f o u r t y e i g h t.

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-Freitag, 21. Dezember 2018-

Heute ist der letzte Schultag und inzwischen habe ich auch Elizabeth Bescheid gegeben, dass ich bis 2019 nicht mehr arbeiten kann, da ich nicht zuhause bin. Vielleicht hätte ich die Ferien auch nutzen können, um mal wieder zuhause in Deutschland vorbeischauen zu können, aber ich freue mich auch so, heute Abend kann ich Shawn endlich wiedersehen!
Es hat heute Nacht das erste Mal dieses Jahr geschneit und das hebt meine Laune gleich noch ein wenig mehr. Zwar ist es nicht bei sonderlich viel Schnee geblieben, aber es reicht, um das Gras im Garten mit einer leichten Schicht zu bedecken. „Freust du dich?" fragt Aaliyah lächelnd und ich grinse in den Schal, den ich mir umgebunden habe. „Wie kommst du darauf?" frage ich unschuldig und lache ebenfalls, als Aaliyah loslacht. „Es ist schön, dich mal wieder so richtig glücklich zu sehen, Emma." Ich nicke und fahre mir durch die Haare, bevor ich mir auf die Unterlippe beiße. „Ich fühle mich nur ein bisschen schlecht, weil ich Chloe einfach im Stich lasse. Was, wenn etwas passiert oder sie aufwacht?!" „Selbst wenn, wäre das kein Weltuntergang. Du kommst ja wieder und ich denke, dass Chloe es verkraften wird, weil sie sicher auch will, dass du glücklich bist." Ich atme tief durch. „Du hast ja Recht."
An der Schule angekommen verabschiede ich mich von ihr und laufe auf direktem Wege zum Raum, in dem wir jetzt Unterricht haben. Nachdem ich mich auf meinen Platz gesetzt habe, hole ich meine Sachen hervor und fange an, auf meinem Block herumzuzeichnen, bis mir die Zeichnung von Shawn von mir auffällt. Leicht lächelnd fahre ich die Linien mit meinem Finger nach und denke an heute Abend, wie sein Gesicht wohl aussehen wird, wenn er mich wiedersieht. „Das sieht echt gut aus." bemerkt da ein Mädchen und lächelt mich schief an. „Bist du auch ein Fan von ihm? Er ist toll, nicht wahr?" Verwirrt gucke ich sie an, bevor ich stumm nicke. „Was findest du am Besten an ihm?" „Seinen Charakter." Immer noch verwirrt richte ich meinen Blick wieder auf den Block, als zum Glück unser Lehrer den Raum betritt. Warum auch immer sie jetzt, nach einem knappen halben Jahr, angefangen hat, mit mir zu reden, es war mehr als komisch.

