe ich mich umdrehe und erstarre, als ich Shawn in der Tür stehen sehe. „Wie viel hast du mitbekommen?" Shawn guckt mich immer noch überrascht und verwirrt an, ehe er sich wieder fängt und sich durch seine Haare fährt. „Genug." murmelt er dann und ich senke den Blick. Verdammt, so sollte das sicher nicht laufen...

Ich höre Schritte und kurz darauf bleibt Shawn vor mir stehen und drückt mein Kinn mit zwei Fingern nach oben, damit ich ihn anschauen muss. Er lächelt ganz leicht und das verwirrt mich um ehrlich zu sein wirklich sehr. „Wieso dachte Liam denn, dass du schwanger wärst?" fragt er leise und ich seufze. „Ich weiß nichts Genaueres, aber seine Schwester hatte wohl ähnliche ‚Symptome' wie ich und bei ihr hat sich herausgestellt, dass sie schwanger war. Deswegen ist er, was das Thema angeht, ziemlich vorsichtig, aber ich meine, lieber zu viel als zu wenig, oder nicht?" Shawn lächelt abermals und streicht mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht. „Das stimmt. Aber nächstes Mal, wenn so etwas oder etwas Ähnliches ist, erzählst du mir davon, ja?" Ich nicke leicht, während Shawn sich zu mir beugt und mir schließlich einen zärtlichen Kuss gibt. „Versprochen." murmle ich und spüre, wie Shawn leicht lächelt und mich dann näher zu sich zieht.

ᴛᴏʀᴏɴᴛᴏ ʟᴏᴠᴇ || sᴍWo Geschichten leben. Entdecke jetzt