Kapitel 14: Erneute Rettung

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Lamira wagt es nicht, sich umzudrehen.
Sie spürt den heißen Atem des Untieres bereits in ihrem Nacken.
Vorsichtig tastet sie nach der Pistole, findet sie aber nicht.

"Na wen haben wir denn da?", Lupask Stimme war rasselnd, kehlig und dumpf, nicht mehr zu vergleichen mit der Taylors.

Ihr Herz klopft schneller, allein durch ihren Instinkt duckt sie sich plötzlich.
Lupask Krallen erwischen glücklicherweise nur ein wenig Haut an ihrem Rücken, als er vorne über fliegt.

Knurrend knallt er auf den Boden.
Lamira nimmt die Beine in die Hand und stürzt davon.
Hinter ihr hört sie wie Lupask ihr dicht auf den Fersen ist, als sie plötzlich von einer mächtigen Kreatur umgerannt wird.

Verwirrt findet sie sich am Boden wieder, neben ihr die Pistole.
Sie sieht der Kreatur nach, die sich mit einem gewaltigen Sprung auf Lupask wirft.

"Ist das nicht...?", weiter kommt sie nicht, denn der andere Werwolf unterbricht sie:
"Lauf, wenn dir dein Leben etwas bedeutet. Ich interessiere mich nicht für dich, er ist mein Ziel. Nicht du."
Diese Stimme klingt seltsamerweise ein wenig weiblicher als die Lupasks.

Lamira lässt sich das nicht zweimal sagen, greift nach der Pistole und läuft auf den Hochstand zu.
Sie dreht sich noch einmal kurz um, der Fremde nickt ihr zu, die rot glühenden Augen sehen ihr nach.
Schnell klettert sie hinauf und sägt mit dem Messer an der Leiter, dass sie vielleicht nie mehr hinunter kommen würde, kümmert sie in diesen Moment nicht.

Während die beiden Gestalten sich auf der Lichtung einen Kampf liefern, tritt Lamira noch ein letztes Mal gegen die Leiter, die dann krachend in sich zusammen fällt.

Durch den Lärm wird Lupask abgelenkt und achtet kurz nicht auf den Fremden, ein schwerwiegender Fehler.
Ein harter Schlag wirft ihn zu Boden.

Der Fremde stützt sich über ihn, Geifer tropft aus seinem Mundwinkeln.
Er nagelt Lupask mit seinem Köper fest auf den Waldboden.
Dieser beißt ihm kräftig in die linke Pranke, er schmeckt Blut, es verstärkt seine Wut.

Durch den Schmerz lockert der Fremde etwas den Griff.
Lupask nutzt die Chance und bäumt sich auf, dabei wirft er ihn von sich.

Erstaunlich schnell reagiert sein Gegner allerdings und weicht Lupasks Angriffen geschickt aus.

Lamira beobachtet das Treiben aus sicherer Entfernung.
"Lupask ist ihm aus körperlicher Kraft scheinbar überlegen, aber dafür handelt der Fremde schneller. Scheint mehr Hirn zu haben. Wobei in Lupask Fall, hat das schnell jemand", stellt sie erstaunt fest.
Sie kriecht zurück in den Hochstand.
Ein paar Servietten haben ihre Aufmerksamkeit erregt.
Sie nimmt diese von Tisch und benutzt sie um einige der oberflächlichen Verletzungen zu verbinden.

Die beiden Wölfe sind immer noch am kämpfen, als der Unbekannte plötzlich ablässt und in Richtung Wald davonstürzt.
Lupask folgt ihm.

Lamira fallen die Augen zu, ohne es zu wollen fällt sie in einen unruhigen Schlaf.

Die Sonne scheint bereits grell durch das zerbrochene Fenster, als Lamira wieder aufwacht.
Sie reibt sich die Augen und richtet sich stöhnend auf.
Ihre Schlafstellung scheint nicht sehr vorteilhaft gewesen zu sein, ihr Rücken verursacht höllische Schmerzen.

Mühsam steht sie auf und versucht die Erinnerung an die vergangene Nacht herbeizurufen.
"Da war wieder dieser Fremde, er und Lupask haben sich einen Kampf geliefert. Danach sind sie beide verschwunden", erinnert sie sich.
Als sie einen Blick durch das Fenster wirft, fällt ihr etwas erschreckendes auf.

"Alles zu Essen ist noch auf der Lichtung, samt dem Tablet! Die Leiter ist auch weg und zum Springen ist es viel zu hoch! Ich werde hier oben verhungern! Und...und...Taylor...er ist weg. Wie sollen wir dieses verdammte Spiel jemals überstehen...

Blutsünden JägerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt