-Dienstag, 3. Juli 2018-
Mit einem Lächeln auf den Lippen öffne ich meine Augen am Morgen und gucke an die kahle, weiße Dachschräge über mir. Ich war gestern noch so lange draußen, bis es fast komplett dunkel war. Bereut habe ich es nicht, auch wenn man Ethan angesehen hat, dass er am liebsten etwas gesagt hätte.
Immer noch lächelnd schließe ich meine Augen noch einmal, um den Abend noch einmal zu durchleben.-Flashback-
Ich habe mein Eis aufgegessen und sitze nun ziemlich nutzlos auf dieser Bank herum. Das Pärchen ist inzwischen auch wieder verschwunden und als die Sonne sich langsam dem Horizont nähert, beschließe ich, wieder zurück Richtung zuhause zu gehen. Allerdings wird daraus nichts, als ich an einem See vorbeikomme und einfach stehenbleiben muss, weil dieses Bild wunderschön aussieht. Die Sonne spiegelt sich im Wasser und dadurch, dass einige Enten im See schwimmen, kräuselt sich das Spiegelbild der Sonne durch die kleinen Wellen ein wenig. Ich wandere zum Ufer und setze mich schlussendlich einige Meter vom Wasser entfernt hin. Genüsslich schließe ich die Augen, als die letzten Sonnenstrahlen auf meine Haut treffen und die leichte Brise, die weht, durch meine Haare fährt."Wenn du ein Auslandsjahr hier machst, gehst du also noch zur Schule?", fragt da auf einmal jemand hinter mir und beim Klang der Stimme legt sich ein leichtes Lächeln auf meine Lippen.
"Dir auch hallo Shawn", begrüße ich den Braunhaarigen, der sich kurz darauf neben mich setzt.
"Und um auf deine Frage zurückzukommen: Ja, ich gehe noch zur Schule. In Deutschland würde ich jetzt die 11. Klasse besuchen, hier bin ich also ein Junior."
Shawn grinst mich von der Seite an.
"Die gute alte Highschoolzeit. Auf welche Schule gehst du denn?"
"Warte, das muss ich nachgucken. Namen von Schulen präge ich mich nie so schnell ein."
Ich hole mein Handy hervor und gehe auf meine Bildergalerie, um den Screenshot zu öffnen, den ich von der Bestätigungsmail für das Jahr hier gemacht habe.
"Ich gehe auf die Pickering High School."
Nun guckt Shawn mich fragend an.
"Auf die Schule bin ich auch gegangen. Aber wieso wurdest du nicht auf die Schule geschickt, die speziell für Schüler, die ein Auslandsjahr machen, ausgerichtet wurde?"
Ich zucke mit den Schultern.
"Vielleicht bieten sie nicht das Schulprogramm an, dass ich machen muss, um nächstes Jahr zuhause die 11. Klasse nicht wiederholen zu müssen."
Shawn stimmt mir zu und stützt sich auf seine Arme, während er nun in die Ferne guckt. Lange ist es still zwischen uns, allerdings ist es dieses Mal keine unangenehme Stille.
"Wenn du ein Junior bist, wie alt bist du dann eigentlich genau?"
Ich drehe meinen Kopf leicht, um ihm in die Augen gucken zu können.
"Ich bin 16. Und ich werde auch erst nächstes Jahr 17."
Fragend hebt er eine Augenbraue und ich lächle leicht.
"Ich habe am 1. Januar Geburtstag."
"Wie cool! Du bist die erste Person, die an Neujahr geboren worden ist, die ich kenne."
"Was eine Ehre."