„Viel Spaß in Miami. Ich bin gespannt, wie es ist Weihnachten am Strand zu feiern." Liam lächelt mich an, aber man merkt es ihm noch mehr als deutlich an, dass es ihm wehtut, Chloe immer noch nicht wieder sicher bei sich zu wissen. „Wenn du mich brauchst, kannst du mich immer anrufen, ja?" frage ich leise und lächle ihn aufmunternd an, als ein Wagen in der Nähe hupt. „Geh schon, ich will dich nicht aufhalten." Mit einer letzten Umarmung wünsche ich Liam schöne Ferien und laufe dann auf den Wagen zu, um schnell einzusteigen. „Bist du bereit, Shawn die Überraschung seines Lebens zu schenken?" Ich grinse Karen durch den Rückspiegel an und nicke, während ich mich anschnalle. Sie fährt mich zum Flughafen und hilft mir, mein Gepäck sicher zum richtigen Check-In zu bringen. „Danke nochmal. Das bedeutet mir wirklich viel." sage ich, als ich mich von ihr verabschieden will. „Dank nicht uns, sondern Andrew. Er hat das alles organisiert, weil es Shawn ohne dich wohl wirklich nicht so toll geht." Bedrückt nicke ich und umarme sie, bevor ich mich auf den Weg zu den Kontrollen mache und kurz darauf schon den Boardingbereich ansteuern kann. Es kommt ziemlich selten vor, dass ich mal ohne Hindernisse durch die Metallleuchter komme, aber tatsächlich lief alles glatt und auch beim Einstieg gab es keine Probleme. Zwar habe ich keinen Fensterplatz, aber da ich von meinem Flug nach Kanada im Juni noch schlechte Erfahrungen habe, beschwere ich mich gar nicht erst. Außerdem dauert der Flug nur etwas mehr als 3 Stunden, also in etwa so lange wie von Hamburg nach Mallorca, sodass mein Gangplatz nicht der Weltuntergang ist. Das kleine Mädchen neben mir stellt sich ziemlich schnell als echte Nervensäge heraus und auch, wenn ich kleine Kinder oder Kinder allgemein eigentlich wirklich gerne mag, könnte ich sie momentan als gleichbedeutend mit dem Weltuntergang bezeichnen. Ich stehe auf, um auf Toilette zu gehen und wenigstens ein wenig Ruhe von der Kleinen und ihrer Quengelei zu bekommen, bevor ich mich wieder neben sie setze. Nachdem sie allerdings einmal eingeschlafen ist, hat sie den ganzen restlichen Flug über keinen Mucks mehr von sich gegeben und so konnte ich doch ein wenig entspannen. Ich habe meine Kopfhörer mit dem Handy verbunden und mir die Lieder von Shawn angehört, die ich eigentlich immer hören kann und als dann ‚Never Be Alone' anfing, musste ich einfach lächeln. Gerade in letzter Zeit habe ich das Lied öfter gehört und es somit noch lieber gewonnen.

Beim Ausstieg hat das kleine Mädchen neben mir etwas gedrängelt, aber ich will nicht lügen: Ich war auch aufgeregt und mir ging das auch alles viel zu langsam, aber ich musste mich gedulden. Schließlich konnte ich das Flugzeug doch verlassen und habe das Mädchen mit ihrer Mutter schnell aus den Augen verloren. Ich habe meine Reisetasche vom Gepäckband geholt und wäre fast der Länge nach hingeflogen, weil ich sie mit zu viel Schwung hochgehoben habe. Ich habe nämlich nur das Allernötigste eingepackt und dementsprechend ist die Tasche vergleichsweise leicht, was ich für den Moment vergessen hatte.
Hier in Miami ist es angenehm warm und nichts erinnert im Entferntesten an Weihnachten, weshalb ich schmunzelnd den Kopf schüttle. Etwas weiter abseits warte ich auf Andrew, der mich abholen wollte und dann zu dem Haus bringt, in dem sie momentan wohnen. „Hallo Emma! Schön, dich wiederzusehen." Lächelnd erwidere ich die Begrüßung und folge ihm nach draußen zum Wagen, mit dem wir in die Nähe des Strandes fahren. „Wir wohnen direkt am Strand?" frage ich ungläubig, als ich aussteige und auf das Meer schaue. Andrew nickt lächelnd und nimmt mir meine Tasche ab. „Ich hole Shawn mal." Mit einem Zwinkern verschwindet Andrew im Haus und ich drehe mich einmal im Kreis.
„Emma?" fragt da jemand leise und allein schon die Stimme lässt mein Herz höher schlagen. Ich drehe mich wieder zum Haus und erblicke Shawn, der mich vollkommen überwältigt anguckt, bevor er zu mir kommt und eine Hand auf meine Wange legt. „Du bist wirklich hier." flüstert er dann. „Sieh es als vorzeitiges Weihnachtsgeschenk an." murmle ich, woraufhin Shawn leicht lacht und seine Lippen dann endlich auf meine legt.

ᴛᴏʀᴏɴᴛᴏ ʟᴏᴠᴇ || sᴍWo Geschichten leben. Entdecke jetzt