Kapitel 27

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Michael würde mich bestimmt bestrafen, wenn er aus der Hölle kommt. Mir meine Gnade nehmen, oder mich sogar töten. Und vor allem, was würde Gabriel dazu sagen, wenn er erfährt, dass ich ein Bündnis mit seinem Bruder eingegangen bin?

„Wir sind da",sagte Balthazar und holte mich aus meinen Gedanken zurück. Wir standen vor einer großen Tür. Nach einem Grab sah das nicht gerade aus.

„Bist du sicher,dass Luzifers Körper hier ist?", vergewisserte ich mich und der Engel nickte.

„Okay, dann mal los", sagte ich und atmete hörbar aus. Ich griff nach der Klinke und drückte sie nach unten. Quietschend öffnete sich die Tür und ich trat ein.

„Bitte, bleib hier und pass auf, dass mich niemand stört", wies ich den Engel an.

„Kein Problem. Ich will sowieso nicht wissen, was du da vor hast", meinte er und schloss die Tür hinter mir.

„Wir sind da",murmelte ich und Luzifer erschien gleich neben mir.

„Wunderbar. Und jetzt, hol mich zurück", sagte er und lief in den Raum. Ich folgte ihm und wie von Zauberhand gingen einige Fackeln an den Wänden an und erleuchteten den Raum in einem warmen Licht.

Dann erblickte ich Luzifer. Also den Richtigen. Sein Körper lag auf einem steinernen Tisch. Um ihn herum einige Kerzen. Sie flackerten auf als ich näher trat.

Ich sah in Luzifers fahles Gesicht. Seine Augen waren geschlossen und seine Lippen zu einem dünnen Strich gezogen. Aber er hatte sich nicht verändert. Man könnte ja meinen, dass ein Körper verrottet in der Zeit, aber das war hier nicht der Fall. Ich entdeckte das getrocknete Blut, welches von dem Loch in seiner Brust stammte, verursacht durch meine goldene Erzengelklinge.

„Mach schon",nervte Luzifer der mir gegenüber stand.

„Das grenzt schon an schwarzer Magie, das weißt du. Früher hätte man mich dafür auf dem Scheiterhaufen verbrannt."

„Hab dich nicht so. Und jetzt mach endlich." Ich sah wie er von einem Bein auf das andere tippelte. Er war sichtlich aufgeregt. Aber mir ging es nicht anders. Mein Herz hämmerte in meiner Brust und ich hatte das Gefühles würde gleich heraus springen. Mit zitternden Händen legte ich eine Hand auf Luzifers Brust.

„Du musst mir versprechen, sofort mit zu kommen. Du darfst hier oben niemanden umbringen. Auch nicht Balthazar oder Raphael. Du bringst uns in die Hölle. Danach kannst du von mir aus machen was du willst.Verstanden?" Ich sah den Luzifer mir gegenüber an. Er verdrehte die Augen.

„Ja, okay, ich verspreche es." Ich musterte ihn und wandte mich wieder seinem Körper zu. Ich schloss die Augen. Ich hatte mich schon vor einiger Zeit in alten Büchern schlau gemacht um Tote zu erwecken. Ich weiß, bei Gabriel hatte ich es schon mal geschafft, und da war ich noch ein Mensch. Aber ich hatte gelesen, dass dies nicht immer klappen würde. Dafür gab es dann einen Spruch. Ich versuchte mich an die Worte zuerinnern und fing dann an zu murmeln:

Ich bin dein Engel aus dem Jenseits, beruhige dich
Stille in deiner Trübung
Und wenn das Böse zum Guten wird in einem himmlischen Licht
Werde ich dein Zeugnis beherzigen.

Chaosin meiner Trübung
Und möge das Böse zum Guten werden in einem himmlischen Licht.
Vergib meine Opferzeremonie.

Steh ein für Gott im Land der Flammen
Führe den Wahnsinn herbei, du bist geboren um zu zerstören
Jenseits der Spur der höllischen Reiter. Ein dunkler Engel der Sünde. Erwache zum Leben wenn der körperliche Kampf ruft!"

Ich spürte die Macht, wie sie durch mich hindurch floss und sich einen Weg aus meinen Händen bahnte. Langsam öffnete ich die Augen. Luzifers Körper war in helles Licht getaucht. Seine Erscheinung war verschwunden. Das Licht ließ nach und ich nahm die Hand von seiner Brust. Erschöpft fiel ich auf die Knie. Ich hielt meinen Kopf, da er zu hämmern begann.

„Alles okay?"

Highway to hellWo Geschichten leben. Entdecke jetzt