Ich hebe mein Kinn an, um arroganter zu wirken, bevor ich loslachen muss. Shawn steigt mit ein und wenn ich ehrlich sein darf, sein Lachen ist fast noch schöner als sein Lächeln. Ich lege den Kopf in den Nacken und beobachte die Wolken, die vorüberziehen, bevor ich meine Augen schließe und tief durchatme. Einige Haarsträhnen wehen mir ins Gesicht, aber das interessiert mich momentan nicht wirklich. Shawn sieht das scheinbar anders, denn ich spüre, wie er mir die entflohenen Strähnen vorsichtig hinter das Ohr streicht. Also öffne ich meine Augen wieder und sehe, wie er mein Gesicht mustert. Vorsichtig lächle ich ihn an, was er erwidert. Da erst merke ich, dass er seine Hand immer noch mehr oder weniger an meiner Wange hat und schlucke. Shawn scheint zwar eine tolle Person zu sein, aber geht das nicht ein wenig zu schnell? Wir kennen uns noch nicht wirklich lange und ich glaube nicht an die Liebe auf den ersten Blick.
Bei Liebe auf den ersten Blick ‚verliebt' sich jemand nur in das Aussehen einer anderen Person, kennt aber den Charakter und das, was die besagte Person ausmacht, noch überhaupt nicht. Und der Charakter ist das, was eine Person überhaupt erst besonders macht, er ist das, in was man sich verlieben soll, andernfalls ist man einfach nur oberflächlich.
Langsam lässt Shawn seine Hand wieder sinken, als hätte er meine Gedanken gelesen und räuspert sich, bevor er aufsteht. Dann hält er mir seine Hand hin, die ich auch gerne annehme. Er hilft mir hoch und grinst mich dann noch einmal an. Meine Güte, sein Lächeln ist einfach viel zu ansteckend, man muss einfach mitlachen!"Ähm, ich denke, ich sollte jetzt besser mal wieder gehen...", murmle ich dann und Shawn nickt, bevor er sich am Hinterkopf kratzt.
"Könnte ich... also, darf ich meine Nummer eventuell bei dir einspeichern?"
Einen Moment gucke ich ihn überrascht an, bevor ich anfange, zu nicken und mein Handy hervorhole. Er nimmt es und tippt eine Weile darauf herum, ehe er es mir wiedergibt und wieder sein Lächeln auf den Lippen hat.
"Also dann, wir sehen uns", meint er dann und nach kurzem Zögern breitet er seine Arme ein wenig aus, damit ich ihn umarmen kann. Lächelnd nehme ich diese Einladung an und lege meine Arme um ihn, während ich mich ein wenig an ihn schmiege. Als wir uns wieder lösen, schenke ich ihm noch ein letztes Lächeln und mache mich dann tatsächlich auf den Weg zurück nach Hause.
-Flashback Ende-Das Lächeln auf meinen Lippen ist wie festgeklebt, als ich aufstehe, mir eine kurze Jogginghose und ein T-Shirt anziehe und dann meinen Laptop hochfahre, um mit Lynn und Lia zu skypen. Da ich gestern relativ spät wiedergekommen bin und auch Zeit gebraucht habe, bis ich einschlafen konnte, ist es jetzt schon kurz nach 12, sodass es in Deutschland jetzt ungefähr kurz nach 4 sein müsste. Also müsste auch Lynn wach sein, die sonst gerne auch mal ein wenig länger schläft. Zwar bleibe ich immer noch die, die am längsten von uns dreien schläft, aber sie ist nicht allzu weit von mir entfernt.
Als der Laptop hochgefahren ist und ich die Anwendung öffne, schicke ich beiden schnell eine Nachricht und warte, bis zumindest eine der beiden sie gelesen hat.
DU LIEST GERADE
ᴛᴏʀᴏɴᴛᴏ ʟᴏᴠᴇ || sᴍ
Hayran KurguEmma bekommt durch ein Auslandsjahr in Kanada die Chance, ihrem alten Leben kurzzeitig zu entfliehen. In Kanada angekommen muss sie sich allerdings bereits ihren nächsten Problemen stellen, denn nichts läuft so, wie geplant. Zu allem Überfluss tritt...