Ich bin am Ende. Alles was ich mache ist falsch und führt zur nächsten Katastrophe.
"Willst du nicht mit mir reden? Ich kann gut zuhören, das weißt du, oder?" bricht Jorge das Schweigen, als er meine nachdenkliche Miene sieht.
"Es verändert sich momentan einfach so viel, das macht mich so ein bisschen melancholisch."
"Aber du findest, es war die richtige Entscheidung, oder? Weil, wenn nicht, dann-"
"Ich bereue es nicht." unterbreche ich Jorge, der mich anlächelt, allerdings nur verhalten.
Er ist momentan nicht bester Laune. Karol hat mir gegenüber ihr Wort gehalten und Jorge erzählt, was bei ihr Zuhause los ist. Wir konnten ihn gerade noch so davon abhalten, sich einen Flug zu buchen und auf eigene Faust alles klären zu wollen.
Karol bleibt so lange hier bei uns, bis nach unseren Prüfungen. Dann will Jorge mit Karol nach Mexiko und das irgendwie klären. Das Schuljahr muss sie zwar wiederholen, aber das ist besser, als mit einem gewalttätigen Mann unter einer Decke zu leben.
Dieser Cut musste sein. Ich will mich auf Jorge konzentrieren und auf mein Studium. Alles andere ist nebensächlich.
Nur will ich komplett ehrlich mit ihm sein. Doch bevor ich ihm das mit Agus erkläre, will ich erstmal mit Agustín persönlich reden und die Fronten nochmal abklären. Ich will meine Beziehung nicht wieder in Gefahr bringen.
"Du hast mir übrigens immernoch nicht verraten, wieso wir doch nicht zu Caros Feier gehen." spricht Jorge erneut ein unangenehmes Thema an.
"Ich hab dir doch erklärt, wir haben ein wenig Streit und außerdem wollen wir doch unsere kleine Auszeit nehmen. Umso eher wir dort sind, desto mehr Zeit haben wir."
"Willst du das nicht noch mit ihr klären, immerhin ist es ihr Geburtstag?" redet er weiter auf mich ein, doch ich schüttel meinen Kopf.
"Wir brauchen mal ein bisschen Abstand voneinander, dann wächst Gras über die Sache."
"Erzählst du mir irgendwann mal, worüber ihr gestritten habt?"
"Ja, definitiv. Nur nicht heute, okay?"
Der Chilene nickt und widmet sich wieder dem Uni- Stoff. Ich hingegen esse zunächst mein Eis auf.
Ich habe mich von meinem Rückfall wirklich gut erholt. Ich esse weitestgehend normal und fühle mich auch wohl dabei.
Ich will die Schüssel mit Eis gerade wegbringen, als mein Handy anfängt zu vibrieren.
Agus. Wie aufs Stichwort.
"Meine Mamá, ich geh mal kurz telefonieren." erkläre ich Jorge der nur kurz nickt, als ich das Zimmer verlasse.
"Was gibts?" nehme ich den Anruf entgegen.
"Hättest du Zeit für mich? Jetzt vielleicht?"
Das kommt wie gerufen. Dann kann ich direkt mit ihm reden.
"Klar, ich kann in einer halben Stunde bei dir sein." sage ich deswegen zu und Agus erklärt sich einverstanden.
Nachdem die Schüssel in der Küche ist, gehe ich wieder ins Schlafzimmer.
"Könnte ich mir dein Auto leihen?"
"Klar, wo machst du hin?"
"Meine Mamá hat mich gefragt, ob ich ihr beim umräumen helfe. Seitdem sie neue Möbel haben, will sie am liebsten das ganze Haus auf den Kopf stellen." denke ich mir kurzerhand eine Lüge aus.
"Achso, okay. Dann viel Spaß."
Ich drücke ihm einen flüchtigen Kuss auf die Wange, ziehe mir im Flur noch Schuhe und an schnappe mir die Schlüssel, ehe ich die Wohnung verlasse.
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El Soltera
FanfictionValentina führt ein unbeschwertes Leben in ihrer Heimat Buenos Aires. Gemeinsam mit ihren besten Freunden Carolina und Michael lebt sie in einer WG mitten in der Stadt. Doch plötzlich keimen in ihr alte Gefühle für ihren Mitbewohner auf, denn Mike u...